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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Madea
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Ketamin-Missbrauch hin, aber zu so etwas griff sie nicht. Dennoch, sie brauchte einen Beweis, nicht einem Traum erlegen zu sein. Sie ging auf leisen Sohlen umher. Computer oder gar einen Internetanschluss gab es im Kloster nicht und der altertümliche Kalender verriet ihr nicht, ob heute morgen oder gestern heute war. Sie fühlte sich wie nach einer Zeitreise. Ihre Uhr und andere Unterlagen schlummerten im Safe, seitdem sie sich ins kirchliche Leben zurückbegeben hatte, ebenso ihr Handy. Sie roch ganz und gar nicht frisch, obwohl sie knapp an einem Sauberkeitsfanatiker vorbeischrammte. Ihr Magen flüsterte, sie hätte mindestens eine Woche nichts gegessen, aber auf den war kein Verlass. Sie aß zu unregelmäßig.
    Gott, so kurz lebte sie wieder hier, auf der Suche nach ihrem Gleichgewicht oder einer Erklärung für ihre Symptome und litt schon unter allerhand Entzügen. Kein Kaffee, kein Stress, keine Arbeit, kein Internet, keine Verbindung nach außen, kein Weingummi, gar kein Gummi … Während ihres Aufwachsens im Kloster hatte sie all die Dinge nicht vermissen können, schließlich hatte sie diese nicht gekannt. War das der Grund, weshalb sie sich so ruhelos fühlte?
    Adina wusch sich an dem kleinen Waschbecken. Eins nach dem anderen. Erst einmal sauber werden. Als sie hochsah, gab ihr Spiegelbild die Antwort, die sie suchte. Mit zittrigen Fingern fuhr sie über die Kratzer in ihrem Gesicht, die ihr das Wurzelwerk an der Klippe und ein Tannenzweig auf ihrer Flucht vor dem Mann verpasst hatten. Die Erinnerung war eindeutig echt. Kein Traum, sondern die Realität.
    Adina stützte sich auf das Becken. Ihre Unterlippe zitterte. Sie hatte den Sturz wirklich überlebt. Lyon hatte sie aufgefangen. Unmöglich! Und doch stand sie hier unversehrt in ihrem spärlich eingerichteten Zimmer im Kloster. Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und griff zum Handtuch.
    Adina stockte, blickte aus dem Fenster in die Nacht hinaus und zum Deckenlicht. Leise keuchte sie auf. Sie hatte sich bereits viel zu sehr an die neuen Fähigkeiten gewöhnt, sah im fahlen Mondschein so gut wie eine Katze. Ob sie sich wahrhaftig zu dem wandelte, was Lyon war? Was zum Kuckuck war er denn? Ein Outsider wie Blade, nur weiß und mit langem Haar? Ein verschrobenes Glucksen ringelte sich ihren Hals herauf, das sie hastig unterdrückte. Wahrscheinlich hatte sie sich die glühenden Augen in der Dunkelheit des Waldes eingebildet – ebenso das Schweben – und seine Anziehungskraft.
    Ein Schauder des Unbehagens ließ sie frösteln. Adina hielt nichts davon, eine Illusion der Realität vorzuziehen. Sie musste unbedingt herausfinden, was mit ihr passierte. Sie sollte sich in New York gründlich untersuchen lassen, am besten unter der Hand von ihrer Freundin Yasti, damit nichts in ihrer Akte erschien. Schließlich wollte sie nach ihrem Abschluss praktizieren und ein „geistig labil“ oder „absolut durchgedreht“ konnte sie wahrlich nicht neben ihrem Einserschnitt in den Unterlagen gebrauchen.
    Adina fasste zwei Entschlüsse. Für den Moment würde sie alle Ungereimtheiten von sich schieben und sie Stück für Stück klären, sobald sie sich in der Lage wähnte, besonnen nachdenken zu können. Und zweitens würde sie zurück in die Stadt fahren. Sie kniff die Augen zusammen. Verdammter Mist, sie hatte ihr Apartment für zwei Monate an einen Kollegen vermietet, um ihren Kontostand aufzubessern und weil sie sicher gewesen war, die Zeit im Kloster zu benötigen. Sie konnte Ed und seine junge Familie unmöglich hinauswerfen, da deren Zuhause komplett renoviert wurde. Für ein Hotel reichte ihr Geld auf dem Sparbuch nicht lange und ganz allein zu sein, behagte ihr momentan auch nicht … Sie sollte gleich zu Yasti gehen und um Unterkunft bitten. Aber sie wusste, sie würde es nicht tun. Sie hatte sich bisher nie um ihre Freundschaft bemüht, obwohl ihr Yasti von Anfang an sympathisch war. Ihr Abstand zu allen, die sie kannte, wurde ihr nun zum Verhängnis. Sie war schon immer eine Außenseiterin gewesen, die nirgendwo richtig reinpasste. Da war ihr der Rückzug von allem und jedem als die beste Wahl erschienen … aber was nun? Ihr blieb nur noch einer, bei dem sie Zuflucht suchen könnte. Sie sprach sich gedanklich Mut zu. Ja, Emanuel war der Einzige, bei dem sie unterkriechen dürfte, und bei dem sie sich nicht für ihren Zusammenbruch oder ihre Wortkargheit entschuldigen musste. Oder doch? Sie verdrehte die Augen. Ausgerechnet Emanuel!
    Ihr Puls setzte

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