Lykos (German Edition)
Professor Krauser und die Journalistin Thea Buchwald bestiegen den vorderen der beiden Busse und setzten sich auf die Bänke. Das Fahrzeug fuhr die Passagiere in das Terminal, wo die üblichen Gepäckformalitäten auf die Reisenden warteten. Straub staunte nicht schlecht, als er das Innere des Flughafengebäudes mit den vielfältigen Geschäften und Shops betrachtete. Er war schon seit Jahren nicht mehr auf Mallorca gewesen, hier hatte sich viel verändert – zumindest seiner Erinnerung nach.
Als die fünf Reisegefährten ihre Koffer zusammenhatten, fuhren sie mit den Gepäckwagen scheinbar endlos lange Gänge entlang, die rechts und links von Abfluglounges gesäumt wurden. Wenige Touristen waren hier unterwegs, wo in Hochsaisonzeiten täglich Zehntausende entlang hasteten. Als sie endlich durch die Zollschleuse nach draußen kamen, sahen sie einen Mann in Uniform neben dem Ausgang stehen, der ein Pappschild mit der Aufschrift Sen. Straub y Sen. Damm hochhielt und sie schon erwartungsvoll anblickte.
Als sie näher kamen gaben sie sich zu erkennen und wurden von dem Uniformierten freundlich begrüßt. Der Mann sprach sehr gut Deutsch und stellte sich als Alessandro Riajo von der Polizei in Palma vor. Straub tat es ihm gleich und nannte die Namen seiner Begleiter und seinen eigenen.
„Ich freue mich, sie kennen zu lernen, auch wenn der Grund ihres Besuches wohl eher negativer Natur ist“, begann Riajo in beinahe übertrieben korrekter Form. Der hochgewachsene, etwa dreißig Jahre alte Beamte besaß ein markantes Kinn und ein freundliches Lächeln, das Straub irgendwie an den Schauspieler Antonio Banderas erinnerte. Ein Blick hinüber zu seiner Kollegin zeigte ihm, sie das offenbar genauso sah.
„Wir freuen uns auch, hier sein zu dürfen und vielleicht von ihren Ermittlungen profitieren zu können“, erwiderte der Oberkommissar die höfliche Anfangskonversation.
„Sie haben ein ähnliches Problem wie wir hier, wie ich hörte. Glauben sie, es Zusammenhänge gibt?“, fragte der spanische Polizist, während man das Gebäude verließ und auf einen Van zusteuerte, der zum Glück direkt vor dem Ausgang parkte. Der Regen peitschte den Reisenden ins Gesicht und sie beeilten sich, ihre Koffer unterzubringen und einzusteigen.
„Zumindest schließt mein Vorgesetzter das nicht gänzlich aus. Wenn sie gestatten, mache ich mir zunächst ein Bild von ihrem Fall hier und beantworte dann ihre Frage“, sagte Straub, nachdem sie alle im Wagen saßen.
„Gut, ich bringe sie zunächst zu ihrem Hotel. Es ist nicht weit von hier. Vielleicht möchten sie sich etwas frisch machen und etwas essen, danach ist meiner Kenntnis nach noch ein Termin in der pathologischen Abteilung unserer Klinik hier vorgesehen. Dort werden sie auch meinen Vorgesetzten, Kommissar de Gariez treffen, der die Ermittlungen leitet“, klärte Riajo seine vier Fahrgäste auf. Auf der Fahrt unterhielten sie sich mehr über Allgemeinheiten und Straub erzählte dem spanischen Kollegen kurz, welche Aufgaben die einzelnen Mitglieder der kleinen Reisegruppe überhaupt hatten. Das Hotel lag in der Nähe des Yachthafens von Palma, in Sichtweite der imposanten und berühmten Kathedrale. Der Oberkommissar hatte zu Anfang schon befürchtet, man sie in S’Arenal absetzen würde, aber das Hotel hier lag zum Glück weit genug von dem Touristenzentrum entfernt – auch wenn der Trubel dort im Winter nicht annähernd so furchtbar war, wie zur Hauptsaison
Nachdem die fünf Reisenden eingecheckt und etwas gegessen hatten, trafen sie sich nach der verabredeten Dreiviertelstunde wieder unten an der Rezeption des Hotels mit dem Spanier. Als letzte kam die Reporterin Thea Buchwald aus dem Fahrstuhl und gesellte sich zu der Gruppe. Straub fand die ganze Sache noch immer unpassend und fragte die Frau, ob sie wirklich die Absicht hatte, nun mitzukommen. „Wie sie gehört haben, geht es zuerst in die Pathologie. Man wird uns dort eines der hiesigen Opfer zeigen. Das ist wahrscheinlich kein sehr schöner Anblick für jemanden, der das nicht gewohnt ist“, erklärte er der Journalistin.
„Ich habe sehr starke Nerven, Herr Oberkommissar. Und Mordopfer habe ich auch schon mehrere gesehen. Machen sie sich also keine Sorgen um mich. Ich habe auch nicht vor, Leichen zu fotografieren und in unserer Zeitung abzubilden. Es geht hier lediglich um eine authentische Berichterstattung. Ich komme also mit, wenn sie gestatten“, antwortete sie in dem ihr offensichtlich eigenen,
Weitere Kostenlose Bücher