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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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liegt.«
    »Dann machen wir aber nur sehr langsame Fahrt.«
    »Zwar ein wenig langsam, Herr, aber sicher. Ich sehe keinen Anlaß, die Ruder zu bemannen.«
    »Recht so.«
    Beim Abendessen, das Aillas und Trewan zusammen einnahmen, wurde letzterer plötzlich redselig und entwarf grandiose Pläne. »Wenn ich erst König bin, werde ich mir einen Namen machen als ›Herr der Meere‹! Ich werde dreißig Kriegsschiffe bauen, jedes mit einer Besatzung von hundert Seemännern.« Er begann, die geplanten Schiffe in allen Einzelheiten zu beschreiben. »Und dann wird es uns einerlei sein, ob Casmir sich mit den Ska oder den Tartaren oder den Mamelucken aus Arabien verbündet!«
    »Fürwahr ein stolzer Plan.«
    Trewan offenbarte noch ausgefeiltere Projekte.»Casmir beabsichtigt, sich zum König der Älteren Inseln aufzuschwingen. Er leitet seinen Anspruch von Olam I. her. König Audry beansprucht denselben Thron; er führt Evandig ins Feld. Auch ich kann mich auf meine Abstammung von Olam berufen, und wenn ich durch ein kühnes Unternehmen Evandig in meinen Besitz bringen könnte, warum sollte dannnicht auch ich die Königsherrschaft über die Älteren Inseln anstreben?«
    »Ein in der Tat ehrgeiziger Plan«, sagte Aillas. Und viele Köpfe würden fallen, bis Trewan sein Ziel erreicht hätte, dachte er im stillen.
    Trewan warf mit zusammengezogenen Augenbrauen einen Seitenblick auf Aillas. Er leerte mit einem heftigen Schluck einen Becher Wein und verfiel einmal mehr in düsteres Schweigen. Aillas stand auf, schlenderte zum Achterdeck, lehnte sich an die Heckreling und betrachtete das Abendrot und seinen sich verändernden Widerschein auf dem Wasser. In zwei Tagen würde die Reise vorbei sein, und er würde erlöst sein von Trewan und seinem aufreizenden Gebaren. Ein erfreulicher Gedanke ... Aillas wandte sich von der Heckreling ab und ging nach vorn, wo der Teil der Besatzung, der nicht zur Wache eingeteilt war, unter einer flackernden Lampe beisammensaß. Ein paar würfelten, einer sang traurige Balladen zur Laute. Aillas lauschte eine halbe Stunde, dann ging er nach achtern in seine Kabine.
     
    Beim Morgengrauen erreichte die
Smaadra
die Meerenge von Palisidra. Gegen Mittag tauchte Kap Palisidra, die Westspitze von Troicinet, am Horizont auf, um bald darauf zu verschwinden. Die
Smaadra
ritt jetzt auf den Wogen des Lir.
    Am Nachmittag legte sich der Wind, und die
Smaadra
lag bewegungslos im Wasser, mit knarrenden Sparren und schlaff killenden Segeln. Kurz vor Sonnenuntergang frischte der Wind wieder auf, jedoch aus einer anderen Richtung. Der Kapitän lavierte das Schiff nach Steuerbord, so daß sie jetzt fast auf Nordkurs lagen. Trewan ließ seiner Unzufriedenheit freien Lauf. »Auf diesem Kurs schaffen wir es nie und nimmer bis morgen nach Domreis!«
    Der Kapitän, der sich nur mit Schwierigkeiten auf Trewan als Führer hatte einstellen können, zuckte teilnahmslos die Achseln. »Herr, der Backbordkurs würde uns unweigerlich in das Wirbelloch führen, den ›Friedhof der Schiffe‹, wie man es nennt. Der Wind wird uns morgen nach Domreis tragen, wenn die Strömungen uns nicht vom Kurs abtreiben.«
    »Was sind das für Strömungen?«
    »Sie sind unberechenbar. Bei Flut strömt das Wasser in den Lir, bei Ebbe fließt es heraus; die dabei entstehenden Strömungen können uns in alle Himmelsrichtungen ziehen. Sie sind stark, und in der Mitte des Lir bilden sie einen Strudel. Schon manch stolzes Schiff wurde von ihnen ergriffen und auf die Felsen geworfen.«
    »Dann ist höchste Wachsamkeit geboten! Verdoppelt die Wachen!«
    »Herr, alle notwendigen Maßnahmen sind bereits eingeleitet.« Bei Sonnenuntergang legte sich der Wind abermals, und die
Smaadra
lag einmal mehr vollkommen still.
    Während die Sonne im orangefarbenen Dunst des Horizonts versank, speiste Aillas mit Trewan in der Achterkajüte zu Abend. Trewan schien geistesabwesend und sprach kaum ein Wort während der gesamten Mahlzeit, so daß Aillas froh war, als er die Kajüte verließ.
    Das Abendrot verlor sich in einer Wolkenbank; die Nacht war dunkel. Die Sterne glitzerten hell am Himmel. Eine kalte Brise erhob sich plötzlich von Südwesten her. Die
Smaadra
kreuzte hart am Wind nach Osten.
    Aillas ging zum Vorderdeck, wo die Mannschaft sich ihrem Feierabendvergnügen hingab. Aillas gesellte sich zu den Würfelspielern. Er verlor ein paar Kupfermünzen, gewann sie wieder zurück und verlor schließlich alle Münzen, die er in der Tasche hatte.
    Um Mitternacht wurden

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