Lynne Graham
Luder in ihr, gut für den Sex, aber ansonsten für nichts.
Und warum sollte sie das stören, wenn sie doch nur die Scheidung von ihm wollte? Obwohl … wie konnte sie das behaupten, wenn sie überhaupt kein Rückgrat mehr besaß, sobald er sie nur anschaute? Denn dann entflammte sie in brennender Leidenschaft für ihn und vergaß all ihre Vorsätze. Das war die quälende Wahrheit, mit der sie umgehen musste. Sie hatte sich immer für stark gehalten, doch nun lagen ihr Stolz und ihr Selbstrespekt in Scherben da. Und warum fühlte sie sich so verletzt?
Das was sie für Lysander fühlte, konnte doch nur pure Lust sein. Sie war zu clever, um sich in einen Mann zu verlieben, der sie niemals lieben würde, der niemals das Versprechen der Treue halten würde, der sich niemals mit ihr sehen lassen würde.
Nein, dazu war sie wirklich viel zu clever …
7. KAPITEL
Erst am Nachmittag des folgenden Tages kamen Lysander und Ophelia in Griechenland an. Durch einen für die Jahreszeit unüblichen späten Schneesturm waren Flüge gestrichen und die Starterlaubnis nicht erteilt worden. Lysander mietete eine Hotelsuite am Flughafen an und nutzte die Zeit, um mit seinem Team noch zu arbeiten. Womit er Ophelia auch gleichzeitig die Chance nahm, unter vier Augen mit ihm zu reden. Einer Diskussion zuzuhören, die sich ausschließlich um Aktienmärkte und Zinssätze drehte, verbesserte ihre Laune nicht unbedingt. Ein- oder zweimal schaute sie zu Lysander hin und sah sofort die Bilder der heißen Episode vom vorherigen Nachmittag vor sich, und dann wurde sie wieder von Scham überfallen. Vor allem, weil er sich ihr gegenüber seither kühl und distanziert verhielt.
In den frühen Morgenstunden legte sie sich im Schlafzimmer der Suite aufs Bett – angezogen. In der Aufregung des neu beginnenden Börsentages war sie auch die Letzte, die aufgeweckt wurde. Dadurch hatte sie weder Zeit zu frühstücken noch um sich umzuziehen.
Erst an Bord des Privatjets zog sie Khakihose und T-Shirt aus dem Koffer. Schließlich bestand Lysander darauf, dass sie eine normale Ehe führten. Falls nicht, hatte er ihr angedroht, sie vor Gericht zu zerren, so wie er sie aus ihrem Heim und von ihrem Garten weggezerrt hatte. Nur hatte er sich bisher geweigert, auch nur ein erklärendes Wort für sein Verhalten abzuliefern. Wann hatte er denn vor, sich wie ein verheirateter Mann zu benehmen? Oder wussten seine Leute alle schon, was für eine Scharade das Ganze war? Ein bedeutungsloses Spiel, dem ein bisschen Sex beigemengt worden war.
Als sie aus der luxuriösen Kabine heraustrat, verstummte plötzlich jeder, aber niemand sah zu ihr hin. Ihr Ehegatte schien völlig in die Lektüre seiner Tageszeitung versunken. Was ihren Verdacht nur bestätigte: An Bord eines Metaxis-Privatjets stand derjenige, der nicht arbeitete, an unterster Stelle.
Lysander war jedoch tatsächlich völlig versunken in den Artikel über seine Braut, den Matt Arnold geschrieben hatte. Unglücklicherweise war die alte Familiengeschichte der Stewarts und der Metaxis’ wieder aufgewärmt worden, die Geschichte von der Hochzeit zwischen Aristide und Cathy, die nie stattgefunden hatte. Er hoffte nur, seine Mutter würde nicht über diesen Artikel stolpern. Noch heute regte sie die Erinnerung daran auf. Aber er wollte, dass nichts und niemand die Behandlung stören sollte.
Das Interview war eine Lobeshymne auf das nette Mädchen mit den traditionellen Werten. Jede noch so winzige Andeutung, sie könnte den Milliardär nur des Geldes wegen geheiratet haben, fehlte, jeder Hinweis auf teure Geschenke oder ein Leben im Luxus war nicht existent. Nein, Ophelia stand inmitten einer strahlenden Aureole auf einem Podest, von dem aus sie erklärte, ihre privilegierte Position nutzen zu wollen, um Gutes in der Welt zu tun.
Überrascht erfuhr Lysander durch den Artikel, dass Ophelia bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr in einer einfachen Siedlung bei einer Mutter lebte, die Probleme mit Alkohol und den falschen Männern gehabt hatte. Es gab ein Foto von einer ungefähr zehnjährigen Ophelia, die ein Kleinkind mit langen dunklen Locken an der Hand hielt. Die beiden Mädchen sahen vernachlässigt und halb verhungert aus, und ein ehemaliger Nachbar wurde zitiert: „Ophelia war immer eine liebevolle Stütze für ihre Schwester. Aber ihr blieb ja auch gar nichts anderes übrig. Cathy, ihre Mum, war ein größeres Kind als sie.“
Lysander fragte sich, ob die kleine Schwester wohl zusammen mit der Mutter bei
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