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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verbracht werden muß, schloß sie sie wieder. Ich begrub sie dort hinten in großem Kummer.«
    Königin Sollace vollführte eine Geste der Enttäuschung und winkte einen Pagen herbei. »Hole den König! Dies ist eine Sache, die seiner Zuständigkeit obliegt, nicht meiner. Ich hätte das Mädchen niemals hier eingesperrt.«
    König Casmir erschien, bereits informiert und in übler Laune, welche er hinter einer Miene düsterer Ungerührtheit verbarg. König Casmir starrte Suldrun an. »Was sind die Tatsachen?«
    »Ich gebar eine Tochter. Sie starb.«
    Desmëis Prophezeiung bezüglich Suldruns erstgeborenem Sohn fiel dem König schlagartig wieder ein. »Tochter? Eine Tochter?«
    Suldrun fiel es schwer zu lügen. Sie nickte. »Ich begrub sie dort oben auf dem Hügel.«
    König Casmir ließ seinen Blick durch die Runde der Gesichter schweifen und zeigte auf Umphred. »Du Priester, mit deinen niedlichen Trauungen und deiner gezierten Frömmelei, du bist genau der Richtige für diese Aufgabe. Bring den Leichnam her!«
    Kochend vor Wut, die er nicht herauslassen konnte, senkte Bruder Umphred demütig den Kopf und ging zu dem Grab. In den letzten Sonnenstrahlen des späten Nachmittags kratzte er mit spitzen weißen Fingern den schwarzen Matsch weg. Einen Fuß unter der Oberfläche fand er das Linnentuch, in das der Leichnam des Kindes gewickelt war. Als er die Erde beiseite wischte, glitt das Tuch auf, und sein Blick fiel auf den Kopf. Bruder Umphred hielt in seinem Graben inne. Durch seinen Geist zogen in rascher Aufeinanderfolge Bilder und Echos von vergangenen Gegenüberstellungen. Die Bilder und Echos zerbrachen und verschwanden wieder. Er hob das tote Kind mit dem Linnentuch auf und trug es zur Kapelle, wo er es vor König Casmir legte.
    Einen Moment lang schaute Bruder Umphred Suldrun an, und ihre Blicke trafen sich. Und in diesen einzigen Blick legte er all seinen Haß ob der bitteren Kränkungen, die ihm ihre Bemerkungen über die Jahre bereitet hatten.
    »Majestät«, sprach Bruder Umphred, »hier ist der Leichnam eines weiblichen Neugeborenen. Es ist nicht Suldruns Kind. Diesem Kind gab ich selbst vor drei oder vier Tagen den letzten Segen. Es ist der Bastard einer gewissen Megweth, gezeugt von dem Stallknecht Ralf.«
    König Casmir ließ ein hartes, bellendes Lachen erschallen. »Und damit sollte ich getäuscht werden?« Er wandte sich zu seinem Gefolge und zeigte auf einen Unteroffizier. »Bringt den Priester und den Leichnam zu der Mutter und laßt die Wahrheit in dieser Angelegenheit ans Licht bringen. Wenn die Kinder vertauscht worden sind, bringt das lebende Kind mit.«
    Die Besucher verließen den Garten, Suldrun allein im Mondschein zurücklassend.
    Der Unteroffizier besuchte mit Bruder Umphred Megweth, die sofort herausplauderte, daß die Leiche Ehirme zur Bestattung in die Obhut gegeben worden sei.
    Der Unteroffizier kehrte zusammen mit Megweth und Ehirme nach Haidion zurück.
    Ehirme stand in Demut vor König Casmir. »Majestät, wenn ich etwas Unrechtes getan habe, dann geschah dies nur aus Liebe zu Eurer unglücklichen Tochter, der Prinzessin Suldrun, die ein solch jammervolles Leben nicht verdient hat.«
    König Casmir senkte die Lider. »Frau, willst du damit sagen, daß mein Urteil bezüglich der ungehorsamen Suldrun nicht richtig ist?«
    »Herr König, ich spreche nicht aus Respektlosigkeit, sondern aus dem Glauben heraus, daß Ihr von Euren Untertanen die Wahrheit zu hören wünscht. Und ich glaube in der Tat, daß Ihr viel zu hart gegen das arme kleine Wurm wart. Ich bitte Euch inständig, laßt sie glücklich mit ihrem Kinde leben. Sie wird Euch Eure Barmherzigkeit danken, wie ich und alle Eure Untertanen, denn sie hat in ihrem ganzen Leben noch nie etwas Unrechtes getan.«
    Im Raum herrschte Stille. Alles blickte verstohlen auf König Casmir, der nachdachte ... Natürlich hat die Frau recht, dachte Casmir. Doch wenn er jetzt Milde walten ließ, war das gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß er in der Tat zu streng mit seiner Tochter verfahren war. Er sah keine Möglichkeit eines Rückzugs ohne Gesichtsverlust. Unter diesen Umständen blieb ihm keine andere Wahl, als auf seinem früheren Standpunkt zu verharren.
    »Ehirme, deine Loyalität ist lobenswert. Ich wünschte nur, meine Tochter wäre mir gegenüber ähnlich loyal gewesen. Ich will ihren Fall nicht hier und jetzt noch einmal aufrollen, noch die scheinbare Strenge ihrer Strafe erklären, doch muß ich noch einmal betonen, daß sie

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