Lynne Graham
auf der Stelle befolgte. Hochmütig musterte er sie, bis er schließlich den Kopf zurückwarf und anerkennend lachte. Ihr Mut gefiel ihm. „Was arbeitest du?“
„Ich habe noch einen anderen Teilzeitjob. Und ich studiere.“
„Und ich muss nach Norwegen.“
Zärtlich strich Sergio mit dem Finger über ihre von den leidenschaftlichen Küssen leicht geschwollene Unterlippe, und Kathy brauchte ihre ganze Selbstdisziplin, um sich nicht wieder zu ihm hinüberzubeugen.
„Wir sehen uns in zwei Wochen, wenn ich wieder in London bin, bella mia“, murmelte Sergio leise.
„In zwei Wochen?“, wiederholte Kathy verwirrt. So lange würde er fortbleiben? Irritiert von ihrer kindlichen Reaktion, wandte sie die Augen ab. Was sollte es bringen, wenn sie ihn noch einmal sah? Für ihn war es vermutlich nur der Reiz des Neuen, und sein Interesse an ihr würde rasch wieder verfliegen. Sie brauchte keine Erfahrung mit Männern zu haben, um zu wissen, dass sie ihm nicht mehr bieten konnte als ihr Gesicht und ihren Körper.
Sergio schaute auf die Uhr, nur um zum zehnten Mal an diesem Morgen festzustellen, dass sie nicht an seinem Handgelenk saß. Zum Glück hielt man am Flughafen eine Ersatzuhr für ihn bereit. „Ich habe gestern Abend meine Uhr verloren. Weißt du noch, wo ich sie hingelegt habe?“
Stirnrunzelnd erwiderte Kathy: „Sie lag auf dem Teppich, ich bin fast daraufgetreten. Hör mal, ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn wir uns wiedersehen …“
Durchdringend blickte er ihr direkt in die Augen. „Du versuchst mich loszuwerden.“
„Ich meine es ernst …“
Sergio griff nach dem Telefon und drückte ein paar Tasten. Kurz darauf sagte er etwas in schnellem Italienisch.
„Hast du Lust, als Empfangsdame zu arbeiten?“, fragte er beiläufig.
Kathy nickte rasch.
Sergio beendete das Gespräch, legte das Telefon zurück und nannte ihr eine Adresse, wo sie sich am nächsten Morgen melden sollte.
„Zum Vorstellungsgespräch?“, fragte Kathy.
„Nein, du hast den Job. Zunächst für drei Monate. Wenn du deine Sache gut machst, für länger.“
„Danke“, murmelte sie verlegen, als die Limousine anhielt.
„Das bin ich dir schuldig.“ Sergio stieg aus.
Unsicher verließ Kathy ebenfalls den Wagen, doch Sergio schritt bereits auf den Eingang des Flughafens zu, zwei seiner Bodyguards dicht auf den Fersen. Während sie wieder in das Polster der Limousine sank, fragte der Chauffeur sie, wo sie hinwollte. Als der Wagen schließlich vor der Bücherei anhielt, die sie als Ziel genannt hatte, war sie ganz benommen vor Freude auf ihren neuen Job.
Fast zwei Wochen später kehrte Sergio nach London zurück. Seine Laune war ausgezeichnet.
Mit ernstem Gesicht empfing Renzo Catallone seinen Arbeitgeber bereits am Privatjet und reichte ihm eine dünne Akte.
„Ich weiß, dass ich meine Grenzen überschritten habe. Aber ich bin für Ihre persönliche Sicherheit verantwortlich, und ich habe niemandem etwas davon erzählt“, erklärte der Sicherheitschef schroff. „Es ist äußerst wichtig, dass Sie sich die Unterlagen anschauen. Ich bin überzeugt, dass Ihre Uhr gestohlen wurde.“
4. KAPITEL
Strahlend betrachtete Kathy sich im Spiegel.
„Setz eine Sonnenbrille auf, mach ein gelangweiltes Gesicht, und man hält dich für einen Star“, neckte Bridget sie freundlich lächelnd.
Kathy trug ein zitronengelbes Kleid im Stil der sechziger Jahre, das ihre schlanke Gestalt umspielte, als sei es maßgeschneidert. Sie fand, dass sie darin ziemlich nobel aussah, und das war nicht unwichtig bei einem Treffen mit einem Mann, dessen Stammbaum mehrere Jahrhunderte zurückreichte. Sergio Torrentes Herkunft schüchterte sie zwar nicht ein, aber wie sähe es denn aus, wenn sie wieder nur in Jeans und T-Shirt auftauchte? Das beste Stück in ihrem Kleiderschrank war eine schwarze Hose, und an einen Einkaufsbummel war nicht zu denken, bis sie ihren ersten Lohn als Empfangsdame erhielt. Und so war sie glücklich, als Bridget ihr den rettenden Vorschlag machte, sich aus ihrer umfangreichen Garderobe zu bedienen.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“ Einem spontanen Impuls folgend, umarmte Kathy ihre Freundin. „Ich verspreche dir, dass ich gut darauf aufpassen werde.“
Bridget freute sich, dass Kathy so lebendig und gesprächig war, und erwiderte die Umarmung. „Ich freue mich, dass du endlich einmal jemanden kennengelernt hast!“
„Aber mit Sergio wird es keine lange Geschichte werden.“ Kathy hob die
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