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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Bett führen; deinen eigenen Raum kennst du ja.«
    Glyneth nahm eine Kerze und brachte Dhrun hinauf zur Dachstube. Dhrun fragte: »Hast du keine Angst, so ganz allein zu sein?«
    »Ein wenig schon, aber es ist nicht so schlimm.«
    »Leider kann ich nicht mehr kämpfen«, sagte Dhrun traurig. »Trotzdem – wenn ich dich schreien höre, werde ich sofort zur Stelle sein.«
    Glyneth stieg in ihr Zimmer hinunter und legte sich voll bekleidet aufs Bett. Ein paar Minuten später erschien Didas. »Sie ist jetzt in ihrem Arbeitszimmer, wir können ungestört miteinander sprechen. Das Wichtigste gleich vorweg: Dame Melissa, wie sie sich nennt, ist eine böse Hexe. Als ich fünfzehn Jahre als war, gab sie mir Milch zu trinken, in die sie zuvor ein Schlafmittel geschüttet hatte, und dann schlüpfte sie in meinen Körper – denselben, in dem sie heute noch steckt. Ich, ein fünfzehnjähriges Mädchen, wurde in den Körper verbannt, den Melissa zuvor benutzt hatte: in den einer Frau von ungefähr vierzig Jahren. Das geschah vor fünfundzwanzig Jahren. Heute nacht nun will sie meinen jetzt vierzig Jahre alten Körper gegen deinen eintauschen. Du wirst dann Dame Melissa sein, und sie wird Glyneth sein, nur daß sie stark und mächtig ist, während du den Rest deiner Tage als Magd dienen mußt, so wie ich. Dhrun wird dazu verdammt werden, Wasser für ihren Garten vom Fluß herbeizuschleppen. Sie ist jetzt dabei, in ihrem Arbeitszimmer den Zauber vorzubereiten.«
    »Wie können wir sie aufhalten?« fragte Glyneth mit zitternder Stimme.
    »Ich will mehr, als sie nur aufhalten!« stieß Didas hervor. »Ich will sie vernichten!«
    »Das will auch ich – aber wie?«
    »Komm mit, aber rasch jetzt!«
    Didas und Glyneth rannten hinaus zum Schweinekoben. Ein junges Ferkel lag dort auf einem Laken.
    »Ich habe es gewaschen und betäubt«, erklärte Di-das. »Hilf mir, es nach oben zu tragen!«
    In Glyneths Zimmer angekommen, kleideten sie das Schwein in ein Nachthemd, setzten ihm eine Morgenhaube auf und legten es in das Bett, mit dem Gesicht zur Wand.
    »Schnell jetzt!« flüsterte Didas. »Sie wird schon unterwegs sein. In den Schrank!«
    Kaum hatten sie die Schranktür hinter sich zugezogen, als sie auch schon Schritte auf der Treppe hörten. Dame Melissa trat gleich darauf in das Zimmer. Sie hatte ein rosafarbenes Gewand an und trug in jeder Hand eine rote Kerze.
    Über dem Bett hingen zwei Weihrauchfässer an Wandhaken. Melissa zündete sie mit der Kerzen-flamme an. Sie begannen zu schwelen, und ätzender Rauch erfüllte den Raum.
    Melissa legte sich neben das Schwein. Sie legte einen schwarzen Stab über ihren Hals und den des Schweines und sprach eine Zauberformel:
    Ich in dich!
    Du in mich!
    Stracks und schnell, entferne dich!
    Bezadiah!
    Das Schwein stieß ein schrilles Angstquieken aus, als es sich plötzlich im unbetäubten Körper wiederfand. Didas sprang aus dem Schrank, zerrte das Schwein zu Boden, warf sich auf das Bett neben die einstmalige Melissa, drängte sie gegen die Wand und legte den schwarzen Stab über ihren und Melissas Hals. Dann atmete sie tief den Rauch aus den Rauchfässern ein und sprach die Formel:
    Ich in dich!
    Du in mich!
    Stracks und schnell, entferne dich!
    Bezadiah!
    Sofort kam das angstvolle Quieken des Schweins aus dem Körper der alten Vettel Didas. Melissa erhob sich vom Bett und sprach mit ruhiger Stimme zu Glyneth: »Hab keine Furcht mehr, Kind. Es ist vollbracht. Ich bin wieder in meinem eigenen Körper. Ich bin um meine Jugend und alle meine Jahre als junge Frau betrogen worden, und wer kann sie mir ersetzen? Doch nun hilf mir mit. Zuerst bringen wir die alte Didas hinunter in den Koben, wo sie sich wenigstens sicher fühlen wird. Ihr Körper ist alt und krank und wird bald sterben.«
    »Armes Schwein«, murmelte Glyneth.
    Sie führten das Wesen, das ehemals Didas gewesen war, hinunter in den Schweinekoben und banden es an einen Pfosten. Dann kehrten sie in Glyneths Schlafkammer zurück und trugen den Körper des Schweins hinaus, der sich zu regen begann. Melissa band ihn an einem Baum neben dem Haus fest und übergoß ihn mit kaltem Wasser aus einem Krug.
    Sofort erlangte das Schwein das Bewußtsein wieder. Es versuchte zu sprechen, aber seine Zunge und seine Mundhöhle ließen nur unverständliche Grunz-laute zu. Da begann es vor Schreck und Kummer laut zu jammern.
    »Da haben wir dich also nun, Hexe«, sagte die neue Dame Melissa. »Ich weiß nicht, wie ich dir durch die Augen eines

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