Lynne Graham
war.
Der Boden schien ihr unter den Füßen wegzubrechen. „Sie sagen mir hier, dass ich seit fünf Jahren unbefugt fremdes Land bewirtschafte? Dass mein Garten offiziell Lysander Metaxis gehört?“
„Und alles, was sich innerhalb der Mauern befindet.“
Ophelia konnte nur mechanisch nicken, während sie die Worte des Anwalts hörte, wie sehr er es bedaure, und dass sie absolut nichts unternehmen könne.
Benommen fuhr sie von der Kanzlei direkt zu ihrem Garten. Zumindest versuchte sie es. Doch Metaxis Immobilien verschwendete keine Zeit. Das Land, das ihnen gehörte, wurde bereits mit schimmernden grünen Metallzäunen abgegrenzt. Tore waren errichtet worden, eines davon auch vor dem Weg, der zum Garten führte. Ophelia fuhr an den Arbeitern vorbei und bremste den Wagen vor dem Tor am Weg ab. Sie sprang vom Fahrersitz und musste feststellen, dass ein schweres Vorhängeschloss ihr jetzt den Zutritt zum Garten, seit Jahren ihr Traum und ihre Arbeit, verwährte.
Sie schäumte schier über vor Wut. Sollte ich einer Heirat mit Lysander Metaxis zustimmen, dann werde ich ihm dafür den Hals umdrehen, dachte sie düster.
Denn sie zweifelte keine Sekunde daran, wer der Verantwortliche war, der sie von ihren geliebten Pflanzen trennte.
3. KAPITEL
Noch am gleichen Tag, an dem Ophelia ihre Einwilligung in eine Heirat mit ihm verweigert hatte, begann Lysander mit der Zusammenstellung eines professionellen Teams, das die zügige Renovierung von Madrigal Court übernehmen würde.
Er zweifelte nicht daran, dass – mit den richtigen Anreizen – Ophelia sich letztendlich anders entscheiden würde. Ihr klarzumachen, dass ihr Garten sich auf einem fremden Grundstück befand, war nur ein Warnschuss für sie. Sie sollte erkennen, wie schwierig ihr Leben ohne seine Unterstützung werden konnte. Außerdem war er überzeugt, dass sie sich nie mehr die Hände mit Gartenerde schmutzig machen würde, sobald er anfing, die Rechnungen zu begleichen.
Als Mann, der keine Zeit verschwendete, hatte er seinem Rechtsanwaltsteam den Auftrag erteilt, einen Ehevertrag auszuarbeiten, und sich bereits nach den Möglichkeiten für eine diskrete Eheschließung erkundigt. Die Nachricht, dass Ophelia um einen Termin mit ihm ersucht hatte, überraschte ihn nicht. Allerdings würde das nun warten müssen, bis er aus Griechenland zurück war.
Auch in Griechenland verwandte Lysander jede Minute des Tages auf seine Arbeit. Das war immer sein Weg gewesen, um sich von Problemen oder Sorgen abzulenken. Sobald sich ein negativer Gedanke einschleichen wollte, oder auch irgendetwas anderes, das eine emotionelle Reaktion nötig machen würde, vergrub er sich erst recht in Arbeit.
An dem Tag, als er nach London zurückkehrte, berichteten die Schlagzeilen in der Finanzwelt von einem weiteren Millionen-Deal, den Finanzgenie Lysander Metaxis abgeschlossen hatte. Doch Lysander feierte seinen Erfolg lieber allein und gab die Order, ein Diamantcollier an Anichka zu schicken. Als Abschiedsgeschenk.
Er hatte noch nie etwas für das Landleben übrig gehabt. Die Aussicht auf Wochenenden auf dem Land, zusammen mit Ophelia, gewann allerdings seltsamerweise immer mehr an Reiz, so als würde eine geheimnisvolle Aura von verbotener Erotik aufkeimen. Dabei sagte ihm sein Verstand laut und deutlich, dass Ophelia nicht sein Typ war, sie war zu klein, zu streitsüchtig und achtete zu wenig auf ihr Äußeres. Ebenso stellte sein Verstand nüchtern fest, dass er Anichka bereits nach zwei Wochen leid gewesen war. Sein Verschleiß an Frauen wurde langsam exzessiv. Ein Wechsel in Stil und Tempo konnte ihm also nur guttun. Er stellte sich Ophelia als laszive Schönheit auf einem Himmelbett vor, die nichts anderes trug als ein einladendes Lächeln auf den Lippen, und seine Libido schaltete automatisch in den Überholgang.
Als er dann jedoch den traurigen Zustand des großen Bettes und die zerfetzten Vorhänge wieder vor sich sah, drohte die schöne Fantasie in sich zusammenzubrechen. Er setzte sich mit seinem Hauspersonal in Verbindung und gab zum ersten Mal einen speziellen Möbelwunsch in Auftrag – ein Vier-Pfosten-Bett mit Baldachin. Das perfekte Hochzeitsgeschenk!
Ophelia eilte auf den Lift im Metaxis-Gebäude zu. Um rechtzeitig für den Termin nach London zu kommen, hatte sie den Zug schon im Morgengrauen nehmen müssen.
Sie trug eine schwarze Jacke und einen knielangen grauen Rock. Übrigens eine Kombination, in der sie bei allen ernsten Anlässen erschien … wie
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