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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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bestrafen. Oder wenn Euch ungeschminkte Fakten lieber sind: Ich bin zur Falschheit geboren.«
    »Und was ist mit Burg Sank? War Eure Information nicht mehr als ein Köder, um mich und viele brave Männer in den sicheren Tod zu locken?«
    »Bei meiner Ehre, nein! Ihr lächelt? Dann lächelt meinethalben. Ich bin viel zu stolz zum Lügen. Ich sagte Euch nur die reinste Wahrheit.«
    Aillas wandte den Blick auf den Ska. »Und Ihr, Herr: Habt Ihr irgend etwas zu sagen?«
    »Nein.«
    »Ihr seid ein junger Mann und habt noch ein langes Leben vor Euch. Wenn ich Euch dieses Leben schenke, gebt Ihr mir dann Euer Wort, niemals mehr zu meinem Nachteil oder dem von Süd-Ulfland zu wirken?«
    »Ich könnte diese Garantie nicht guten Gewissens geben.«
    Aillas nahm Hilgretz beiseite. »Ich muß diese Angelegenheit in Eure Hand legen. Wir können nicht das Lager in Aufregung bringen, indem wir Sir Pirmence und den Ska unmittelbar vor unserem Abmarsch am Galgen baumeln lassen; es würde zu viele Fragen und zu viele Mutmaßungen aufwerfen.«
    »Überlaßt die Sache getrost mir, Herr! Ich werde sie in den Wald bringen, und alles wird in Ruhe und ohne Aufsehen seinen Weg gehen.«
    Aillas wandte sich wieder seinen Landkarten zu. »So soll es geschehen.«
     

II
    Abendrot färbte noch den Himmel im Westen; im Osten stieg ein blaßgelber Mond über dem Teach tac Teach auf. Aillas erklomm einen Wagen und richtete das Wort an seine Truppen. »Nun ziehen wir in den Kampf. Wir warten nicht, bis die Ska uns angreifen; wir greifen die Ska an. Sie sollen eine neue Erfahrung machen, und vielleicht können wir ein paar jener Verbrechen vergelten, die sie diesem Lande angetan haben.
    Jetzt kennt ihr den Grund für eure lange und harte Ausbildung: Ihr sollt es mit den Ska an militärischen Fähigkeiten aufnehmen können. Wir sind ihnen ebenbürtig, bis auf einen Punkt: Sie sind erprobte Kämpen. Sie machen selten Fehler. Ich sage es euch jetzt noch einmal: Wir müssen unsere Schlachtpläne strikt befolgen, nicht mehr und nicht weniger! Laßt euch niemals durch Finten oder durch einen plötzlichen scheinbaren Vorteil in Versuchung führen. Vielleicht ist der Vorteil echt; in dem Fall werden wir ihn ausnutzen, dies freilich vorsichtig und behutsam. Wahrscheinlicher aber ist, daß der Vorteil trügerisch ist und ihr euer Leben lassen müßt.
    Wir haben indessen einen echten Vorteil. Die Ska sind gering an Zahl. Sie können sich keine schweren Verluste leisten, und dies ist unsere Strategie: ihnen möglichst herbe Verluste beibringen und unsere eigenen Verluste so gering wie möglich halten. Das bedeutet: zuschlagen und sich davonmachen! Angriff! Rückzug! Erneuter Angriff! Dabei strikt die Befehle befolgen! Keine heldenhafte Tollkühnheit, keine stolzen Wagestücke! Nur Können und Festigkeit!
    Mehr gibt es nicht zu sagen. Viel Glück uns allen!«
    Vier der ulfischen Kompanien und die zwei troicischen Kompanien schwerer Reiterei marschierten unter dem Befehl von Sir Redyard nach Nordosten los, wo sie die Straße zwischen Suarach und Burg Sank bewachen würden. Die anderen Kompanien marschierten nach Norden zur Burg Sank selbst, durch eine Landschaft, welche in Aillas bittere Erinnerungen hervorrief.
    Burg Sank diente als Verwaltungsknotenpunkt für den Bezirk und als Wegstation für Arbeitsbrigaden und Sklaven auf dem Weg nach Poëlitetz, der großen Festung im Westen. Zu der Zeit, als Aillas in Sank als Haussklave gedient hatte, hatte die Hofhaltung aus Herzog Luhalcx, seiner Gemahlin Chraio, ihrem Sohn Alvicx, ihrer Tochter Tatzel sowie zahlreichem Gefolge bestanden. Verzagt, niedergedrückt und einsam, wie er war, hatte Aillas sich einigermaßen in Tatzel vernarrt, die, allein schon durch die Umstände bedingt, seine Existenz kaum, wenn überhaupt wahrgenommen hatte.
    Tatzel war zu jener Zeit fünfzehn Jahre alt gewesen: ein gertenschlankes Mädchen von Feuer und Temperament, ausgestattet mit einem munteren, sorglosen Wesen; ein Mädchen von zielstrebigem, entschlossenem Charakter, überschwenglich und extravagant, wenngleich ein wenig zu ungeschliffen und widerhaarig, um als anmutig oder liebreizend zu gelten. Aillas betrachtete sie als ein Geschöpf mit Phantasie und ausgeprägter Intelligenz, und er fand jede Einzelheit ihres Gebarens hinreißend. Sie ging mit langen raumgreifenden Schritten, mit einer Art unbekümmerter Forschheit und einem Ausdruck tiefsinniger Konzentration und Zielstrebigkeit, so als hätte sie eine Aufgabe von höchster

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