Lynne Graham

hatten, weshalb er unverbindliche Beziehungen vorzog. Vielleicht wollte Ophelia mit ihrer konstanten Trotzreaktion von ihren wahren Gefühlen ablenken, vielleicht war das auch nur ihre Art, sich seine Aufmerksamkeit zu sichern. Hatte sie deshalb die Presse in sein Haus eingeladen und plapperte aufgeregt drauflos wie ein vierzehnjähriges Schulmädchen? Manche Leute taten ja alles, nur um für fünfzehn Minuten Berühmtheit zu erlangen. Und wieso schlug sie überhaupt diesen vertrauten Ton mit dem Reporter an?
    Jetzt schlug sie die Beine übereinander, und dem jungen Reporter fielen fast die Augen aus dem Kopf. In Lysander meldete sich unglaubliche Wut, weil seine Frau ein so kurzes Kleid trug.
    „Dieses Lächeln will ich auf der Titelseite haben“, sagte der Kameramann zu seinem Assistenten.
    „Was ist es für ein Gefühl, mit einem Milliardär verheiratet zu sein?“
    „Ein Traum!“ Sie hob das Collier leicht an. „Das hat Lysander mir heute Morgen geschenkt.“
    „Ihr habt gestern erst geheiratet, und heute ist dein Mann schon wieder in der Firma. Was hältst du davon?“
    Sie zog gekonnt einen Schmollmund. „Ich fühle mich schrecklich verlassen. Lysander wird sein Leben ändern müssen. Ich glaube nämlich daran, dass Paare so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen. Ich will überall mit hinfahren, wenn er auf Reisen geht. Seine Freunde werden meine Freunde werden, und ich will all seine Interessen mit ihm teilen …“
    „Weil du ihm nicht traust, dass er dir treu bleibt?“
    „Oh nein, da habe ich überhaupt keine Zweifel“, flötete Ophelia sonnig. „Lysander betet den Boden an, auf dem ich wandle. Ich weiß, er vermisst mich jetzt ebenso sehr wie ich ihn vermisse.“
    In genau diesem Moment erblickte sie ihn. Schuldige Röte überlief sie von Kopf bis Fuß, dennoch hatte sie Zeit genug, um festzustellen, wie umwerfend er aussah in dem Maßanzug, ganz die Verkörperung männlicher Eleganz und Weltgewandtheit. Leider hatte sie nicht damit gerechnet, dass er zurückkommen würde, während das Interview noch in vollem Gange war und gehauchte Doppeldeutigkeiten und Anspielungen über ihre Lippen strömten. Köpfe drehten sich jetzt zur Tür, der Geräuschpegel ebbte ab.
    „Aus diesem Grund bin ich ja auch früher nach Hause gekommen.“ Mit einem trägen Lächeln kam Lysander auf seine Braut zu und nahm sie in seine Arme.
    Ophelia war zu benommen, um etwas zu unternehmen, doch das war auch nicht nötig. Lysander erwähnte etwas von irgendeinem Rennen, das heute stattfand, und schon stand Ophelia nicht mehr im Mittelpunkt, sondern sämtliche Männer redeten über Autos und Rennfahrer und zu erwartende Gewinner. Mitten in dieser angeregten Diskussion versetzte Lysander Ophelia einen kleinen Schubs.
    „Geh schon nach oben“, wisperte er ihr zu, in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, um dann das Treffen mit den Presseleuten mit der Information zu beenden, man müsse sich jetzt für den Flug fertig machen.
    Ophelia hatte gerade erst das Schlafzimmer betreten, als Lysander hinter ihr auftauchte. Nervös schwang sie herum, sie erwartete das Schlimmste. Auch wenn sie genau das beabsichtigt hatte, war ihr doch mulmig zumute.
    „Drei Dinge solltest du dir gut merken, wenn du die nächsten fünf Minuten überleben willst“, hob er rau an.
    „Und die wären?“ Als sie auf seinen Blick traf, schwindelte ihr. Da lag glühendes Verlangen in seinen Augen, und ihr Körper reagierte bereits darauf.
    „Erstens: Du redest nicht mit der Presse, solange ich es nicht erlaubt habe. Was nie geschehen wird. Da du das bisher nicht wusstest, mache ich dir dieses Mal keine Vorhaltungen. Wer war übrigens dieser Reporter? Ihr wart ziemlich vertraut miteinander.“
    „Pamelas Bruder, Matt Arnold.“ Sie verzog missbilligend das Gesicht. „Du hältst ihn für verantwortlich, dass das mit der Heirat bekannt geworden ist, dabei hatte er nichts damit zu tun. Pamela hat keinem Menschen gegenüber ein Sterbenswörtchen erwähnt, du hast meine beste Freundin also völlig zu Unrecht beschuldigt.“ Da er nicht darauf reagierte, fuhr sie mit angriffslustig vorgeschobenem Kinn fort: „Und ich habe beschlossen, ihm ein Exklusivinterview zu geben.“
    Lysander löste seine Krawatte. „Zweitens: Du zeigst dich in der Öffentlichkeit nicht in einem derart freizügigem Aufzug.“
    Ophelia war überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass er sich an einem zugegebenermaßen gewagten Ausschnitt und ein wenig Bein stören