Lynne Graham
dennoch würde ich eine standesamtliche Trauung vorziehen.“
„Auf einem Standesamt wird es praktisch unmöglich sein, eine stille Trauung vorzunehmen. Obwohl ich sorgfältigste Vorkehrungen treffe, um mein Privatleben auch wirklich privat zu halten, erregt jeder meiner Schritte öffentliches Aufsehen. Ich ziehe es vor, wenn die Presse von unserer Verbindung nichts erfährt.“ Seine samtene Stimme klang endgültig.
Ophelia senkte den Blick auf ihre Hände. Ihre Vorstellungen waren unwichtig, alles drehte sich um seine Wünsche. Es ging nicht darum, die Details auszuarbeiten, sondern ihre Rolle in seinem Stück festzulegen. Der Familienstand würde im tiefsten Dunkeln bleiben. Sollte sie jetzt erleichtert oder beleidigt sein?
„Auch wenn es keine Gäste geben wird, sollten wir die Trauung so normal wie möglich ablaufen lassen, nur für den Fall, dass hinterher irgendjemand Fragen stellt.“
„Lassen wir doch das missverständliche ‚Wir‘, wenn ich so oder so keine Vorschläge einbringe“, meinte Ophelia sanftmütig. „Ihnen ist es sicherlich lieber, wenn Sie die Dinge beim Namen nennen können.“
Lysander sah sie über den Tisch, der sie trennte, hinweg an. Ihr Blick war nicht zu deuten, ihre Lippen zu einem leichten Schmollmund verzogen. Von dieser folgsamen Haltung ließ er sich keineswegs täuschen, auch wenn sein Blick auf ihren Lippen haften blieb. Er fragte sich, wie sie eine so sinnliche Ausstrahlung besitzen konnte, wenn sie weder Make-up trug noch reizvolle Kleidung. „Wie Sie wünschen. Sie werden sich wie eine Braut kleiden, und ein Fotograf wird die Zeremonie auf Bildern festhalten.“
„Wo werden Sie denn wohnen?“, fragte sie gepresst. „Ein paar Tage im Monat werde ich auf Madrigal Court verbringen, voraussichtlich die Wochenenden.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sehr bequem für Sie sein wird.“ Ohne großen Erfolg versuchte Ophelia, sich ihn in einem geschichtsträchtigen Haus voller Erinnerungen, aber ohne jeglichen Luxus vorzustellen.
„Mein Personal wird die Dinge in die Hand nehmen und sich darum kümmern“, teilte er ihr mit. „Das wird alles im Vorfeld erledigt.“
Ophelia wagte es, den Blick zu heben und in seine Augen zu schauen – und fühlte sich, als hätte sie einen Stromstoß erhalten. Jedes Nervenende in ihr vibrierte. Unruhig stand sie auf und ging im Zimmer auf und ab. „Und wie lange, glauben Sie, müssen wir die Scharade aufrechterhalten?“
„Maximal vierzehn Monate.“ Seine Antwort kam prompt. Was vermuten ließ, dass er sich bereits Gedanken gemacht hatte, welcher Zeitraum angemessen schien. „Allerdings warne ich Sie schon jetzt vor. Sollte auch nur ein Wort über unsere Ehe an die Öffentlichkeit gelangen, wird sich sofort alles ändern. Es wird dann als echte Ehe gelten und andauern.“
„Natürlich.“ Diese Möglichkeit würde sich so oder so nicht ergeben. „Aber in der Zwischenzeit lebe ich weiter als Ophelia Carter, nicht als Ihre Frau.“
„Ich wünsche mir nicht unbedingt, dass Sie sich wie meine Frau benehmen, dennoch ist es erforderlich, dass Sie sich verhalten, als hätten wir eine Beziehung“, kam es prompt von ihm zurück.
Perplex starrte sie ihn an. „Eine Beziehung? Sie scherzen.“
„Warum machen wir diesen Unsinn mit, wenn wir es dann auffliegen lassen, indem wir uns wie Fremde benehmen?“ Seine Geduld war am Ende. „Das steht völlig außer Frage.“
„Aber Sie werden doch noch immer Ihre … äh … Begleiterinnen haben, oder?“, fragte sie mit schmalen Lippen.
„Nicht auf Madrigal Court. In diesem Haushalt werden Sie die einzige Frau sein.“
Immerhin schien er gewisse Grenzen zu akzeptieren. Also würde ihr die Parade von Schönheiten im Haus erspart bleiben. Die Erleichterung wich verlegenem Ärger, als ihr Sekunden später klar wurde, was das bedeutete. „Wenn die Leute nicht wissen, dass wir verheiratet sind, für was werden sie mich dann halten?“
„Meine Haushälterin, die ab und zu mit mir schläft, was weiß ich.“ Er zeigte eine grenzenlose Gleichgültigkeit hinsichtlich ihrer Gefühle. „Wenn wir nie außerhalb des Anwesens zusammen gesehen werden, wird niemand mehr vermuten. Und je unverbindlicher der Schein, desto weniger Aufsehen. Was macht es schon für einen Unterschied?“
Tiefe Empörung machte sich in Ophelia breit. „Für mich macht es einen Riesenunterschied! Die Haushälterin, die ab und zu mit Ihnen schläft?! Wie können Sie erwarten, dass ich das
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