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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Gefieder war arg zerzaust; halb saß, halb stand er auf seinen krummen gelben Beinen.
    Fünfzig Schritte entfernt, nach Osten hin, reckte eine krumme alte Zeder ihren knorrigen Stamm über den Rand der Klippe hinaus. Aillas warf sein Seil über eine Astgabel, legte an einem Ende eine Schlinge, setzte sich hinein, zog das Seil mit dem anderen Ende stramm, schwang sich über den Klippenrand und ließ sich Hand über Hand langsam hinunter. Unten angekommen, zog er das Ende des Seils über die Astgabel herunter, rollte es auf und hängte es sich über die Schulter.
    Der Rabe verharrte noch immer in seiner Stellung: den Kopf aufgerichtet, bereit, nach dem Felsblock zu hacken und ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aillas schlich sich vorsichtig von der anderen Seite heran und tippte mit der Spitze seines Schwerts gegen den Felsblock. Unter dem wütenden Gekrächze des Raben kippte das Ungetüm auf die Seite und krachte donnernd in den Hohlweg.
    Aillas setzte seinen Weg fort, die Hänge des Berges Gaboon hinunter.
    Voraus markierte eine Baumlinie den Lauf des Flusses Siss. Aillas blieb stehen. Irgendwo, so argwöhnte er, lag das Fuchsweib auf der Lauer. Der wahrscheinlichste Ort dafür schien ein Dickicht aus verkrüppelten Haselnußsträuchern, nur etwa hundert Schritt voraus am Wegesrand. Er konnte einen Umweg machen, entweder stromaufwärts oder talwärts, und den Fluß schwimmend überqueren, statt an der Furt hinüberzuwaten.
    Aillas wich zurück und schlug in geduckter Haltung, soviel Deckung wie eben möglich suchend, einen weiten Halbkreis in flußabwärtiger Richtung bis zum Ufer. Hier schnitt ihm ein undurchdringlicher Vorhang von Weiden den Weg zum Wasser ab, und er sah sich gezwungen, ein Stück flußaufwärts zu gehen. Nichts regte sich, weder in dem Dickicht, wo er die Fuchsfrau wähnte, noch anderswo. Er fühlte, wie Spannung in ihm hochstieg. Die Stille zerrte an seinen Nerven. Er hielt inne und lauschte erneut, aber er hörte nur das Plätschern und Gurgeln des Wassers. Mit dem Schwert in der Hand ging er weiter stromaufwärts, vorsichtig, Schritt für Schritt ... Er näherte sich der Furt. Das Schilf schwankte sanft im Wind ... Im Wind? Er fuhr herum und schaute in die rote Maske der Fuchsfrau, die direkt hinter ihm hockte, in geduckter Haltung, ähnlich einem Frosch. In dem Moment, als sie zum Sprung ansetzte, schwang er sein Schwert. Die Klinge fuhr ihr quer durch den Hals und trennte ihr den Kopf vom Körper. Körper und Beine sackten in sich zusammen, der Kopf fiel auf das Ufer. Aillas stieß ihn mit dem Schwert in die Strömung. Er tanzte ein paarmal auf und ab und trieb dann stromabwärts. Der Körper raffte sich auf seinen Hühnerbeinen auf und fing an, ziellos hin und her zu rennen, mit den Armen rudernd, hüpfend und springend. Schließlich verschwand er auf dem Pfad zum Berg Gaboon hinauf.
    Aillas wusch sein Schwert, überquerte die Furt und kehrte nach Oswy Untertal zurück, wo er kurz vor Einbruch der Nacht eintraf. Er stillte seinen Hunger mit Brot und Schinken, trank einen Schoppen Wein und begab sich danach sogleich auf sein Zimmer.
    Im Dunkeln holte er den grauen Stein hervor, den Murgen ihm überlassen hatte. Er zeigte einen blassen Schimmer von der Farbe eines trüben Tages. Stumpf und glanzlos, dachte Aillas. Doch als er den Blick abwandte, war ihm, als nehme er ein merkwürdiges Blitzen im äußersten Winkel seines Gesichtsfeldes wahr, eine Wahrnehmung, die er nicht beschreiben konnte. Er probierte es noch mehrere Male, aber es gelang ihm nicht, die eigenartige Wahrnehmung ein zweites Mal heraufzubeschwören. Kurz darauf schlief er ein.
     

21
    Vier ereignislose Tage brachten Aillas nach Tawn Timble. Dortselbst kaufte er zwei dicke Hühner, einen Schinken, eine geräucherte Speckseite und vier Krüge Rotwein. Er verstaute einen Teil der Waren in seinen Satteltaschen, band den Rest an seinen Sattel und ritt nach Norden durch das Dorf Glymwode zum Haus von Graithe und Wynes.
    Graithe empfing ihn. Beim Anblick der Köstlichkeiten, die an Aillas' Sattel baumelten, rief er ins Haus: »Frau, zünde das Feuer unterm Spieß an! Heute abend speisen wir wie die Fürsten!«
    »Wir werden gut speisen und trinken«, sagte Aillas. »Doch muß ich schon morgen in der Früh auf der Madling-Wiese sein, noch vor Tagesanbruch.«
    Die drei speisten Huhn, mit Gerste und Zwiebeln gefüllt und am Spieß gebraten, dazu frisches, in Bratensaft getunktes Brot, einen Topf Feldgemüse, mit Speck gedünstet,

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