Lykos (German Edition)
geöffnet und ebenfalls ausgeweidet worden. Das linke Bein fehlte vollkommen, von den Armen waren jeweils nur noch Stümpfe übrig. Tiefe Kratzspuren zogen sich über die Hautstellen, die noch vorhanden waren. Am deutlichsten stach für Straub und Damm jedoch die Wunde an der Kehle hervor. Wie bei den Opfern aus Salzgitter war deutlich der tiefe Biss in den vorderen Hals zu erkennen. Auch hier fehlte die Kehle vollständig, überhaupt waren die Verwundungen absolut vergleichbar mit denen der deutschen Opfer.
„Señora Maria Olliere, das vierte Opfer“, erklärte de Gariez auf Spanisch. „Sie wurde vor zwei Wochen auf ihrem Hof in der Nähe von Ses Salines gefunden. Sie lebte allein dort, der Postbote hat sie vor der Eingangstür vorgefunden. Es wurde nichts aus ihrem Haus gestohlen, nichts beschädigt.“
Während Dr. Leuschenberger sich sofort näher mit der Leiche beschäftigte und einige der Wunden mit einem elektronischen Maßband untersuchte, mussten die anderen Anwesenden sich um Thea Buchwald kümmern, die sich beim ersten Anblick des Opfers entsetzt weggedreht hatte und nun ohnmächtig zu Boden sank. Angela Damm und der spanische Kommissar stützten die Gestürzte und versuchten, sie wieder zu Bewusstsein zu bekommen. Als sie wieder zu sich kam, musste sie schließlich den Untersuchungssaal verlassen und sich draußen erholen, wobei der Polizeipsychologe ihr half.
Inzwischen beendete Dr. Leuschenberger seine erste Kurzuntersuchung mit Fotos, die er von der Leiche schoss.
Straub trat zu ihm hin und betrachtete das Opfer erneut genauer. „Unfassbar, es ist exakt das gleiche Muster, nicht wahr?“, fragte der Oberkommissar.
„Nein, nicht genau“, schüttelte Leuschenberger seinen Kopf. „Sie sind größer ..., die Bisse meine ich“, setzte er fort. „Der Durchmesser ist etwas über zwei Zentimeter größer. Auch die Abstände zwischen den Kratzspuren hier“, er deutete auf die tiefen Risse am Rumpf des Opfers, „sind eindeutig weiter auseinander. Wir haben es also definitiv nicht mit dem selben Täter zu tun.“
„Aber ansonsten ist wirklich alles genau gleich, wie bei unseren Fällen“, sagte Straub kopfschüttelnd.
„Ja, das ist in der Tat so“, bestätigte der Raubtierexperte. „Die Bissmuster, die Form der Verletzungen – alles genauso.“ Er wandte sich dem spanischen Pathologen zu und ließ durch Riajo fragen, ob man Haare oder Hautreste bei dem Opfer gefunden hätte, was der Mediziner bestätigte.
„Fellhaare von einem großen Hund – einem Schäfer- oder Hirtenhund“, übersetzte der spanische Polizist.
„Eher wohl von einem Wolf“, murmelte Leuschenberger und blickte Straub dabei vielsagend an. Der Oberkommissar schüttelte erneut seinen Kopf. Es gab wirklich unglaublich viele Parallelen in den beiden Fällen, irgend ein Zusammenhang zwischen den Morden hier und in Deutschland bestehen musste. Die Frage war nun, welche Konsequenzen man daraus ziehen konnte? Gab es eine Verbindung zwischen den Tätern, eine Absprache über den Zeitpunkt der Morde? Woher kannten sie sich und vor allem, was waren das für Tiere, die sie beide für ihre Taten nutzten?
Während der Oberkommissar noch grübelte, berichtete sein spanischer Kollege von dem weiteren Vorgehen seiner Behörde. Gariez deutete dabei an, man dem Täter offensichtlich eine Falle stellen wollte. Köder sollte dabei ein alter Hof in der Umgebung sein, in der die meisten Morde geschehen waren und auf dem sich die spanische Polizei bereits heimlich eingerichtet hatte. Mitten in seinem Bericht kam ihm die Idee, die deutschen Kollegen mit zu integrieren. Er erklärte Riajo seinen Plan und ließ ihn dann von dem jungen Polizisten übersetzen: „Wir haben in der Ortschaft Llombarts im Regierungsbezirk Santanyi einen alten Hof in Anspruch genommen. Der Ort liegt zentral zwischen den Stellen, an denen die Opfer gefunden wurden. Wir gehen davon aus, sich der Täter absichtlich ältere oder alleinstehende Menschen aussucht, mit denen er leichtes Spiel hat. Deshalb werden wir ihn auf diesen Hof aufmerksam machen, auf dem natürlich eine alte Witwe einsam und allein lebt. Da wir annehmen, er aus der Gegend kommt und alles sehr genau beobachtet, werden wir die Aufmerksamkeit aller Bewohner der Gegend auf diesen Hof lenken. Wir werden zusammen mit einer Sonderabteilung dort auf ihn warten. Wenn sie einverstanden sind, können sie sich daran beteiligen, wie mein Vorgesetzter gerade vorgeschlagen hat. Die Falle soll bereits
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