Lykos (German Edition)
und stellte sich absichtlich etwas dumm.
„Oh, ich bitte sie. Wir hatten doch so etwas wie einen Deal. Sie versorgen uns mit Material und wir ...“, antwortete die Reporterin mit einem gespielt unschuldigen Augenaufschlag.
„Na, ja, es gibt noch nicht viel zu berichten. Wir sind leider nicht viel weiter gekommen. Es gibt keine verwertbaren Hinweise“, versuchte der Oberkommissar sich aus der Affäre zu ziehen. „Polizei tappt immer noch im Dunkeln, heißt das wohl in ihrer Sprache“, scherzte er anschließend und deutete damit den Artikel an, den er vorhin erst gelesen hatte.
„Jetzt kommen sie, Herr Oberkommissar. Sie haben ein Soko eingerichtet und arbeiten mit Experten zusammen. Da wird sich doch wohl was ergeben haben.“
„Woher haben sie eigentlich immer ihre Informationen?“, wollte Straub wissen.
„Sie geben ihre Quellen ja wohl auch nicht preis“, erwiderte Thea Buchwald kopfschüttelnd. „Aber ich möchte ihnen gern meinen guten Willen beweisen und ihnen etwas zeigen, was wir in der morgigen Ausgabe bringen.“ Sie hielt Straub ein Blatt Papier mit einem Textausdruck hin. Der Oberkommissar und seine Kollegin nahmen ihn entgegen und lasen beide gleichzeitig:
Palma de Mallorca
Eine Serie von schrecklichen Morden auf der beliebtesten Insel der Deutschen verängstigt zur Zeit die dortigen Bewohner. Vor allem im Südosten der Baleareninsel, im Regierungsbezirk Santanyi, wurden mehrere Opfer gefunden, die zumeist auf einsamen Höfen abseits der Touristenzentren wohnten. Die Opfer wiesen nach Angaben von dpa schwerste Bisswunden auf und wurden in einigen Fällen regelrecht ausgeweidet.
Deutsche, die sich auch in den Wintermonaten auf der Insel aufhalten, seien aber nicht darunter, wie es von der spanischen Polizei weiter hieß. Welche Motive hinter den schrecklichen Taten stecken ist bisher noch nicht klar. Die Balearen – vor allem die Inseln Mallorca und Ibiza – seien seit längerer Zeit immer wieder Ziel von religiösen Fanatikern und Sekten gewesen, wie ein interner Mitarbeiter der spanischen Behörden verlauten ließ. Der Zustand der Opfer könne eventuell auf religiöse Riten hinweisen. Eine Stellungnahme des Touristikministeriums auf den Inseln gibt es bisher noch nicht. Die Fälle erinnern in gewisser Weise an die Morde, die in den vergangenen Monaten auch hier in Salzgitter (wir berichteten) stattgefunden haben und ähnlich schwere Verstümmelungen der Opfer aufwiesen. Zusammenhänge zwischen den Taten hier und auf der spanischen Insel können jedoch von keiner Seite aus bestätigt werden. Tb
Als Straub und Damm den Artikel fertiggelesen hatten, blickten sie sich zunächst einmal verwundert und auch ein wenig ratlos an. Wenn man den Angaben trauen konnte, dann gab es in der Tat ein vergleichbares Muster mit ihrem Fall hier. War das nur ein Zufall oder gab es wirklich Zusammenhänge?
„Na, was sagen sie dazu. Ist doch wirklich seltsam, oder?“, fragte Thea Buchwald beinahe triumphierend. „Es kommt übrigens noch ein Extrakasten darunter, in dem wir versichern, wir bei den Salzgitter-Morden am Ball bleiben. Unsere Leser haben wie schon gesagt ein Interesse und ein Recht auf die Information“, ergänzte sie.
Straub blickte kurz zu seiner Kollegin herüber und verzog kaum merklich sein Gesicht. Dann wandte er sich wieder der Reporterin zu. „Tja, das ist in der Tat etwas eigenartig. Aber wie sie schon ganz richtig schreiben, gibt es keinerlei Bestätigung irgendwelcher Verbindungen. Das wäre auch wirklich etwas zu weit hergeholt. Dennoch interessiert mich die Geschichte natürlich. Haben sie noch weitere Informationen darüber?“
„Vielleicht?“, kokettierte Thea Buchwald. „Wenn sie mir dafür im Gegenzug auch etwas erzählen ...“
„OK, aber das bleibt noch immer bis auf Weiteres intern“, antwortete Straub. Er wollte fortfahren, wurde jedoch von ihrem Vorgesetzten Kriminalhauptkommissar Reinhard Breuer unterbrochen, der in gerade diesem Moment zur Tür hereinkam. „Ist schon alles mit Frau Buchwald geklärt, Peter“, sagte er und winkte ab.
Straub und Damm blickten ihren Vorgesetzten verwundert an. „Schön, wir auch mal davon erfahren“, bemerkte der Oberkommissar mit leicht angesäuerter Miene.
„Na komm schon, Peter. Ich habe dir keine Kompetenzen weggenommen. Außerdem gibt es jetzt auch noch ein kleines Bonbon für euch beide.“
„Nämlich?“
„Ihr fahrt für ein paar Tage auf die Insel“, grinste Breuer breit.
„Äh ... wohin?“, wunderte
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