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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ist ein glücklicher Moment für mich. Ich habe mich lange und hart placken müssen. Nun kann ich mich zur Ruhe setzen und meinen Reichtum genießen.«
    Der Ritter lächelte nachsichtig. »Ich freue mich für dich. Nachdem du nun ein Leben lang Köpfe abgehackt, Streckbänke gedreht und Nasen zertrümmert hast, bist du nun ein vermögender Mann, vielleicht sogar eine Person von sozialem Dünkel. Willst du ein feiner Herr werden?«
    »Nicht ich. Mein Gesicht verrät alles. ›Hier‹, so spricht es, ›steht ein Dieb und Henkersmann.‹ So ist es, beides sind gute Gewerbe, doch leider hindern mich meine kranken Beine an beiden.«
    »Eine Schande! Fähigkeiten wie die deinigen sind rar.«
    »Um die Wahrheit zu sprechen, ich habe schon lange den Geschmack daran verloren, Gedärme bei Feuerschein herauszuschneiden, und was die Räuberei betrifft, so sind meine armen kranken Knie nicht mehr geeignet für dieses Gewerbe. Sie biegen sich nach vorn und hinten und knirschen laut. Doch will ich mir auch fürderhin nicht versagen, um des puren Vergnügens willen hier und da einen Beutel aufzuschlitzen oder mit flinker Hand eine Tasche zu stibitzen.«
    »Und wo willst du dich für deine neue Karriere niederlassen?«
    »Ich verschwinde nach Dahaut und sehe mich dort auf den Märkten um, und vielleicht werde ich auch Christ. Wenn Ihr mich braucht, hinterlaßt eine Nachricht an der vereinbarten Stelle in Avallon.«
     
    Shimrod flog auf geflügelten Füßen nach Swer Smod. Eine Bekanntmachung hing an der Tür:
     
    Das Land ist in Unruhe, und die Zukunft ist ungewiß. Murgen muß seinen behaglichen Müßiggang aufgeben, auf daß er sich ganz der Lösung des Problems des Verderbens widmen kann. Jenen, die als Besucher gekommen sind, drückt er sein Bedauern aus, daß er sie nicht gebührend empfangen kann. Freunde und Menschen in Not mögen Obdach nehmen, doch kann ich meinen Schutz nicht garantieren. Denen, die in übler Absicht gekommen, brauche ich nichts zu sagen. Sie wissen schon.
     
    Shimrod schrieb eine Botschaft, welche er auf dem Tisch in der Haupthalle zurückließ:
    Es gibt wenig zu sagen, außer, daß ich gekommen und wieder gegangen bin. Auf meinen Reisen ist alles nach Plan verlaufen, doch gab es Schaden in Trilda. Ich werde, so hoffe ich, vor Ablauf des Jahres wieder zurückkehren, ansonsten aber, sobald der Gerechtigkeit Genüge getan ist. Die Steine von dreizehn verschiedenen Farben lasse ich in deiner Obhut.
     
    Er aß von Murgens Speisekammer und schlief auf einem Diwan in der Halle.
    Am Morgen kleidete er sich in das Kostüm eines fahrenden Musikanten: eine grüne Mütze mit einer nach vorn gebogenen Spitze, an der ein Federbusch aus Eulenfedern steckte; enge Hosen aus grünem Köper; einen blauen Rock und einen nußbraunen Umhang.
    Auf dem großen Tisch fand er einen Silberheller, einen Dolch und eine kleine, sechssaitige Cadensis von ungewöhnlicher Form, welche fast von selbst muntere Weisen erklingen ließ. Shimrod steckte die Münze in seine Tasche, schob den Dolch in den Gürtel und schwang sich die Cadensis über die Schulter. Dann verließ er Swer Smod und machte sich auf den Weg durch den Wald von Tantrevalles nach Dahaut.

16
    In der glockenförmigen Zelle von vierzehn Fuß Durchmesser, siebzig Fuß unter der Erde, unterschieden sich die Tage durch die nichtigsten Begebenheiten voneinander: Regentropfen, ein Fetzen blauer Himmel, eine Extrakruste Brot in den Rationen. Aillas zählte die Tage mit Hilfe von Kieseln, die er auf einen Vorsprung in der Wand legte. Sobald sich zehn Kiesel im »Einerfeld« angesammelt hatten, legte er einen Kiesel in das »Zehnerfeld«. An dem Tage, nachdem das »Zehnerfeld« neunmal voll gewesen und das »Einerfeld« mit neun Kieseln gefüllt gewesen war, legte Aillas einen Kiesel in das »Hunderterfeld«. Alle drei Tage wurden ihm in einem Korb ein Laib Brot, ein Krug Wasser und ein Bündel Möhren oder Rüben oder auch ein Kopf Kohl an einem Seil heruntergelassen.
    Aillas fragte sich oft, wie lange er leben würde. Anfangs lag er reglos da, in Apathie versunken. Schließlich zwang er sich mit großer Willensanstrengung zu körperlicher Bewegung: Drücken, Ziehen, Springen, Hüpfen. In dem Maße, wie seine körperliche Spannkraft zurückkehrte, hob sich auch seine Moral. Flucht: nicht unmöglich. Aber wie? Er versuchte, Mulden für die Finger in die Wand zu kratzen. Die Ausmaße und der Querschnitt der Zelle garantierten das Scheitern eines solchen Ansatzes. Er versuchte,

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