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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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und Kressesalat. »Wenn ich jeden Abend so viel äße, hätte ich gewiß keine Lust mehr, morgens Holz zu hacken«, erklärte Graithe.
    »Hoffentlich erlebe ich diesen Tag noch!« rief Wynes aus.
    »Wer weiß?« sagte Aillas. »Vielleicht kommt dieser Tag früher, als ihr denkt. Aber ich bin müde, und ich muß vor Sonnenaufgang aufstehen.«
     
    Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang stand Aillas am Rande der Madling-Wiese. Er verharrte in der Finsternis unter den Bäumen, bis der erste Schimmer der aufgehenden Sonne sich im Osten zeigte. Dann schritt er langsam durch das taunasse Gras auf den Elfenhügel zu, den Stein in der Hand. Als er sich dem Hügel näherte, vernahm er ein leises Zwitschern und Trillern in einer Tonlage, die fast zu hoch war für sein Wahrnehmungsvermögen. Etwas schlug nach der Hand, die den Stein hielt. Aillas umklammerte den Stein nur um so fester. Unsichtbare Finger zwickten ihm in die Ohren und zupften ihn an den Haaren. Sein Hut wurde ihm vom Kopf gefegt und hoch in die Luft geworfen.
    Aillas sprach leise, mit schmeichelnder Stimme: »Elfen, liebe Elfen, behandelt mich nicht so! Ich bin Aillas, der Vater von Dhrun, den ihr so liebtet.«
    Einen Moment lang herrschte atemlose Stille. Aillas bewegte sich weiter langsam auf den Hügel zu. Zwanzig Schritte vor dem Ziel blieb er abrupt stehen.
    Der Hügel hüllte sich plötzlich in Dunst und erfuhr seltsame Veränderungen: wie ein Bild, das schärfer wird, wieder verschwimmt, sich dehnt und zusammenzieht. Ein roter Teppich entrollte sich aus demHügel bis dicht vor die Stelle, wo Aillas stand. Über diesen Teppich kam ein Elf geschritten: fünf Fuß groß, von blaßbrauner Haut mit einem leichten Schimmer von Olivgrün. Er trug einen scharlachfarbenen, mit weißen Wieselköpfen besetzten Mantel, eine zierliche Krone aus goldenen Litzen und grüne Samtpantoffeln. Zu seiner Rechten und Linken zeigten sich andere Elfen am Rande von Aillas' Wahrnehmungsvermögen, körperlos fast.
    »Ich bin König Throbius«, sprach der Elf. »Bist du wahrhaftig der Vater unseres geliebten Dhrun?«
    »Ja, Majestät.«
    »In diesem Fall überträgt sich ein Teil unserer Liebe auf dich, und du wirst auf Thripsey Shee nichts zu
    befürchten haben.«
    »Ich danke Euch, Majestät.«
    »Es bedarf keines Dankes, wir fühlen uns allein durch deine Anwesenheit geehrt. Was ist das für ein Ding, das du da in der Hand hältst?«
    Ein anderer Elf flüsterte leise: »Oh, welch ein erregender Glanz!«
    »Eure Majestät, es ist ein magischer Stein von ungeheurem Wert!«
    Elfenstimmen murmelten: »O ja, gewiß! Eine feurige Gemme von magischem Glanze.«
    »Gestatte mir, sie anzufassen«, sagte König Throbius mit gebieterischer Stimme.
    »Euer Majestät, normalerweise wäre Euer Wunsch mir Befehl, aber ich ward höchst eindringlich angewiesen, den Stein erst aus der Hand zu geben, sobald ich meinen Sohn Dhrun heil und wohlbehalten zurückbekommen habe.«
    Von den Elfen erhob sich Gemurmel der Überraschung und der Mißbilligung: »Ein frecher Bursche!«
    »Schau an, die Sterblichen!«
    »Man darf ihrer Höflichkeit niemals trauen.«
    »Bleich und grob wie die Ratten!«
    König Throbius sprach: »Ich bedaure, dir mitteilen zu müssen, daß Dhrun nicht mehr unter uns weilt. Er wuchs zum Knaben heran, und wir waren gezwungen, ihn fortzuschicken.«
    Aillas sperrte verblüfft den Mund auf. »Aber er ist kaum ein Jahr alt!«
    »Im Elfenhügel springt und hüpft die Zeit wie eine Eintagsfliege. Wir geben uns nie die Mühe, sie genau zu berechnen. Als Dhrun fortging, war er nach eurem Zeitverständnis vielleicht neun Jahre alt.«
    Aillas stand stumm.
    »Bitte, gib mir doch das kleine hübsche Glitzerding«, flötete lockend König Throbius, mit einer Stimme, als wolle er einer launischen Kuh, die ihm die Milch verweigerte, gut zureden.
    »Meine Position ist unverändert. Nur, wenn Ihr mir meinen Sohn wiedergebt.«
    »Das ist so gut wie unmöglich. Er schied vor geraumer Zeit. Doch nun« – König Throbius' Stimme wurde barsch – »tu, was ich dich heiße, oder du siehst deinen Sohn niemals wieder!«
    Aillas stieß ein grimmiges Lachen aus. »Ich habe ihn ja noch nie gesehen! Was habe ich da zu verlieren?«
    »Wir können dich in einen Dachs verwandeln«, piepste eine Stimme.
    »Oder in eine Wolfsmilchflocke.«
    »Oder in einen Spatz mit Elchgeweih.«
    Aillas wandte sich empört an König Throbius: »Ihr verspracht mir Eure Liebe und Euren Schutz. Doch statt dessen bedroht Ihr mich nun.

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