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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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schlimmste ist, sie beabsichtigt, dieses Spiel zu gewinnen. Und
    doch ...«
    Murgen wartete. »›Und doch?‹«
    »Ach, nur so.«
    »Ich verstehe.« Murgen schenkte Wein ein in die zwei Gläser. »Sie darf nicht gewinnen, und wenn aus keinem anderen Grunde als dem, daß Tamurello nicht obsiegen darf. Jetzt und fortan vielleicht für immer bin ich ganz vom Verderben in Anspruch genommen. Ich sah das Vorzeichen in Form einer hohen meergrünen Woge. Ich muß mich ganz diesem Problem zuwenden, und du erhältst meine Macht vielleicht schon eher, als du dafür bereit bist. Bereite dich vor, Shimrod. Doch zuerst: Befreie dich von der Verblendung, und dafür gibt es nur ein einziges Mittel.«
     
    Shimrod flog mit seinen gefiederten Stiefeln zu Twittens Kreuzweg zurück. Dann eilte er rasch weiter zu der Lichtung, auf der er Melancthe zurückgelassen hatte. Sie stand noch so da, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Er inspizierte die Lichtung; niemand lauerte im Schatten. Er blickte durch die Tür: grüne Schlieren waberten und wallten, so daß der Blick nach Irerly verschwommen und getrübt war. Aus seiner Tasche zog er ein Knäuel Garn. Nachdem er das lose Ende in einem Riß im Eisen der Tür mit Hilfe eines Knotens festgeklemmt hatte, warf er das Knäuel in die Öffnung. Dann wob er die sieben Stränge der Zeit wieder zusammen und trat wieder in die normale Zeit und Umgebung zurück. Melancthes Worte hingen noch in der Luft: »Du wirst sehen.«
    »Du mußt es mir versprechen.«
    Melancthe seufzte. »Wenn du zurückkommst, wirst du all meiner Liebe teilhaftig werden.«
    Shimrod überlegte. »Und wir werden Geliebte sein, in Körper und Geist? Versprichst du das?«
    Melancthe zuckte zusammen und schloß die Augen. »Ja. Ich werde dich rühmen und lobpreisen und liebkosen, und du darfst deine erotischen Gelüste an meinem Leibe auslassen. Ist das deutlich genug?«
    »Ich will mich mangels etwas Besseren damit zufriedengeben. Doch erzähl mir von Irerly und wonach ich suchen muß.«
    »Du wirst dich in einem interessanten Land mit lebendigen Bergen wiederfinden. Sie brüllen und schreien, aber das ist größtenteils Prahlerei. Soweit ich weiß, sind sie normalerweise gutmütig.«
    »Und was, wenn ich einem von der anderen Art begegnen sollte?«
    Melancthe setzte wieder ihr versonnenes Lächeln auf. »Dann werden uns die Verlegenheiten und Bedrückungen, welche mit deiner Rückkehr verknüpft sind, erspart bleiben.«
    Diese Bemerkung, dachte Shimrod, hätte sie besser für sich behalten sollen.
    Melancthe fuhr mit geistesabwesender Stimme fort: »Die Wahrnehmung geht durch ungewöhnliche Methoden vonstatten.« Sie reichte Shimrod drei kleine durchsichtige Scheiben. »Diese werden deine Suche beschleunigen, oder drastischer ausgedrückt: Ohne sie würdest du sofort verrückt werden. Sobald du durch die Tür trittst, lege sie auf deine Wangen und deine Stirn. Es sind Sandestinschuppen, und sie werden deine Sinne auf Irerly einstellen. Was ist das für ein Ranzen, den du da trägst? Er ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen.«
    »Persönliche Habseligkeiten und dergleichen, nichts von Bedeutung. Was ist mit den Edelsteinen?«
    »Sie kommen in dreizehn Farben vor, die hier unbekannt sind. Ihre Funktion, ob hier oder dort, kenne ich nicht, aber du mußt sie finden und hierher schaffen.«
    »Nun gut«, sagte Shimrod. »Und nun küsse mich, zum Zeichen deines guten Willens.«
    »Shimrod, du bist bei weitem zu leichtfertig.«
    »Und zu vertrauensvoll?«
    Melancthe schien, wie Shimrod beobachtete, leicht zusammenzuzucken. Dann lächelte sie. »›Vertrauensvoll‹? Überhaupt nicht. So, und um überhaupt erst nach Irerly hineinzugelangen, brauchst du diesen Mantel. Sein Stoff schützt dich vor Ausstrahlungen und Ausdünstungen. Und nimm auch dies hier mit.« Sie reichte ihm ein Paar eiserner Skorpione, die an goldenen Ketten krochen. »Sie heißen Hierhin und Dorthin. Der eine wird dich dorthin bringen, der andere wird dich hierhin bringen. Mehr brauchst du nicht.«
    »Und du wirst hier warten?«
    »Ja, lieber Shimrod. Nun geh.«
    Shimrod hüllte sich in den Mantel, legte sich die Sandestinschuppen auf Stirn und Wangen, nahm die eisernen Talismane. »Dorthin! Bring mich nach Irerly!« Er trat durch die Tür, hob sein Garnknäuel auf und schritt vorwärts. Grüne Wogen strömten und pulsierten um ihn herum. Ein grüner Wind packte ihn und wirbelte ihn fort, dann ergriff ihn eine andere, malvenfarbene und blaugrüne Kraft und

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