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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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oder wenigstens, falls Ihr niemanden wißt, wen wir sonst fragen könnten.«
    »Ich kann euch niemanden hier aus der Nähe nennen. Es handelt sich hier um Elfenzauber, und ein solcher kann nur durch einen anderen Elfenzauber aufgehoben werden. Sucht Rhodion, den König aller Elfen. Er trägt einen grünen Hut mit einer roten Feder. Nehmt ihm seinen Hut ab, und er muß tun, was ihr von ihm verlangt.«
    »Wie können wir König Rhodion finden? Es ist wirklich sehr dringend.«
    »Selbst der weiseste Mann von Wookin kann diese Frage nicht beantworten. Er besucht oft die großen Jahrmärkte, wo er Bänder kauft und Schleckereien. Ich sah ihn einmal auf dem Jahrmarkt von Tinkwood: ein fröhlicher alter Herr, der auf einer Ziege ritt.«
    »Reitet er immer auf einer Ziege?« wollte Glyneth wissen. »Selten.«
    »Aber wie erkennt man ihn dann? Auf Jahrmärkten findet man fröhliche alte Herren zu Hunderten.«
    Der alte Mann schabte einen langen, gekräuselten Span von seinem Scheit. »Zugegeben, das ist das schwache Glied in dem Plan. Vielleicht wäre euch besser mit einem Hexer gedient. Da gäbe es Tamurello in Faroli und Quatz bei Lullwater. Tamurello wird allerdings einen mühevollen Dienst fordern, zur Erfüllung desselben ihr möglicherweise bis ans Ende der Welt gehen müßtet: wieder ein Haken an der Sache. Und was Quatz betrifft, er ist tot. Wenn ihr irgendeine Möglichkeit fändet, ihm die Wiederbelebung zu versprechen, würde er, so wage ich zu behaupten, sich zu allem bereit erklären.«
    »Vielleicht«, sagte Glyneth niedergeschlagen. »Aber wie ...«
    »Tja, du hast den Haken erkannt. Trotzdem – wenn man es nur klug genug plant, könnte es klappen. Das sage ich, der weiseste Mann von Wookin.«
    Aus dem Innern des Gasthofes kam eine streng blickende Matrone. »Komm, Großvater! Es ist Zeit für dein Nickerchen. Heute abend darfst du dann noch eine oder zwei Stunden aufbleiben, da der Mond erst spät aufgeht.«
    »Gut, gut! Wir sind alte Feinde, der Mond und ich«, erklärte er Glyneth. »Der böse Mond sendet Strahlen aus Eis, die mir das Mark gefrieren lassen, und ich gebe mir Mühe, ihnen zu entwischen. Auf dem Hügel dort hinten plane ich eine große Mond-falle aufzustellen, und wenn der Mond dann gegangen kommt und herumspioniert und späht, um mein Fenster zu finden, dann – schnapp – schiebe ich den Riegel vor, und aus ist's mit der sauren Milch in Mondnächten!«
    »Nun komm, Großvater, 's ist höchste Zeit! Sag deinen Freunden Lebewohl, und komm deine leckere Draufußsuppe essen.«
    Schweigend stapften Dhrun und Glyneth zum Dorf hinaus. Schließlich sagte Dhrun: »Vieles von dem, was er sagte, klang bemerkenswert vernünftig.«
    »So schien es mir auch«, bestätigte Glyneth.
    Gleich hinter Wookin bog der Murmeil-Fluß nach Süden ab, und der Weg führte durch teils bewaldetes, teils kultiviertes Land, auf dem Gerste, Hafer und Futterrüben angebaut wurden. In Abständen kamen sie an verschlafenen, im Schatten von Eichen und Ulmen liegenden Bauerngehöften vorbei, alle aus dem für die Gegend typischen grauen Trapp gebaut und mit Stroh gedeckt.
    Dhrun und Glyneth gingen eine Meile und noch eine, und begegneten insgesamt drei Wanderern: einem Knaben, der ein Pferdegespann führte, einem Viehtreiber mit einer Herde Ziegen und einem fahrenden Kesselflicker. Über den Duft der frischen Landluft legte sich ein seltsamer Geruch, der immer stärker wurde: War es zuerst nur ein leiser Hauch, der ihnen mit dem Wind in die Nase wehte, so verstärkte es sich zu einem alles überlagernden Gestank, so beißend und schwer, daß sie mitten auf dem Weg stehenblieben.
    Glyneth nahm Dhrun bei der Hand. »Komm, wir laufen; um so schneller sind wir vorbei.«
    Die zwei trabten los. Mit der freien Hand hielten sie sich die Nase gegen den bestialischen Gestank zu. Ein paar hundert Schritt weiter kamen sie an einen Kreuzweg, neben dem ein Galgen stand. Auf einem Wegweiser, dessen vier Spitzen in alle vier Himmelsrichtungen zeigten, stand:
    BLANDWALLOW: 3 – TUMBY: 4
WOOKIN: 3 – LUMARTH: 3
    An dem Galgen baumelten, sich hager gegen den Himmel abhebend, sechs tote Männer.
    Glyneth und Dhrun hasteten vorüber, um kurz dahinter abermals jäh innezuhalten. Auf einem Baumstumpf saß ein langer, dünner Mann mit einem langen, dünnen Gesicht. Er trug dunkle Kleidung und war barhäuptig. Sein pechschwarzes, glattes Haar klebte an seinem schmalen Schädel.
    Glyneth fand sowohl die Umstände als auch den Mann irgendwie

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