Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
fand einen kleinen, glatten Kiesel und preßte ihn in die Fassung. Mit der Kante eines größeren Steines drückte sie den Rand fest hinein, damit der Kiesel hielt. »Da ist er ja! Warte, ich bringe das Kettchen in Ordnung.« Sie bog mit den Fingernägeln das zerrissene Glied wieder zu und hängte Dhrun das Amulett um den Hals – zu seiner großen Erleichterung. »Da hast du es wieder, so gut wie neu.«
    Die zwei stärkten sich mit Pflaumen und setzten ihren Weg entlang dem Fluß fort. Der Wald wurde lichter und ging über in leichtbewaldetes Grasland. Sie stießen auf eine verlassene Hütte, die als Obdach für die Schäfer diente, die es wagten, ihre Herden so nahe bei den Wölfen, Griswolds und Bären des Waldes grasen zu lassen.
    Nach weiteren zwei Meilen kamen sie an ein hübsches zweistöckiges Steinhaus mit Blumenkästen unter den oberen Fenstern. Eine Steinmauer umgrenzte einen Garten mit Vergißmeinnicht, Stiefmütterchen und Engelsnadelkissen. Schornsteine ragten an beiden Giebeln aus dem frischgedeckten Strohdach. Ein Stück weiter den Weg entlang war ein Dorf aus grauen, dicht zusammengekauerten Steinhäusern zu sehen. Ein altes Weib in schwarzem Kleid und weißer Schürze jätete Unkraut im Garten. Es hielt einen Moment inne, als es Glyneth und Dhrun nahen sah, dann schüttelte es den Kopf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    Als Glyneth und Dhrun sich dem Tor näherten, trat ein rundliches, hübsches Weib in reiferen Jahren hinaus in den Vorbau. »Kinder, was treibt ihr denn hier, so weit von daheim?«
    Glyneth antwortete: »Gute Frau, wir sind leider Vagabunden. Wir haben weder ein Zuhause noch Familie.«
    Überrascht blickte die Frau den Weg hinauf, den die beiden gekommen waren. »Aber dieser Weg führt nirgendwo hin!«
    »Wir kommen aus dem Wald von Tantrevalles.«
    »Dann seid ihr gefeit! Wie heißt ihr? Ihr könnt mich Dame Melissa nennen.«
    »Ich bin Glyneth, und das ist Dhrun. Die Elfen sandten Bienen in seine Augen, und nun kann er nicht mehr sehen.«
    »Ach! Was für ein Jammer! Sie sind oft grausam und gemein! Komm her, Dhrun, laß mich deine Augen sehen.«
    Dhrun trat vor, und Dame Melissa studierte die konzentrischen gold- und bernsteinfarbenen Ringe. »Ich kenne mich ein klein wenig mit der Magie aus, aber nicht so wie eine richtige Hexe; leider kann ich nichts für dich tun.«
    »Vielleicht seid Ihr so freundlich und verkauft uns ein Stück Brot und etwas Käse«, bat Glyneth. »Wir haben gestern und heute nur Pflaumen gegessen.«
    »Natürlich, und daß ihr dafür bezahlt, kommt gar nicht in Frage! Didas? Wo steckst du? Wir haben hier zwei hungrige Kinder! Bring Milch, Butter und Käse aus dem Milchraum! Kommt herein, ihr Lieben. Jetzt gehen wir erst einmal in die Küche und sehen, was wir dort Leckeres für euch finden.«
    Als Glyneth und Dhrun an dem blankgescheuerten Holztisch Platz genommen hatten, trug Dame Melissa ihnen erst einmal Brot und eine kräftige Suppe aus Hammelfleisch und Graupen auf, dann ein schmackhaftes Gericht aus mit Safran und Walnüssen gekochtem Huhn und zum Nachtisch Käse und saftige grüne Weintrauben.
    Dame Melissa saß an der Seite des Tisches, trank Kräutertee und schmunzelte über ihren Appetit. »Wie ich sehe, seid ihr beide gesunde junge Menschen. Seid ihr Geschwister?«
    »So könnte man es nennen«, antwortete Glyneth. »Aber wir sind nicht wirklich verwandt. Wir haben beide große Not erlitten und sind glücklich, daß wir uns gefunden haben, denn keiner von uns beiden hat sonst jemanden auf der Welt.«
    Dame Melissa sagte tröstend: »Ihr seid jetzt in Dahaut und habt den schrecklichen Wald hinter euch. Ich bin sicher, daß nun alles gut für euch wird.«
    »Das hoffe ich auch. Wir können Euch gar nicht genug danken für das herrliche Essen, aber wir wollen Euch nicht zur Last fallen. Wenn Ihr erlaubt, möchten wir uns jetzt wieder auf den Weg machen.«
    »Aber warum so rasch? Es ist erst Nachmittag. Gewiß seid ihr müde. Gleich über uns ist ein hübsches Zimmer für Glyneth, und in der Dachstube ist ein gutes Bett für Dhrun. Ihr werdet ein feines Abendessen mit Brot und Milch und Plätzchen bekommen, und dann schmausen wir Äpfel vor dem Feuer, und ihr erzählt mir eure Abenteuer. Und morgen, wenn ihr gut ausgeruht seid, macht ihr euch auf den Weg.«
    Glyneth blickte unschlüssig zu Dhrun.
    »So bleibt doch«, bat Dame Melissa. »Manchmal ist es so einsam hier, nur mit der schrulligen alten Di-das.«
    »Ich hätte nichts dagegen«,

Weitere Kostenlose Bücher