Lynettes Erwachen
dass nur ihr Vater und Elias, der inzwischen neben ihr stand, die Worte hatten verstehen können.
„Alles in Ordnung, Schatz?“
Lynette ergriff Elias’ Hand und drehte sich um. „Ja! Elias, darf ich dir meinen Vater vorstellen? Dad, das ist Elias Drake, mein Freund.“
Die beiden Männer musterten sich, reichten einander die Hände.
„Sehr erfreut, Mr. Drake.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mr. Harllow.“
„Er heißt nicht mehr Harllow“, erklang es spitz hinter ihnen. „Sein Name ist Dr. Nichols.“
„Mein Name ist Robert. Ignorieren Sie die Frau. Sie versteht sich hervorragend darauf, einem auf die Nerven zu gehen.“
„Dann hättest du sie besser nicht mitgebracht. Ich wünsche keine weiteren Störungen auf meiner Hochzeit.“ Charlotte warf Lynette einen bösen Blick zu. „Du hast schon für genug Unruhe gesorgt, meine Liebe.“
„Das tut mir aufrichtig leid.“ Lynettes Stimme sagte deutlich, dass es ihr piepegal war.
Charlotte rümpfte die Nase. „Eine Familienzusammenführung also. Nett! Sentimental, aber nett. Robert, du sorgst dafür, dass dieses zänkische Weib verschwindet, oder ich sperre sie für die nächsten Tage in den Keller.“ Charlotte beugte sich zu Lynette. „Vielleicht gefesselt auf einem Bock?“
„Sei still“, zischte Lynette und warf ihrem Vater einen verstohlenen Blick zu. Der hatte sich Susan zugewandt, die geifernd an ihrem Arm zerrte, als er sie zum Haus führte.
Elias’ warmer Blick traf sie. Seufzend lehnte sie sich an dessen Brust.
„Alles gut?“
„Hmmmm“, brummte Lynette zufrieden. Plötzlich riss sie den Kopf hoch und sah ihn entsetzt an. „Ich muss nach New York oder in irgendeine Boutique.“
„Wie kommst du jetzt darauf?“
„Ich habe für morgen das Nacktkleid eingepackt. Das kann ich unmöglich tragen, wenn mein Vater da ist.“
Offensichtlich konnte sich Elias das Lachen kaum verkneifen. Seine Mundwinkel zuckten. „Das Nacktkleid?“
„Das Kleid, das du mir zum Geburtstag geschenkt hast. Ich hab es ausprobiert. Darunter kann man keine Wäsche tragen. Man sieht sie.“
„Mein Schatz, dein Vater ist ein erwachsener Mann und du bist eine erwachsene Frau. Glaub mir, du kannst tragen, was du willst, er wird stolz auf dich sein.“
„Das kann ich nicht“, beharrte sie, „Meine Nippel werden durch die Reibung des Stoffes hart, und das wird er sehen.“
„Morgen werden über sechzig Gäste da sein. Bei denen hätte dich das nicht gestört?“
„Die kenne ich ja nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ryan da sein würde.“
„Ryan macht dich also nervös?“
Elias’ Grinsen ging Lynette auf die Nerven. „Du nimmst mich nicht ernst. Das kann böse Folgen haben. So was macht mich fuchsteufelswild.“
Er zog sie in die Arme, bekam das Lachen aber nicht in den Griff. „Zieh an, was du willst, mein Engel. Wenn es dir so wichtig ist, können wir in die Stadt fahren. Boutiquen sollte es hier genug geben.“
„Und was ist das eigentlich mit diesem Maskenball? Davon hast du nie was gesagt.“
„Darum habe ich mich längst gekümmert. Lass dich überraschen. Du wirst wundervoll aussehen, und nur ich kenne die Bedeutung.“
„Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll.“
„Wirst du, vertrau mir.“
Es wurden Horsd’œuvre gereicht, und der Champagner floss in Strömen. Lynette hielt sich beim Alkohol zurück und suchte nach ihrem Vater. Etwas abseits stehend, fand sie ihn. Er beobachtete sie. Lächelnd ging Lynette auf ihn zu.
„Du bist eine wunderschöne, selbstbewusste Frau geworden. Ich bin stolz auf dich.“
Lynette hätte nicht gedacht, dass ihr dieses Kompliment so viel bedeuten würde.
„Wollen wir ein Stück am Strand laufen?“
„Gern.“
Er reichte ihr die Hand, und Lynette ergriff diese dankbar. Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander her und sortierten ihre Gedanken. Am Strand zog Lynette die Schuhe aus und krempelte die Hosenbeine hoch. Das Wasser war eiskalt, doch sie liebte es, mit nackten Füßen durch den Sand zu laufen.
„Dad?“
„Ja, mein Schatz?“
„Es tut mir leid. Ich war noch ein Kind, konnte das alles nicht verstehen.“
„Dir muss nichts leidtun, Lynn. Ich hätte dich nicht bei ihr lassen dürfen.“
„Heute weiß ich, dass ihr keine Chance hattet, glücklich zu werden. Ich bin wie sie, Dad.“ Robert schwieg, und in ihr wuchs das Unbehagen, und die Zweifel kehrten zurück. „Rede mit mir, bitte. Lass das nicht für immer zwischen uns stehen.“
Er
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