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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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doch nur, um sich einer weiteren Abteilung Berittener gegenüberzusehen, die mit gesenkten Lanzen den Hügel heruntergestürmt kamen, direkt auf ihn zu. Es waren zehn oder zwölf, gekleidet ins Blau und Schwarzblau von Burg Nulness. Carfilhiot brüllte Befehle und wandte sich nach Süden. Fünf von Carfilhiots Männern fielen, von Lanzen durchbohrt. Drei versuchten, sich mit Schwert und Axt zu verteidigen; sie wurden rasch niedergehauen. Vier schafften es, zusammen mit Carfilhiot den Rand der Talmulde zu gewinnen. Sie hielten an, um ihre erschöpften Pferde verschnaufen zu lassen.
    Doch ihre Atempause währte nicht lange. Die Reiter von Nulness hatten mit ihren noch frischen Pferden schon fast die Stirn der Talmulde erreicht. Inzwischen würde der Kaberfried-Trupp versuchen, ihm vom Westen her über die Alte Straße den Weg zum Evandertal abzuschneiden.
    Voraus tauchte ein Tannengehölz auf. Vielleicht konnte er sich dort vorübergehend verbergen. Er spornte das erschöpfte Pferd erneut zum Galopp an. Da nahm er aus dem Augenwinkel etwas Rotes wahr. »Duckt euch! Schnell fort!« schrie er. Mit einem mächtigen Satz rettete er sich in eine Senke, während Bogenschützen im Karmesinrot von Burg Turgis aus dem Stechginster brachen und zwei Pfeilsalven abfeuerten. Zwei von Carfilhiots Mannen wurden getroffen; wieder bohrten sich Pfeilspitzen durch Kettenhemden. Dem Pferd des dritten fuhr ein Pfeil in den Bauch. Es bäumte sich so heftig auf, daß es hintüberkippte und seinen Reiter unter sich begrub. Es gelang ihm, sich zu befreien und sich schwankend aufzuraffen. Verwirrt und desorientiert schleppte er sich ein paar Schritte vorwärts, ehe er, von sechs Pfeilen durchbohrt, sein Leben aushauchte. Der letzte Überlebende der vier sprengte blindlings hinunter in die Talmulde, wo die Reiter von Kaberfried ihm erst die Beine und dann die Arme abhackten, bevor sie ihn in den Graben rollten und zuschauten, wie er verblutete. Carfilhiot ritt allein durch das Tannenholz. Nach einer Weile erreichte er ein felsigesÖdland. Ein Hirtenpfad führte durch die Felsen. Ein Stück voraus ragten die Felsklippen auf, die als die Elf Schwestern bekannt waren.
    Carfilhiot warf einen Blick über die Schulter, dann spornte er sein Pferd abermals zu schärfstem Galopp an. Nach einem wilden Ritt durch die Elf Schwestern und den dahinter liegenden Abhang hinunter kam er in eine düstere, ganz mit Erlen zugewachsene Talschlucht, wo er sein Pferd in den Schutz eines Felsvorsprungs zog, der ihn vor dem Entdecktwerden von oben abschirmte. Seine Verfolger suchten die Felsen ab. Er hörte, wie sie einander zuriefen, enttäuscht und wütend darüber, seine Fährte verloren zu haben. Hin und wieder spähten sie hinunter in die Schlucht, doch Carfilhiot, der sich nur fünfzehn Fuß unterhalb von ihnen befand, entging ihrem Blick. Immer wieder ging Carfilhiot die eine Frage durch den Kopf: Wie hatten sie ihn in diese Falle locken können, ohne daß er es gemerkt hatte? Auf der Karte hatte er lediglich sehen können, daß Sir Cadwal seine Burg verlassen hatte. Und doch waren auch Sir Cleone von Nulness und Sir Dexter von Turgis mit ihren Truppen losgezogen! Auf die simple Strategie mit dem Signalsystem kam er nicht.
    Carfilhiot ließ eine Stunde verstreichen, bis der Atem seines Pferdes sich wieder beruhigt hatte. Dann saß er vorsichtig auf und ritt die Schlucht hinunter, wobei er, wo irgend möglich, die Erlen und Weiden als Deckung nutzte. Wenig später öffnete sich vor ihm das Evandertal, eine Meile oberhalb von Ys.
    Es war noch immer früher Nachmittag. Carfilhiot ritt weiter nach Ys. Auf Terrassen zu beiden Seiten des Flusses lebten die Faktoren still und zurückgezogen in ihren weißen Palästen, beschattet von Zypressen, Eiben, Olivenbäumen, flachkronigen Pinien. Carfilhiot ritt den weißen Sandstrand hinauf zu Melancthes Palast. Ein Bursche empfing ihn. Mit einem Ächzen der Erleichterung glitt Carfilhiot aus dem Sattel. Er stieg drei Marmorstufen hinauf, überquerte die Terrasse und trat in ein dunkles Foyer, wo ein Kammerdiener ihm half, sich seines Helmes, seines Jupons und seines Kettenpanzers zu entledigen. Eine Dienerin erschien: ein seltsames silberhäutiges Wesen, wahrscheinlich ein Falloy 26 -Halbblut. Sie brachte Carfilhiot ein weißes Linnenhemd und einen Pokal heißen Weißweins. »Herr, Lady Melancthe wird Euch zu gehöriger Zeit empfangen. In der Zwischenzeit stehe ich zu Euren Diensten.«
    »Danke, ich brauche nichts.« Carfilhiot

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