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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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geraten. Sie stand auf, durchquerte den Raum und schaute sinnend ins Feuer.
    Ohne Hast gesellte sich Carfilhiot zu ihr. »Es ist leicht zu fühlen.« Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust. »Fühle! Ich bin stark. Fühle, wie mein Herz schlägt und mir Leben gibt.«
    Melancthe entzog ihm ihre Hand. »Ich habe keine Lust, auf dein Geheiß zu fühlen. Leidenschaft ist eine Hysterie. Ich verspüre wahrlich kein Verlangen nach Männern.« Sie entfernte sich einen Schritt von ihm. »Laß mich nun bitte allein. Morgen früh wirst du mich nicht sehen. Auch werde ich deine Unternehmungen nicht fördern.«
    Carfilhiot faßte sie unter den Ellenbogen und schaute sie an. Der Schein des Feuers spielte auf ihren Gesichtern. Melancthe öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie sagte nichts, und Carfilhiot beugte sich über sie und küßte sie auf den Mund. Er zog sie hinunter auf eine Couch. »Die Sterne gehen auf. Die Nacht hat gerade begonnen.«
    Sie schien ihn nicht zu hören. Sie saß da und schaute ins Feuer. Carfilhiot löste die Schulterspange ihres Kleides, sie ließ es geschehen. Als ihr Gewand von ihrem Leibe glitt, hing der Duft von Veilchen im Raum. Schweigend sah sie zu, wie Carfilhiot sich seiner Kleider entledigte.
    Um Mitternacht erhob sich Melancthe von der Lagerstatt und stellte sich nackt vor das Feuer, das zu matter Glut heruntergebrannt war.
    Carfilhiot betrachtete sie aus halbgeschlossenen Augen und mit zusammengepreßten Lippen vom Bette aus. Melancthes Verhalten hatte ihn verwirrt. Ihr Leib hatte sich zwar mit angemessener Begierde an den seinen gedrängt, doch hatte sie ihm während des Aktes nicht einmal ins Gesicht geschaut. Stets hielt sie den Kopf nach hinten geworfen oder zur Seite, den Blick ins Leere gerichtet. Körperlich war sie erregt, soviel vermochte er zu spüren, doch als er sie ansprach, gab sie keine Antwort, so als wäre er nicht mehr denn ein Hirngespinst.
    Melancthe warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Kleide dich an.«
    Mürrisch legte Carfilhiot seine Kleider an, während sie versonnen in die erlöschende Glut starrte. Er erwog mehrere Bemerkungen, aber entweder erschienen sie ihm zu hart oder zu gereizt, oder zu kindisch oder zu töricht, und so beschloß er, lieber den Mund zu halten.
    Als er angezogen war, ging er zu ihr und schlang die Arme um ihre Hüften. Sie entzog sich seinem Griff und sagte mit ernster Stimme: »Faß mich nicht an. Kein Mann hat mich je berührt, und auch du sollst mich nicht berühren.«
    Carfilhiot lachte. »Bin ich kein Mann? Ich habe dich berührt, gänzlich und tief, und ich bin bis auf den Grund deiner Seele gedrungen.«
    Den Blick immer noch in das Feuer gerichtet, schüttelte Melancthe den Kopf. »Du existiertest nur als eine seltsame Erscheinung der Phantasie. Ich habe dich benutzt, und nun mußt du dich wieder aus meinem Geist entfernen.«
    Carfilhiot starrte sie voller Verblüffung an. War sie umnachtet? »Ich bin sicher real, und ich denke nicht daran, mich zu entfernen. Hör doch, Melancthe!« Erneut legte er die Hände auf ihre Hüften. »Laß uns wahrhaftig Liebende sein! Sind wir nicht beide einzigartig?«
    Melancthe wich vor ihm zurück. »Wieder hast du versucht, mich zu berühren!« Sie wies auf die Tür. »Geh! Entferne dich aus meinem Sinn!«
    Carfilhiot vollführte eine sardonische Verbeugung und ging zur Tür. Er hielt inne, schaute zurück. Melancthe stand am Kamin, eine Hand gegen das hohe Gesims gestützt. Der rote Schein der Glut und schwarze Schatten spielten auf ihrem Körper. Carfilhiot flüsterte ganz leise bei sich: »Erzähl mir von Phantomen, was du willst. Ich nahm dich, und ich hatte dich, soviel steht fest.«
    Und als er die Tür öffnete, erklangen in seinem Ohr oder in seinem Hirn lautlos die Worte: »Ich habe mit einem Phantom gespielt. Du glaubtest, die Realität zu kontrollieren. Phantome fühlen keinen Schmerz. Denke darüber nach, wenn jeden Tag der Schmerz vorbeikommt.«
    Verdutzt trat Carfilhiot durch die Tür, und sofort schloß sie sich hinter ihm. Er stand in einem dunklen Verbindungsgang zwischen zwei Gebäuden, an dessen beiden Enden schwacher Lichtschein glomm.Über ihm zeigte sich der Nachthimmel. Die Luft war erfüllt von einem seltsamen Geruch nach modrigem Holz und nassem Stein. Wo war die frische salzige Luft, die sonst Melancthes Palast umwehte?
    Carfilhiot tastete sich durch Haufen von Abfall und Unrat zum Ende des Ganges und fand sich auf einem Platz. Verdutzt schaute er sich

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