Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
Muskel in seinem Gesicht zuckte. Mit dünner Stimme fragte er: »Und was ist mit meinen Augen?«
Höflich antwortete Throbius: »Guter Herr Dhrun, geblendet wurdet Ihr von den Dryaden. Das war Pech von höchstem Grade, doch ein Pech, das einem bösen Zufall entsprang und nicht der Tücke des Bannspruchs angelastet werden darf. Mithin ist die Blendung nicht unser Werk. Sie ist das Werk der Dryade Feodosia, und wir können es nicht zunichte machen.« Shimrod sprach: »Dann gehet hin, und verhandelt mit der Dryade Feodosia. Versprecht ihr elfische Gefälligkeiten und Vergünstigungen, so sie ihren Zauber aufhebt.«
»Oh, wir fingen Feodosia und eine andere, Lauris genannt, im Schlafe. Wir nahmen sie mit und benutzten sie auf unserem Fest zur Belustigung. Sie verloren vor Wut den Verstand und flohen nach Arkadien, wohin wir nicht können. Abgesehen davon hat sie ohnehin all ihre Elfenmacht eingebüßt.«
»Nun denn, wie kann Dhrun sein Augenlicht zurückerhalten?«
»Nicht durch Elfenkunst«, erklärte König Rhodion. »Es steht nicht in unserer Macht.«
»Dann müßt Ihr ihm auf andere Weise Entschädigung leisten.«
»Ich will nichts«, sagte Dhrun mit steinerner Stimme. »Sie können mir nur das geben, was sie mir genommen haben.«
Shimrod wandte sich zu Glyneth um. »Du hältst den Hut, du kannst eine Leistung fordern.«
»Was?« schrie König Rhodion. »Das ist schiere Erpressung! Habe ich nicht König Throbius kommen und ihn den Bannfluch lösen lassen?«
»Ihr habt lediglich ein Übel beseitigt, das Ihr selbst angerichtet habt. Das ist keine wohltätige Leistung, das ist bloße Gerechtigkeit. Wo ist da die Entschädigung für seine Pein?«
»Er will keine, und wir geben niemals, was nicht gefordert wird.«
»Glyneth hat den Hut. Ihr müßt ihre Wünsche befriedigen.« Aller Augen richteten sich auf Glyneth. Shimrod fragte sie: »Was wünschest du dir am sehnlichsten?«
»Ich möchte nur mit Dhrun und Euch auf immer in diesem Wagen reisen.«
Da sprach Shimrod: »Doch bedenke, alles wird einmal anders, und wir werden nicht auf ewig in diesem Wagen fahren.«
»Dann will ich auf immer mit Dhrun und Euch zusammensein.«
»Das ist ein Wunsch, der sich auf die Zukunft bezieht«, wandte Rhodion ein. »Sie liegt außerhalb meiner Macht, es sei denn, du wünschst, daß ich euch drei auf der Stelle töte und euch gemeinsam unter dem Wagen begrabe.«
Glyneth schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß, wie Ihr mir helfen könnt. Meine Katzen sind oft ungehorsam und mißachten meine Anweisungen. Könnte ich mit ihnen sprechen, dann könnten sie kein Mißverstehen mehr vorschützen. Auch möchte ich gern mit Pferden und Vögeln und allen anderen Lebewesen sprechen können, sogar mit den Bäumen und den Blumen und den Insekten!«
König Rhodion knurrte mürrisch. »Weder sprechen Bäume und Blumen, noch hören sie zu. Die Insekten würden dich in Angst und Schrecken versetzen, würdest du ihre Sprache verstehen, und dir Alpträume bereiten.«
»Darf ich denn dann wenigstens mit den Vögeln und Tieren sprechen?«
»Nimm das Bleiamulett von meinem Hut, und hänge es dir um den Hals, und dein Wunsch ist erfüllt. Erwarte keine tiefen Einsichten; Vögel und Tiere sind für gewöhnlich dumm.«
»Schniefchen und Schnurrgel sind ziemlich klug«, erwiderte Glyneth. »Gewiß werde ich viel Freude an unseren Unterhaltungen haben.«
»Nun denn«, sprach König Rhodion würdevoll. Er nahm Glyneth den Hut aus der schlaffen Hand und setzte ihn sich auf den Kopf, wobei er wachsam den Blick auf Shimrod gerichtet hielt. »Der Handel ist vollzogen. Einmal mehr habe ich mich von den Sterblichen überlisten lassen, doch war es mir diesmal beinahe ein Vergnügen. Throbius, kehre nun nach Thripsey Shee zurück, und ich mache mich auf nach Shadow Thawn.«
König Throbius hob die Hand. »Noch eine letzte Sache. Vielleicht kann ich doch für den Bannfluch Wiedergutmachung leisten. Dhrun, höre mir zu. Vor vielen Monden kam ein junger Ritter nach Thripsey Shee und begehrte alles über seinen Sohn Dhrun zu erfahren. Wir tauschten Geschenke aus. Ich bekam ein Juwel von der Farbe
smaudre
; er erhielt ein Nimmerfehl, das ihm stets den Weg zu dir weist. Hat er dich noch nicht gefunden? Dann wurde er aufgehalten oder gar getötet, denn sein Entschluß, dich zu suchen, stand fest.«
Mit heiserer Stimme fragte Dhrun: »Wie war sein Name?«
»Es war Sir Aillas, ein Prinz aus Troicinet. Ich gehe nun.« Seine Gestalt verschwamm und löste sich in
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