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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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dritten Balg gebären, den niemand, sie am allerwenigsten, haben will. Sei guten Mutes! Irgendwie werden wir die Situation schon retten.«
    Suldrun sagte traurig: »Es gibt jetzt nur noch wenig zu retten.«
    »Wir werden sehen!«
    Ehirmes Nichte gebar ihren Balg: ein Mädchen dem äußeren Anschein nach. Wie seine Vorgänger verfiel es in Zuckungen, gab ein paar Piepser von sich und starb mit dem Gesicht nach unten in seinen eigenen Absonderungen.
     
    Der Leichnam ward in eine Kiste gepackt, über welche – da die Nichte zum Christentum überredet worden war – Bruder Umphred ein paar fromme Worte intonierte, bevor Ehirme die Kiste zur Bestattung trug.
    Am Mittag des darauffolgenden Tages bekam Suldrun ihre Wehen. Kurz vor Sonnenuntergang schenkte sie bleich, hohlwangig und hohläugig, aber relativ heiter, einem Sohn das Leben. Sie nannte ihn Dhrun, nach einem danaischen Helden, der die Welten des Arkturus regierte.
    Ehirme wusch Dhrun sorgfältig und kleidete ihn in saubere Linnentücher. Spät abends kehrte sie mit einer kleinen Kiste zurück. Unter den Olivenbäumen grub sie eine flache Mulde, in die sie das tote Kind ohne große Umstände gleiten ließ. Dann zerbrach sie die Kiste und verbrannte sie im Kamin. Suldrun lag auf dem Bett und schaute ihr mit großen Augen zu.
    Ehirme wartete, bis die Flammen gesunken waren und das Kind eingeschlafen war. »Nun muß ich gehen. Ich werde dir nicht sagen, wohin ich Dhrun bringe, so daß er in jedem Fall vor Casmir sicher ist. In einem Monat, oder in zweien oder dreien, wirst du von hier verschwinden und zu deinem Kinde gehen und fortan, so will ich hoffen, ohne Sorgen leben.«
    Suldrun sagte leise: »Ehirme, ich fürchte mich!«
    Ehirme zog ihre schweren Schultern hoch. »Ehrlich gesagt, ich fürchte mich auch. Aber was auch immer geschieht, wir haben unser Bestes getan.«
    Bruder Umphred saß Königin Sollace an einem kleinen Tisch aus Ebenholz und Elfenbein gegenüber. Mit großer Konzentration studierte er eine Reihe hölzerner, mit geheimen, nur ihm verständlichen Zeichen beschrifteter Täfelchen. Zu beiden Seiten des Tisches brannten Kerzen aus Lorbeerwachs.
    Bruder Umphred beugte sich vor, wie in großem Erstaunen. »Ist es möglich? Noch ein Kind in die königliche Familie hineingeboren?«
    Königin Sollace gab ein kehliges Lachen von sich. »Das, Bruder Umphred, ist entweder ein Witz oder Unsinn.«
    »Die Zeichen sind eindeutig. Ein blauer Stern hängt in der Grotte der Nymphe Merleach. Cambianus steigt ins siebente Haus auf. Da, seht doch nur, es entstehen weitere. Es gibt keine andere plausible Deutung. Der Augenblick ist jetzt. Meine liebe Königin, Ihr müßt sofort eine Eskorte rufen und eine Untersuchung machen. Laßt Eure Weisheit der Prüfstein sein!«
    »›Untersuchung‹? Ihr meint ...« Sollaces Stimme erstarb. Ihr Argwohn war geschürt.
    »Ich weiß nur das, was die Täfelchen mir sagen.«
    Sollace stemmte sich aus dem Sessel und rief die Damen aus dem Salon nebenan herbei. »Kommt! Mir steht plötzlich der Sinn danach, ein wenig zu lustwandeln.«
    Kichernd, schnatternd und hier und da auch ein wenig murrend ob der unfreiwilligen körperlichen Betätigung, marschierte die Gruppe die Arkade hinauf, durch die Hintertür und trippelte über die Felsen hinunter zur Kapelle.
    Suldrun erschien. Sie wußte sofort, warum sie gekommen waren.
    Königin Sollace unterzog sie einer kritischen Musterung. »Suldrun, was hat es mit diesem Unsinn auf sich?«
    »Mit was für einem Unsinn, königliche Mutter?«
    »Daß du mit einem Kinde schwanger gehen sollst. Ich sehe, das ist nicht der Fall, worüber ich froh bin. Priester, Eure Täfelchen haben Euch getäuscht!«
    »Madame, die Täfelchen irren sich selten.«
    »Aber so vergewissert Euch doch selbst!«
    Bruder Umphred zog die Stirn kraus und zupfte an seinem Kinn. »Sie scheint jetzt nicht mehr schwanger zu sein.«
    Königin Sollace starrte ihn einen Moment lang an, dann schritt sie zur Kapelle und warf einen Blick hinein. »Es ist kein Kind hier.«
    »Dann muß es woanders sein.«
    Verärgert fuhr Königin Sollace zu Suldrun herum. »Ein für allemal, laß uns die Wahrheit wissen!«
    Bruder Umphred fügte mit drohendem Unterton hinzu: »Sollte hier ein abgekartetes Spiel vorliegen, dann wäre dies leicht aufzuklären.«
    Suldrun warf Bruder Umphred einen verächtlichen Blick zu. »Ich schenkte einer Tochter das Leben. Sie schlug die Augen auf, und als sie die Welt sah und die Grausamkeit, in welcher das Leben

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