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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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über das Schiff. »Ins Meer mit unserem verehrten Toten«, befahl er dem Kapitän. »Die Trauerriten müssen bis zu unserer Rückkehr nach Domreis warten. Wir werden wie geplant Ys anlaufen.«
    Die
Smaadra
lief auf Ys zu. Zuerst war nichts zu sehen außer einer Kette niedriger, parallel zur Küste verlaufender Hügel. Doch dann tauchte, einem drohenden Schatten gleich, der hohe, gezackte Umriß des Teach tac Teach 13 aus dem Dunst auf. Ein breiter, blasser Strand glänzte, gesäumt von glitzernder Brandung, im Sonnenglast. Gleich darauf erschien die Mündung des Evanderflusses neben einem einzeln stehenden weißen Palast am Strand. Aillas' Aufmerksamkeit wurde gefesselt von der Aura von Abgeschiedenheit und Geheimnis, die diesen Palast umgab, und von seiner ungewöhnlichen Bauweise, die in nichts mit dem zu vergleichen war, was er bisher gesehen hatte.
    Die
Smaadra
fuhr jetzt die Evandermündung hinauf, und durch lichte Stellen in dem dunklen Laubwerk, das die Hügel kleidete, schimmerten viele weitere weiße Paläste, terrassenförmig übereinander liegend: Es war deutlich zu sehen, daß Ys eine reiche und alte Stadt war.
    Eine Steinmole kam in Sicht, an welcher zahlreiche Schiffe vertäut lagen, und dahinter eine Reihe von Geschäften: Tavernen, Gemüsestände, Fischläden.
    Die
Smaadra
legte an der Mole an und machte an Holzpollern fest, die nach den Torsi von Nixen geformt waren. Trewan, Aillas und zwei Schiffsoffiziere sprangen an Land. Niemand nahm von ihrer Ankunft Notiz.
    Trewan hatte sich schon lange vor der Landung vollkommen zum Führer der Delegation aufgeschwungen. Durch verschiedene Andeutungen und Signale gab er Aillas zu verstehen, daß er im Zusammenhang mit dieser Mission fortan dieselbe Rangstufe wie die Schiffsoffiziere als Mitglied des Gefolges einnehme. Aillas, zwischen Mißmut und Belustigung schwankend, nahm Trewans selbstherrliche Entscheidung kommentarlos hin. Die Reise war fast vorüber, und Trewan würde – ob zum Guten oder zum Schlechten – aller Wahrscheinlichkeit der zukünftige König von Troicinet sein.
    Auf Trewans Geheiß zog Aillas die notwendigen Erkundigungen ein, und man wies der Gruppe den Weg zum Palast von Lord Shein, dem Ersten Faktor von Ys. Die Straße führte sie eine Viertelmeile leicht hügelan, von Terrasse zu Terrasse, im Schatten hoher Samfire-Bäume.
    Lord Shein empfing die vier Troicer weder überrascht noch überschwenglich. Trewan übernahm die Vorstellung. »Herr, ich bin Trewan, Prinz am Hofe von Miraldra und Neffe von König Granice von Troicinet. Das ist Sir Leves, das ist Sir Elmoret, und das ist mein Vetter, Prinz Aillas von Watershade.«
    Lord Shein nahm die Vorstellung ohne Förmlichkeit entgegen. »Bitte nehmt Platz.« Er wies auf Polsterbänke und bedeutete seinen Dienern, Erfrischungen zu bringen. Er selbst blieb stehen: ein schlanker, olivhäutiger Mann von früher Reife, dunkelhaarig, der sich mit der Eleganz eines Tänzers bewegte. Seine Intelligenz war augenfällig; sein Auftreten war höflich, stand aber in einem solchen Gegensatz zu Trewans Knappheit, daß er fast frivol wirkte.
    Trewan erläuterte das Anliegen der Delegation, so wie er es Sir Famet bei den vorausgegangenen Gelegenheiten hatte darlegen hören. Nach Aillas' Empfinden eine unsensible Mißdeutung der Situation der Stadt Ys, teils insofern, als Faude Carfilhiot nur zwanzig Meilen östlich über dem Evandertal saß, teils insofern, als täglich Ska-Schiffe von der Mole aus zu sehen waren.
    Shein schüttelte lächelnd den Kopf und erteilte Trewans Angeboten eine Abfuhr. »Ihr müßt sehen, daß Ys so etwas wie ein Sonderfall ist. Normalerweise sind wir dem Herzog vom Evandertal untertan, der seinerseits ein gehorsamer Vasall König Oriantes ist. Was in der Realität bedeutet, daß wir Carfilhiots Anordnungen noch weniger beachten, als er König Oriante gehorcht. Klar ausgedrückt, überhaupt nicht.Wir sind losgelöst von der Politik der Älteren Inseln. König Casmir, König Audry, König Granice: Sie alle sind für uns ohne Bedeutung.« Trewan erhob ungläubig Einwand: »Aber Ihr seid doch von beiden Seiten her verwundbar, von den Ska wie von Carfilhiot.«
    Shein zerstörte Trewans Konzept. »Wir sind Trevenas, wie alle Menschen im Tal. Carfilhiot hat nur hundert eigene Männer zur Verfügung. Er könnte im Ernstfall tausend oder vielleicht zweitausend Mann an Truppen im Tal ausheben, doch niemals für einen Angriff auf Ys.«
    »Bleiben die Ska. Sie könnten jederzeit die Stadt

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