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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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kostbar, als daß ich sie der Obhut eines Untergeordneten anvertrauen könnte.«
    Der Sandestin warf das lose Ende fort und verschwand in grünem Nebel, und Shimrod stand nun allein, ein nutzloses Garnknäuel in der Hand haltend. Die Zeit verstrich. Shimrod wartete mit wachsendem Unbehagen. Sein Schutzmantel war fast bis zur Nutzlosigkeit abgewetzt, und seine Wahrnehmungsscheiben gaukelten ihm Trugbilder vor.
    Der Sandestin kehrte zurück mit einer Miene, als hätte er gerade nichts Besseres zu tun. »Ich habe noch immer dieselben Anweisungen wie vorher. Gib mir die Perlen.«
    »Nicht eine. Hält mich deine Herrin für ein solches Mondkalb?«
    Der Sandestin tauchte in ein Gewirr von grünen Membranen, mit einem Blick, der höhnische Endgültigkeit ausdrückte.
    Shimrod tat einen Seufzer. Der Beweis für Melancthes Treulosigkeit war nun unanfechtbar und unwiderruflich erbracht. Aus seinem Ranzen zog er die Sachen, mit denen Murgen ihn versehen hatte: einen Sandestin von der Art, die als hexamorph bekannt ist; mehrere Kapseln mit Gas; ferner einen Ziegel, auf welchen der Zauberspruch der Unbezwingbaren Kraft geprägt war.
    Shimrod wies den Sandestin an: »Geleite mich durch den Wirrwarr und zurück zu der Lichtung bei Twittens Kreuzweg.«
    »Der Schließmuskel ist von deinen Feinden versiegelt worden. Wir müssen den Umweg durch die fünf Ritzen und eine Verwirrung nehmen. Hülle dich in das Gas, und bereite dich auf den Zauberspruch vor.«
    Shimrod umhüllte sich mit dem Gas aus einer der Blasen – es klebte wie Sirup an seinem Körper. Der Sandestin führte ihn einen langen Weg entlang, und schließlich bedeutete er ihm, anzuhalten und Rast zu machen. »Ruhe dich aus, wir müssen warten.«
    Die Zeit verging – wieviel, vermochte Shimrod nicht zu schätzen. Der Sandestin sprach: »Bereite den Zauberspruch vor.«
    Shimrod prägte sich die Silben ein, und die Runen verschwanden von dem Ziegel. Zurück blieb eine
    glatte Fläche. »Und nun sag den Zauberspruch.«
    Shimrod stand auf der Lichtung. Melancthe war nirgends zu sehen. Es war später Nachmittag an einem grauen, kalten Tag im Spätherbst oder Winter. Wolken hingen tief über der Lichtung. Die kahlen Äste der Bäume reckten sich schwarz gegen den Himmel. Von der Eisentür in der Felswand war keine Spur zu entdecken.
    Der Gasthof zur »Lachenden Sonne und zum weinenden Mond« war an diesem Winterabend warm und behaglich und fast leer von Gästen. Hockshank, der Wirt, begrüßte Shimrod mit einem höflichen Lächeln. »Es freut mich, Euch zu sehen, Herr. Ich befürchtete schon, Euch wäre ein Unglück widerfahren.«
    »Eure Befürchtungen waren, im großen und ganzen betrachtet, durchaus zutreffend.«
    »Das ist nichts Neues. Jedes Jahr verschwinden Leute auf seltsame Art und Weise vom Goblinmarkt.«
    Shimrods Kleider waren zerrissen, der Stoff morsch und fadenscheinig. Als er in den Spiegel schaute, sah er eingefallene Wangen, müde, hohle Augen und braungefleckte, fahle Haut. Nach dem Abendessen saß er brütend am Feuer. Melancthe, so überlegte er, hatte ihn zu einem von mehreren möglichen Zwecken nach Irerly geschickt: die dreizehn funkelnden Steine zu erlangen oder seinen Tod zu bewirken – oder beides. Sein Tod mochte wohl ihr oberstes Ziel gewesen sein. Andernfalls hätte sie ihn nicht daran zu hindern gesucht, die Steine eigenhändig herauszubringen. Hatte sie dies getan, um ihre Keuschheit zu retten?
    Shimrod lächelte. Sie würde ihr Versprechen ebenso skrupellos brechen, wie sie die Treue gebrochen hatte. Am nächsten Morgen bezahlte Shimrod seine Zeche, befestigte die Federn an seinen neuen Stiefeln und verließ Twittens Kreuzweg.
    Zur gehörigen Zeit erreichte er Trilda. Die Wiese lag trostlos und öde unter tiefhängenden Wolken. Einsamkeit und Verlassenheit umgab das Haus. Shimrod näherte sich Schritt für Schritt, dann verharrte er, um das Haus zu taxieren. Die Tür hing lose in den Angeln. Er ging langsam weiter und trat durch die zerbrochene Tür ins Innere. Das erste, was er sah, war die Leiche Grofinets. Er war mit den Beinen zuoberst an den Deckenbalken aufgehängt und über einem Feuer geröstet worden, vermutlich, um ihm das Geheimnis von Shimrods Schätzen abzupressen. Soviel Shimrod erkannte, hatte man ihm zuerst den Schwanz Zoll für Zoll über einer Kohlenpfanne abgeflämmt. Schließlich hatte man das Feuer direkt unter seinen Kopf gehalten. Zweifellos hatte der Arme in seiner Not sein Wissen hinausgeschrien, wobei die schrecklichen

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