Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
langsam und vorsichtig, da seine Stiefel auf dem Meeresgrund lagen und er barfuß gehen mußte. Hinter dem Urquial stieß er durch ein Gestrüpp aus Holunderbeersträuchern, dem Unterholz von Eichen und Ebereschen und gewann so die Straße.
    Zu dieser Tageszeit waren nur wenige Menschen unterwegs. Aillas begegnete einem Viehtreiber mit einer Schafherde und einem kleinen Jungen, der eine Ziege bei sich führte, und keiner von beiden schenkte ihm mehr als einen flüchtigen Blick.
    Nachdem er eine Meile gegangen war, bog er in einen Pfad, der sich zwischen zwei Hecken dahinwand, und bald erreichte er die Hütte, in der Ehirme mit ihrem Mann und ihren Kindern wohnte.
    Aillas blieb im Schatten der Hecke stehen. Zu seiner Linken, am anderen Ende der Wiese, schnitten Chastain, Ehirmes Mann, und seine zwei ältesten Söhne Heu. Das Haus lag an der Rückseite eines kleinen Gemüsegartens, in welchem Lauch, Möhren, Rüben und Kohl in sauberen Reihen wuchsen. Rauch stieg aus dem Kamin.
    Aillas wog die Lage ab. Wenn er an die Tür klopfte und jemand anderes als Ehirme öffnete, dann würden ihm möglicherweise peinliche Fragen gestellt, auf die er keine Antwort wußte.
    Das Problem löste sich von selbst. Aus der Tür kam eine stämmige Frau mit rundem Gesicht, die einen Eimer trug. Sie schlug den Weg zum Schweinestall ein. Aillas rief: »Ehirme! Dame Ehirme!«
    Die Frau blieb stehen, musterte Aillas mit stirnrunzelnder Neugier, dann näherte sie sich ihm zögernd. »Was wollt Ihr?«
    »Seid Ihr Ehirme?«
    »Ja.«
    »Würdet Ihr in aller Verschwiegenheit der Prinzessin Suldrun einen Dienst erweisen?«
    Ehirme setzte den Eimer ab. »Bitte sprecht, und ich werde Euch sagen, ob ein solcher Dienst in meiner Macht steht.«
    »Und Ihr werdet auf jeden Fall das Geheimnis wahren?«
    »Das werde ich. Wer seid Ihr?«
    »Ich bin Aillas, ein Mann von Stand aus Troicinet. Ich fiel von einem Schiff, und Suldrun rettete mich vor dem Ertrinken. Wir sind entschlossen, aus dem Garten zu fliehen und uns nach Troicinet durchzuschlagen. Wir brauchen eine Tarnung aus alten Kleidern, Hüten und Schuhen, und Suldrun hat keinen ihr freundlich Gesinnten außer Euch. Wir können jetzt noch nicht dafür bezahlen, aber wenn Ihr uns helft, werdet Ihr wohl belohnt werden, sobald ich wieder in Troicinet bin.«
    Ehirme überlegte. Die Falten in ihrem wettergegerbten Gesicht bewegten sich im Fluß ihrer Gedanken. Sie sagte: »Ich werde euch helfen, so gut ich kann. Ich habe lange unter der Grausamkeit gelitten, die der armen kleinen Suldrun angetan wurde, die niemals einer Fliege etwas zuleide getan hat. Braucht ihr nur Kleider?«
    »Nichts weiter, und unseren herzlichsten Dank dafür.«
    »Die Frau, die Suldrun ihr Essen bringt – ich kenne sie gut. Es ist Bagnold, eine bösartige Person, ranzig vor Mißmut. Sobald sie den unberührten Korb sieht, wird sie zu König Casmir rennen, und die Suche geht los.«
    Aillas zuckte fatalistisch die Achseln. »Uns bleibt keine Wahl, wir werden uns tagsüber gut verstekken.«
    »Tragt Ihr scharfe Waffen? Des Nachts treibt sich gefährliches Getier herum. Oft sehe ich wilde Tiere über die Wiese springen und durch die Wolken fliegen.«
    »Ich werde mir einen guten Knüttel suchen, das muß genügen.«
    Ehirme knurrte skeptisch. »Ich werde jeden Tag zum Markt gehen. Auf dem Rückweg werde ich durch die Hintertür in den Garten gehen, den Korb leeren, und Bagnold ist an der Nase herumgeführt. Ich kann das gefahrlos eine Woche lang tun, bis dahin wird die Fährte erkaltet sein.«
    »Das bedeutet eine große Gefahr für Euch. Sollte Casmir Euer Treiben entdecken, so würde er kein Erbarmen mit Euch kennen!«
    »Die Hintertür liegt hinter dem Busch versteckt. Wer sollte mich sehen? Ich werde schon aufpassen, daß ich unbemerkt bleibe.«
    Aillas machte noch ein paar halbherzige Einwände, denen Ehirme jedoch keine Beachtung schenkte. Sie blickte hinaus über die Wiese und das angrenzende Waldgebiet. »In dem Wald hinter dem Dorf Glymwode leben meine alten Eltern. Mein Vater ist Holzfäller, und ihre Hütte steht abgelegen. Wenn wir Butter und Käse übrig haben, schicke ich meinen Sohn Collen mit dem Esel zu ihnen. Morgen früh, auf dem Weg zum Markt, bringe ich euch Kittel, Hüte und Schuhe. Morgen abend, eine Stunde nach Sonnenuntergang, werde ich mich hier an dieser Stelle mit euch treffen, und ihr werdet im Heu schlafen. Bei Sonnenaufgang wird Collen bereit sein, und ihr werdet nach Glymwode wandern. Keiner wird von eurer

Weitere Kostenlose Bücher