Lykos (German Edition)
heute Abend aufgestellt werden. Dazu haben wir ein Ereignis erfunden, das uns ermöglicht, unauffällig den Hof zu betreten; zudem spricht es sich schnell herum, besser als jede Pressemeldung“, erzählte Riajo.
„Und was für ein Ereignis soll das sein?“, fragte Straub interessiert.
Riajo übersetzte und sein Vorgesetzter lächelte daraufhin fast schelmisch. „La Fiesta – das Fest”, antwortete er und rieb sich dabei die Hände.
Der Hof in Llombarts
Flache Steinmauern und knorrige Olivenbäume bestimmten die Landschaft, durch die sie fuhren. Die Straße von Campos aus verlief über einige Hügel, die noch die letzten Ausläufer der Berge im Nordosten waren. Vor ihnen erstreckte sich die Stadt Santanyi, deren große Kirche die rotbraune Silhouette beherrschte. Sie fuhren in einen Kreisverkehr ein – Straub bewunderte immer wieder die einfache Funktionalität dieser Verkehrseinrichtung – und gelangten dann auf eine Umgehungsstraße, die parallel zur Altstadt an trutzigen Steingebäuden auf der linken, und einem Supermarkt auf der rechten Seite vorbeiführte. Der Oberkommissar saß zusammen mit Riajo, dessen Vorgesetzten Gariez und Angela Damm in einem der vier Fahrzeuge, mit denen die Gruppe der deutschen Sonderkommission und einige Polizisten der spanischen Kripo unterwegs waren.
Riajo erläuterte ihnen nun schon einige Zeit den Plan seiner Abteilung. Demnach hatte man sich also für den Hof entschieden, auf dem tatsächlich eine alte Witwe wohnte, die allgemein bekannt war. Man hatte in den ortsüblichen Zeitungen der Gegend ihren angeblich neunzigsten Geburtstag angekündigt und zu einem großen Fest geladen. Typisch für derartige Feste war natürlich, die gesamte Verwandtschaft, alle Bekannten, Honoratioren und praktisch das gesamte Dorf geladen war. Für Aufsehen war also gesorgt und die Polizisten konnten so unbemerkt in das Haus gelangen, in dem sie natürlich nach Beendigung der Feier blieben – aber das sollte selbstverständlich niemand bemerken. „Wir haben keine Mühen gescheut. Selbst die Maske der Kollegin, die den Part der alten Señora übernimmt, sieht täuschend echt aus“, erzählte der spanische Polizist lächelnd.
Straub sah aus dem Fenster, der Regen hatte inzwischen aufgehört und die Abendsonne kam tatsächlich noch zwischen den dichten Wolken hervor. Sie verlieh der Gegend ein weitaus sympathischeres Aussehen und erinnerte für einen kurzen Moment an die herrlichen Sommermonate an diesem Ort.
„Das hier ist Santanyi“, bemerkte Riajo und deutete mit dem Finger hinaus. „Von hier stammt meine Familie. Im Sommer sind viele deutsche Touristen hier, aber es ist nicht überlaufen. Eher beschaulich und ruhig.“
„Ihre Falle, meinen sie, sie funktionieren wird?“, fragte Angela Damm interessiert.
„Si!“, antwortete Gariez statt seines Kollegen nickend. Offensichtlich verstand er die Frage, antwortete jedoch wieder auf Spanisch, was Riajo dann übersetzte: „Der Mörder beobachtet mit Sicherheit jeden hier in der Gegend. Wenn er davon erfährt, die alte Señora allein auf ihrem Hof lebt, wird er zuschlagen wollen, sobald die Gäste wieder verschwunden sind. Es macht ihm Spaß, zu schockieren und das wäre doch ein richtiger Schock für alle. Gestern noch gefeiert, heute grausam getötet.“
„Stimmt“, antwortete Straub nickend. „Mich würde interessieren, was unser Psychologe dazu sagt“, ergänzte er.
„Sie haben aber nicht nur einen Psychologen, sondern auch diesen Tierexperten mitgebracht“, stellte Riajo fest und blickte den Oberkommissar neugierig an.
„Ja, wir haben unsere Fälle von ihm untersuchen lassen. Nach seinen Angaben stammen die Bisswunden von einem Wolf ..., einem außergewöhnlich großen Wolf“, antwortete Straub.
„Interessant. Wissen sie, wie man den Täter hier in der Gegend nennt?“, fragte der spanische Polizist. „El Diavolo – den Teufel.“
„Und was glauben sie?“, wollte Straub wissen.
„Manche der Leute hier behaupten, sie hätten den Täter gesehen und beschreiben ihn als Monster, das auf zwei Beinen geht. Andere wollen ein mit Fell behaftetes Tier gesehen haben, das auf allen Vieren läuft. Ich glaube, wir es mit einem Wahnsinnigen zu tun haben, der äußerst schnell aus dem Weg geräumt werden muss!“
„Sie glauben also nicht an ein Monster?“, mischte Angela Damm sich ein.
„Señora, ich glaube an das hier“, antwortete Riajo und zog seine Dienstwaffe. Dann lachte er über sein martialisches
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