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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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den Wagen! Macht die Vögel bereit für seine Majestät. Wenn ich bitten darf, Hoheit, hier herauf!«
    Er verriegelt die Tür, kletterte nach vorn auf den Bock und stob mit wildem Galopp davon. Die federgeschmückten Damen schauten ihnen verdutzt nach. Ein paar Männer rannten ein paar Schritte hinter dem davonrumpelnden Wagen her, doch ihre schwarzen und weißen Federn behinderten sie beim Laufen, und so trotteten sie mit hängenden Flügeln auf die Wiese vor dem Palast zurück, wo sie versuchten, den Vorfall in irgendein logisches Erklärungsmuster einzufügen.
    Unterdessen brüllte König Deuel Befehle: »Haltet dieses Gefährt auf der Stelle an! Ich sehe überhaupt keine Vögel! Dies ist ein höchst geschmackloser Schelmenstreich!«
    Carfilhiot rief durch das Fenster nach hinten: »Zu gegebener Zeit werde ich den Wagen anhalten, Eure Majestät. Und dann werden wir uns über die Federn und Kiele unterhalten, die Ihr mir in den Hintern stecken ließt!«
    König Deuel verstummte und gab für den Rest des Tages nur noch mürrische Gluckslaute von sich.
     
    Der Tag neigte sich dem Ende zu. Im Süden tauchte eine niedrige graue Hügelkette auf. Ein Ausläufer des Waldes von Tantrevalles lag als dunkler Streifen über dem nördlichen Horizont. Immer seltener wurden die Bauernhütten, und das Land wurde wild und melancholisch.
    Als die Sonne unterging, lenkte Carfilhiot den Wagen über eine Wiese zu einem kleinen Ulmen- und Buchenwäldchen.
    Wieder schirrte Carfilhiot die Pferde aus und legte sie zum Grasen an eine lange Leine, während Glyneth das Abendessen bereitete. König Deuel weigerte sich, den Wagen zu verlassen. Immer noch Blindheit vortäuschend, setzte sich Dhrun auf einen umgestürzten Baumstamm.
    Glyneth brachte König Deuel Suppe und reichte ihm auch Brot und Käse, dann setzte sie sich zu Dhrun. Sie sprachen leise miteinander.
    Dhrun warnte sie: »Er tut so, als beachte er dich nicht, aber wohin du auch gehst, stets folgen dir seine Blicke.«
    »Dhrun, werde nicht leichtsinnig. Er kann uns töten, aber das ist das Schlimmste, was er tun kann.«
    Dhrun stieß zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor: »Ich werde nicht dulden, daß er dich berührt. Eher werde ich sterben!«
    Glyneth flüsterte: »Ich habe nachgedacht, und da ist mir eine Idee gekommen. Sorge dich also nicht. Vergiß nicht, du bist noch immer blind!«
    Carfilhiot erhob sich. »Dhrun, in den Wagen mir dir!«
    Trotzig erwiderte Dhrun: »Ich beabsichtige, bei Glyneth zu bleiben.«
    Carfilhiot packte ihn, schleppte ihn, sosehr er auch zappelte und um sich trat, zum Wagen, stieß ihn hinein und verriegelte die Tür hinter ihm. Dann wandte er sich zu Glyneth um. »Heute nacht gibt es keine Bäume, auf die du klettern kannst.« Glyneth wich zurück. Carfilhiot kam hinter ihr her. Glyneth ging zu den Pferden. »Freunde«, sprach sie zu ihnen, »dort ist das Wesen, das euch so gnadenlos antreibt und eure nackten Rücken peitscht.«
    »Ja, ich sehe es. Ich sehe mit beiden Köpfen gleichzeitig.«
    Carfilhiot legte den Kopf schief und ging langsam auf sie zu. »Glyneth! Schau mich an!«
    »Ich sehe Euch gut genug«, sagte Glyneth. »Geht weg, oder die Pferde treten nach Euch aus.«
    Carfilhiot blieb stehen und blickte auf die Pferde, ihre weißen Augen und gesträubten Mähnen. Sie öffneten ihre Mäuler, bleckten ihre langen, gabelförmigen Reißzähne. Eines von ihnen stieg plötzlich hoch und trat nach Carfilhiot aus. Nur mit Mühe konnte Carfilhiot den scharfen Krallen seiner Vorderläufe ausweichen.
    Carfilhiot wich zum Wagen zurück, postierte sich so neben dem Bock, daß er sich, falls erforderlich, mit einem raschen Sprung in Sicherheit bringen konnte, und starrte Glyneth und die Pferde mit finsterem Blick an. Die Pferde ließen ihre Mähnen sinken, zogen ihre Krallen ein und begannen wieder zu grasen.
    Glyneth schlenderte zurück zum Wagen. Carfilhiot machte einen Schritt auf sie zu. Glyneth blieb stehen. Die Pferde hoben die Köpfe und schauten Carfilhiot an. Wieder richteten sich ihre Mähnen auf. Carfilhiot machte eine wütende Geste und stieg auf den Bock.
    Glyneth öffnete die Hecktür. Sie und Dhrun richteten sich ein Bett unter dem Wagen und verbrachten die Nacht unbehelligt.
     
    An einem trüben, regnerischen Morgen durchquerte der Wagen die Grenze von Pomperol nach Dahaut und erreichte wenig später den Wald von Tantrevalles. Carfilhiot, tief auf den Bock gekauert, fuhr mit tollkühner Geschwindigkeit. Rücksichtslos schwang er

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