Lyon - A.M.O.R. 01
bleibst.“
„Ich werde nicht warten, bis du auch mich umbringst.“
Er knurrte wie ein brutal geschlagenes Tier.
Das blanke Grauen vor ihrer Zukunft trieb sie, als könnte sie davor weglaufen. „Bring mich zum Motorrad!“
Er wirbelte herum, fletschte die Zähne. „Ich will doch nur …“
Adina rannte zum Ausgang. Er erwischte sie am Handgelenk und brachte sie rüde mit einem Ruck dazu, stehen zu bleiben. Im selben Augenblick glitt die Tür auf und ein tarnfarbenes Monster riss Lyon von ihr fort. Ihr Gelenk knackte. Sie strauchelte. Schmerz fuhr ihr in den Arm. Zitternd bedeckte sie sich und sank an der Wand nieder. Ihr Herz raste wie nach einem Sprint.
Aus dem abgehackten, gezischten Wortgefecht der beiden Männer entnahm sie, dass sie sich ziemlich gut kannten. Warum war der andere so plötzlich aufgetaucht?
Sie konnte sich vorstellen, was für einen Eindruck die Szenerie auf den Unbekannten machen musste, dennoch wollte sie nichts anderes als allein sein, in ihr irdisches Leben zurück. „Würdest du mich bitte von hier fortbringen?“
Die Männer wirbelten herum. Beides Amorphen, eindeutig. Sie starrten sie an. Der Herkules mit dem fuchsfarbenen Zopf prüfend, Lyon gedemütigt, traurig, besorgt. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.
Adinas gespielte Kraft wich aus ihrem Körper. Ihr Handgelenk pochte, ihre Stimme brach, aber sie wusste, sie konnte ohne entgegengebrachtes Vertrauen Lyon niemals vertrauen. Sie sah den fremden Hünen an. „Bitte.“
Dieser wandte sich langsam Lyon zu. „Hol ihre Sachen.“
Lyon neigte den Kopf, als wollte er den Zopfträger wie ein Stier rammen. „Bash, du trägst dann die Verantwortung für sie, und wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst oder ihr etwas passiert, bringe ich dich um.“
Kay Kent stand an der Ecke Cadman Plaza und Middagm Street und starrte auf die rote Hand in dem gelben Kasten, die ihr verbot, die Fahrbahnspuren zu überqueren. Nach zwei Wochen in Hollywood unter Menschen sehnte sie sich nach Yaden ebenso wie nach ihren eigenen vier Wänden. Das grüne Männchen erlaubte ihr, loszulaufen und sie überquerte rasch die Straße. Sie stieß die Glastüren des Hochhauses Nummer 140 auf und sprang in einen Aufzug. Beim Zerwühlen ihrer kurzen, schwarzen Haare fiel ihr Blick in den Spiegel auf das Mädchen hinter sich. Es wurde Zeit, sich zu nähren. Jetzt, wo sie gleich bei Yaden sein würde, überfiel der Hunger sie geradezu, weil sie diesen für ihn aufgespart hatte. Sie presste die Lippen zusammen. Zu Fuß wäre sie wesentlich schneller im 24. Stock angelangt.
Kay öffnete das Sicherheitsschloss mittels Gedanken, warf den Nerzmantel über die Garderobe und zog die Stiefel aus.
„Schatz, du glaubst nicht, was für einen Erfolg ich hatte. Sie waren begeistert und die Stunts geben echt was her. Sie haben mich gleich für einen weiteren Film gebucht. Aber erst in einem Monat, bis dahin will ich dich nur noch …“ Kay schluckte. Ihr Herz donnerte ihren Hals herauf, ihre Aura legte sich schützend um ihren Körper. Yaden befand sich nicht in der Wohnung. Sie schloss die Augen, witterte. Schon seit Tagen nicht. Der Fernseher lief, die Kissen zerknittert. Kay rannte in sein Büro mit der hochmodernen Ausstattung, das er für seine journalistische Tätigkeit nutzte.
„Jeez!“ Chaos, als hätte ein Hurrikan gewütet. Kay ließ ihre Sinne das Durcheinander inspizieren, untersuchte die technischen Geräte. Alle Speichermedien fehlten. „Wem bist du bloß auf die Schliche gekommen?“
Sie ging schnurstracks ins Wohnzimmer, griff in den Vogelkäfig und entfernte die Knabberstangenattrappe. Sie hatte Yaden für verrückt erklärt, als er eine Überwachungskamera der Menschen dort versteckte und als er einmal meinte, er würde verfolgt, könnte aber keinen erspüren. Sie hätte ihm besser zuhören müssen. Sie hatte sein Gerede über ein Komplott, von der Führungsriege der Magycen geschmiedet, mit einem Kopfschütteln abgetan. Es hatte ihr zu unglaubwürdig geklungen. Rasch kippte sie dem Wellensittich Futter in den Trog und stellte den Käfig vor die Tür ihres netten Nachbarn.
Kay verließ das Hochhaus, verließ Brooklyn und New York, und nachdem sie sich die Aufzeichnung angesehen hatte, Amerika. Sie würde Yaden finden. Was auch immer geschehen sein mochte. Er war nicht nur ihr Mann, sondern ebenso ihr Mentor und Blutspender. Sie hatte sonst niemanden und sie liebte ihn.
8.9.2012 - Maine/New York
A
dina brauste auf einen
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