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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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befahl, ihn zu verfolgen. »Jagt ihn eine oder zwei Meilen und laßt ihn dann entkommen! Tristano! Wo steckt Tristano?«
    »Hier, Herr.« Tristano war Stellvertretender Befehlshaber.
    »Reite mit einer starken Streitmacht zur Sägemühle. Tötet die Ska und alle, die sich euch entgegenstellen. Brennt die Lagerschuppen nieder und zerbrecht das Wasserrad, aber laßt die Mühle unversehrt; sie wird uns irgendwann noch von Nutzen sein. Arbeitet schnell und bringt die Arbeitsbrigaden hierher zurück. Flews! Sendet Späher in alle Richtungen aus, auf daß wir nicht unsererseits überrascht werden.«
    Die Außengebäude, Läden und Schuppen gingen in Flammen auf. Die Pferde wurden aus den Stallungen geführt, dann wurden auch diese in Brand gesteckt. Die Bluthunde wurden getötet, ihre Zwinger wurden ebenfalls angezündet. Aus dem Schlafhaus hinter dem Küchengarten kamen die Sklaven und Bediensteten; sodann wurde auch das Schlafhaus den Flammen geopfert.
    Die Dienstboten wurden Aillas vorgeführt. Er schaute von Gesicht zu Gesicht. Dort: der große kahlköpfige Mann mit dem fuchsartigen gelbhäutigen Gesicht und den schlaffen Augenlidern; das war Imboden, der Hausmeier. Und da: der schlanke schöne Mann mit dem unsteten Gesichtsausdruck und dem frühzeitig ergrauten Haupthaar; das war Cyprian, der Sklaven-Oberaufseher. Aillas kannte sie beide als Kriecher und Speichellecker, die ihre Untergebenen zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzten.
    Aillas bedeutete ihnen mit einem Wink, vorzutreten. »Imboden, Cyprian! Es ist mir eine Freude, euch wiederzusehen! Erinnert ihr euch an mich?«
    Imboden sagte kein Wort, wohl wissend, daß Worte sinnlos waren, ganz gleich, wer der Mann war, der da das Wort an ihn richtete; er schaute zum Himmel, als langweile ihn das Ganze nur. Cyprian war da schon lebhafter. Er studierte Aillas und rief dann wie in freudiger Überraschung: »Ich erinnere mich gut an Euch, wenngleich Euer Name mir im Moment nicht einfällt! Seid Ihr lebensmüde, daß Ihr so zurückgekehrt seid?«
    »Daß ich hier bin, ist das Ergebnis langen verzweifelten Sehnens und Hoffens!« erklärte Aillas. »Erinnerst du dich an Cargus, den Koch? Und an Yane, der in der Waschküche arbeitete? Wie würden sie sich freuen, wenn sie jetzt hier sein könnten, anstatt in Troicinet, wo beide den Rang eines Grafen bekleiden.«
    Cyprian sagte mit einem frohen unbekümmerten Lächeln: »Ich kann mir vorstellen, wie groß Eure Freude ist! Wir alle teilen sie mit Euch! Hurra! Wir sind jetzt freie Männer!«
    »Für dich und Imboden wird die Freiheit kurz und bitter sein.«
    »Bitte, Herr!« schrie Cyprian in Pein, und seine großen grauen Augen wurden feucht. »Waren wir nicht alle Kameraden in den alten Zeiten?«
    »Ich habe wenig Kameradschaft in Erinnerung«, entgegnete Aillas. »Sehr wohl aber erinnere ich mich an die ständige Angst vor dem Tode. Wie viele Männer ihr zwei in ihr Verderben geschickt habt, wird keiner je erfahren. Aber ein einziger wäre schon genug. Flews, errichtet einen Galgen und hängt diese beiden auf!«
    Imboden schritt wortlos in den Tod und schaffte es sogar noch, durch sein Mienenspiel und sein Gebaren ein Gefühl von gelangweilter Verachtung für alle an dem Ereignis Beteiligten zu vermitteln. Cyprian hingegen brach in Tränen aus und schrie: »Das ist schiere Niedertracht! Daß ich, der ich soviel Gutes getan habe, so grausam bestraft werde! Habt Ihr kein Erbarmen? Wenn ich an die vielen Gefälligkeiten denke, die ich ...«
    Aus den Reihen derer, die ihm unterstellt gewesen waren, erschollen höhnische Rufe und ironisches Gelächter. Einer rief: »Hängt ihn auf!« Ein anderer: »Er ist noch hinterhältiger als Imboden, der wenigstens keine Freundlichkeit vorgespiegelt hat!« Und ein dritter rief: »Für dieses Reptil ist Hängen noch viel zu gnädig!«
    »Hoch mit ihm!« befahl Aillas.
    Von der Sägemühle kam Sir Tristano mit seinen Mannen, gefolgt von einem Haufen verwirrt dreinschauender Sklaven. Unter diesen entdeckte Aillas einen weiteren alten Bekannten: Taussig, der sein erster Vormann gewesen war. Taussig, der verkrüppelt und hadersüchtig war und nur ein einziges Ziel im Leben kannte: die Erfüllung seiner Arbeitsquoten, erkannte Aillas sofort und ohne Freude wieder. »Ich sehe, an Imboden und Cyprian hast du dich schon gerächt; bin ich der nächste?«
    Aillas lachte bitter auf. »Wenn ich jeden henkte, der mir Schlimmes getan hat, ließe ich Berge von Leichen hinter mir, wohin immer ich ginge. Ich

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