Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
waren.
Im Wasser stiegen sie auf die Stelzen und wateten an Land, sorgsam darauf bedacht, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Sie stiegen den kleinen Hügel hinauf, und die strohumpolsterten Stelzenenden hinterließen weder Abdrücke noch Geruchsspuren, die die Hunde hätten anlocken können. Eine Stunde lang gingen die drei auf Stelzen weiter. An einem Bach wateten sie in die Strömung und stiegen ab, um zu rasten. Dann stiegen sie erneut auf ihre Stelzen und machten sich auf den Weg, um möglichst rasch weiten Abstand zur Burg zu gewinnen, war es doch nicht auszuschließen, daß die Verfolger, sobald sie ihre Fährte am Fluß verloren, versuchen würden, sie mit Suchtrupps einzukreisen.
Danach gingen sie noch eine Stunde auf ihren Stelzen weiter, über leicht ansteigendes, mit verkrüppelten Kiefern spärlich bewaldetes Gelände. Das Land war zur Kultivierung ungeeignet. Die wenigen Bauern, die früher hier einmal Harz zur Herstellung von Terpentin gesammelt oder Schweine hatten wühlen lassen, waren vor den Ska geflohen. Die drei Flüchtlinge wanderten daher durch unbewohntes Ödland, was ihnen sehr zupaß kam.
Als sie wieder einmal an einen Bach kamen, kletterten sie von ihren Stelzen und ließen sich zur Rast auf einer Felsbank nieder. Sie tranken Wasser und aßen von ihrem mitgebrachten Brot und Käse. Trotz angestrengten Lauschens hörten sie kein fernes Hundegebell, aber das hatten sie auch nicht erwartet, hatten sie doch inzwischen schon ein gutes Stück Weges zurückgelegt. Wahrscheinlich war ihr Verschwinden bis jetzt noch gar nicht bemerkt worden. Die drei beglückwünschten sich dazu, daß sie möglicherweise einen vollen Tag Vorsprung vor den Verfolgern hatten.
Sie warfen die Stelzen fort und wateten in östlicher Richtung stromaufwärts. Bald darauf verließen sie das Flußbett und betraten ein merkwürdig anzuschauendes Hochland mit uralten Gesteinsformationen und Felszinnen aus verfallendem schwarzen Stein. Die dazwischen liegenden Täler waren einst bebaut worden, lagen aber jetzt verlassen. Eine Zeitlang folgten sie einem Weg, der schließlich zu den Ruinen einer alten Festung führte.
Ein paar Meilen weiter wurde das Land wieder wüst und stieg zu einer hügeligen Hochmoorregion an. Glücklich über die wiedererlangte Freiheit und die endlose Weite des Himmels über ihnen, schritten die drei kräftig aus, in den dunstigen Osten hinein.
Doch sie waren nicht allein auf dem Moor. Von Süden her, von einer Anhöhe, kam unter wehenden schwarzen Fahnen ein Trupp Ska-Krieger geritten. Sie galoppierten heran und kreisten die Flüchtlinge ein.
Der Anführer, ein düster dreinschauender Baron in schwarzer Rüstung, würdigte sie nur eines einzigen, kurzen Blickes. Man befestigte Stricke an ihren eisernen Kragen und führte sie nach Norden ab.
Am späten Nachmittag stieß der Trupp auf einen Wagenzug, der mit Proviant verschiedener Art beladen war. Den Schluß des Zuges bildeten vierzig Gefangene, die mit Halsfesseln miteinander verbunden waren. An diese Marschsäule wurden Aillas, Yane und Cargus angehängt und mußten so wohl oder übel dem Wagenzug nach Norden folgen. Nach einer Weile betraten sie das Gebiet des Königreichs Dahaut, und bald darauf erreichten sie Poëlitetz, jene gewaltige Festung, die das zentrale Massiv des Teach tac Teach bewachte und die Ebene der Schatten beherrschte.
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Wo Dahaut an Nord-Ulfland grenzte, ragte eine achtzig Meilen lange Steilböschung, die Frontseite des Teach tac Teach-Massivs, über die Ebene der Schatten. An einem Ort namens Poëlitetz schnitt der Fluß Tamsour, der sich aus den Schneemassen des Agon-Berges speiste, eine Schlucht in das Bergmassiv, die relativ leichten Zugang von Dahaut zu den Mooren Nord-Ulflands gestattete. Poëlitetz war befestigt, seitMenschen Kriege auf den Älteren Inseln führten. Wer Poëlitetz hielt, kontrollierte den Frieden des fernen Dahaut. Als die Ska Poëlitetz genommen hatten, unternahmen sie ungeheure Anstrengungen, um die Festung nach Osten wie nach Westen zu einem wahrhaft uneinnehmbaren Bollwerk zu machen. Sie hatten die Talschlucht mit dreißig Fuß dicken Mauern abgeriegelt, unter Aussparung eines zwölf Fuß breiten und zehn Fuß hohen Durchgangs, der durch drei hintereinander liegende Eisentore gesichert war. Festung und Böschung bildeten nun einen einzigen, undurchdringlichen Wall zur Ebene der Schatten hin.
Um die Ebene der Schatten besser auskundschaften zu können, hatten die Ska damit
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