Lyon - A.M.O.R. 01
hatte. Über den Tod seiner getreuen Kämpfer, seiner Bekannten, Freunde und seiner Familie. Adina trug ebenfalls ein schweres Los, eine Vergangenheit, die er noch nicht einmal kannte, aber eine Gegenwart, um die er sich besser hätte kümmern sollen. Wäre er ihr doch nur viel früher begegnet, hätte ihr Aufe i nandertreffen doch unter einem anderen Stern gestanden, kön n te er doch ihr Leben mit seinem Leben beschützen.
Er plusterte sich auf, schüttelte sich. Wenn ihm nicht einfallen wollte, wie er seiner Spezies helfen konnte , dann sollte er wenigstens einem einsamen Me n schen hilfreich zur Seite stehen, der verloren war, durchlitt er ohne Weisung, Begleitung, Schutz und das nötige Blut die Wandlung. Er würde keinem Amorphen gestatten, Adina Blut zu geben. Er sollte sie entgegen Tropicals Rat sofort aufspüren, all ihre Fragen beantworten und sie in seiner Nähe behalten, um ihr bei der Transition beistehen zu können. Falls sie ihn empfing, ihm ve r traute, überhaupt noch mit ihm sprechen wollte …
Er ging mit sich zurate, reflektierte ihre Gespräche auf der Suche nach ihrem möglichen Aufenthaltsort, lauschte dem choraliteren Gesang und Gebet.
„… Herr, nimm unseren geliebten, fürsorglichen Bruder und Prior Laughlin zu …“
Lyon flatterte auf und segelte unter der Tür hindurch in das Kirchenschiff. Er hätte sich vorher verwandeln sollen, jetzt war es zu spät.
Der hochgewachsene Körper des Magycen Laughlin lag in einem offenen Sarg aufgebahrt. Das genügte ihm. Aufgebrachte Stimmen begleiteten ihn auf dem Weg zurück ins Freie. Er spürte den Feind nicht, der Prior war wirklich tot.
Lyons Gehirn raste wie sein Puls, während er sich hoch in die Lüfte schwang und so schnell er konnte Richtung New York flog. Er fluchte, weil er nicht schlau aus dieser Wendung wurde. Ob Bash Laughlin umgebracht hatte? Gab es weitere Amorphen, die Magycen jagten? Ein Mensch hatte ihn jedenfalls nicht ermordet und an Zufälle glaubte er nicht. Der Prior hatte dem natürl i chen Tode nicht nahe gestanden, als er ihn von Adinas Hals riss und in die Flucht schlug. Vielleicht hatte der s peed berauschte Magyc aus dem Wald sich von dem Kampf erholt und beanspruchte seine Beute – Adina. Wenn sich dies bewahrheitete, weilte sie nicht in New York, sondern lebte b e reits nicht mehr. Oder sie experimentierten an ihr herum, falls Bashs Informationen über ein geheimes Labor des Feindes zutrafen.
Die schrecklichsten Bilder erschienen während des Fluges vor seinem inn e ren Auge. Eine Feuersbrunst tobte in seinem Inneren, zwang ihn mit Gluthi t ze, sich zu erinnern. Obwohl er sich dagegen wehrte, mischten sich die Erle b nisse, die visionäre Zukunft mit seiner Vergangenheit. Adina, Königin, ihrer Macht beraubt, geschwächt und blutend, verloren, gefangen in einem Feueri n ferno. Eine Klinge in ihrer Brust. Flammen zischelten rasch über den nass glänzenden Boden, ihr Kleid fing Feuer. Sie schrie nicht, flüsterte ihre letzten Worte, bis ihre Seele entschwebte: Lyon, flieh!
Lyon ballte die Fäuste, um der Ohnmacht in seinem Herzen Herr zu we r den, jagte im Sturzflug auf die Wolkenkratzer zu. Er würde Adina finden, tot oder lebendig. Und dann würde er den Magycen die Hölle auf Erden bereiten, sie einzeln kaltmachen, bis er sein Ende fand oder doch noch ein Wunder g e schah und eine friedliche Koexistenz zwischen den Vampirrassen möglich war.
Adina stieg vom Motorrad, nahm den Helm ab und schüttelte ihr Haar aus. Ausgiebig streckte sie sich. Sie hatte bis in den späten Mittag geschlafen und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen ausgeruht und gewappnet, was auch kommen mochte. In ihrer Kluft in eine Kinderklinik zu stapfen, empfand sie nicht als angebracht, deshalb ging sie um die Gebäude herum, bis sie Yastis Schopf hinter der Glasscheibe ihres Reiches erkannte. Ihre indische Freundin ließ sie überrascht hinein und nach dem letzten kleinen Patienten und langem Hin und Her erlaubte sie Adina, ihr Blut zu untersuchen, doch erst, nachdem sie mit ihrem Latein am Ende war.
Eine Magnetresonanztomografie förderte nichts Ungewöhnliches zutage . Adina bestand trotz der Strahlung auf eine Röntgen-Computertomografie , doch auch die ließ nichts Besonderes erkennen. B eim Abtasten fühlte sie keine Schwellungen und es waren keinerlei Rötungen zu sehen, nur das Thermom e ter meldete 38 Grad, leicht erhöhte Temperatur. Die Kinderradiologin schü t telte den Kopf und hängte ihren Kittel an den
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