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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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hatte, die Belagerung aufrechtzuerhalten und etwaige weitere kleine Ska-Gruppen zu vernichten, die aus den Bergen kamen.
    Die Möglichkeit, daß bei der aus Nordwesten kommenden Gruppe die Lady Tatzel war, ließ Aillas keine Ruhe. Einem impulsiven Entschluß folgend, übergab er Sir Tristano die Befehlsgewalt über die Armee und ritt hinter Sir Balor her.
    Der lag war warm und hell; das Moor duftete nach Heidekraut, und die Luft war schwanger von dem scharfen, würzigen Geruch von Stechginster und dem rauchigen dumpfigen Aroma, das dem feuchten Boden selbst entströmte. Die klare Luft schien selbst ferne Gegenstände scharf und deutlich hervortreten zu lassen, und als Aillas über eine Anhöhe ritt, tat sich ihm ein weites Panorama auf: zur Linken und zur Rechten dehnte sich in sanft ansteigenden und abschwellenden Wellen das graugrüne Moorland, gekennzeichnet durch hier und da zutage tretende Ausbisse von Felsgestein und vereinzelte Lärchen-, Erlen-oder Zypressengruppen. Geradeaus fiel die Landschaft glatt zum Horizont ab; die Wälder in der Ferne waren als dunkle Flecken auszumachen. Ungefähr eine Meile vor ihnen im Westen sah Aillas die Ska-Gruppe.
    Sir Balor und seine Abteilung, die durch eine Senke ritten, waren noch nicht zu sehen. Die Ska zogen gemächlich ihres Weges, nicht ahnend, welch drohende Gefahr da nahte.
    Die beiden Kavalkaden bewegten sich langsam aufeinander zu. Die Ska, die soeben eine kleine Anhöhe erreichten, blieben am Kamm stehen: vielleicht, um ihre Pferde verschnaufen zu lassen, vielleicht auch, um den Ausblick zu genießen, möglicherweise aber auch, weil irgendein unterschwellig wahrgenommenes Zeichen ihre Unruhe erregt hatte: eine Staubfahne, ein fernes Klirren von Metall, gedämpfter Hufschlag. Einen Moment lang ließen sie ihren Blick über die Landschaft schweifen. Aillas war immer noch zu weit entfernt, um Einzelheiten ausmachen zu können, aber der Gedanke, daß vielleicht eine von diesen fernen Gestalten die Lady Tatzel war, erfüllte ihn mit einem Gefühl prickelnder Erregung, vermischt mit einem dunklen, bitteren Vergnügen.
    Die Ska ritten weiter. Im selben Moment brachen zu Aillas' großer Bestürzung die Truppen von Sir Balor statt – wie befohlen – in Deckung zu bleiben und die Ska im geeigneten Moment einzukreisen, in wildem Galopp aus der Senke hervor, nur wenige hundert Schritt südlich der Ska-Gruppe. Aillas stieß einen unterdrückten Fluch aus; Sir Balor hätte einen einzelnen Späher vorschicken müssen, und nun wardas Überraschungsmoment verspielt.
    Die Ska brauchten nur einen kurzen Augenblick, um die Situation zu erfassen, dann schwenkten sie nach Nordosten auf einen Kurs, der, so hofften sie, sie näher an Burg Sank heranbringen würde: vielleicht nahe genug, um die Angreifer von einer weiteren Verfolgung abzuschrecken. Sir Balor änderte seinen Kurs, um ihnen den Weg abzuschneiden, und erneut verfluchte Aillas Sir Balor und seine hitzköpfige Taktik. Wenn er zuließ, daß sie sich Burg Sank näherten, würden sie von den Truppen abgefangen werden, die er zum Zweck der weiteren Belagerung der Burg zurückgelassen hatte. Und wenn dann Lord Alvicx versuchen würde, mit einem verzweifelten Ausfall seine Mutter und seine Schwester zu retten, dann tat sich vielleicht die große Chance auf, die Burg selbst einzunehmen.
    Aber gleich einem Bluthund auf heißer Fährte hatte Sir Balor nur noch eines im Sinn: die Beute zu stellen, und trieb seine Truppen in wilder Verfolgungsjagd über das Moor. Die Ska schwenkten jetzt nach Norden ab und hielten auf ein Waldstück zu, hinter dem ein Felsenhügel mit den Ruinen einer alten Festung aufragte. Sir Balor und seine Truppen gewannen zusehends an Boden; die schnellsten Reiter hatten sich der Nachhut der Ska bereits auf zweihundert Schritt genähert. Weiter hinten folgte Aillas, sein Roß zum äußersten Galopp antreibend. Jetzt konnte er die einzelnen Reiter der Ska erkennen. Sein Blick suchte den sogenannten Jüngling; kein Zweifel, es war Tatzel. Sie trug einen Anzug aus dunkelgrünem Tuch, Stiefel und eine schwarze Mütze.
    Die Ska hatten offensichtlich die alte Festung zum Ziel, wo sie dem zahlenmäßig überlegenen Angreifer noch am ehesten Widerstand leisten konnten. Sie gewannen jetzt den Wald und tauchten wenige Augenblicke später auf der anderen Seite wieder auf; Sir Balor und seine Mannen folgten ihnen dichtauf.
    Die Ska ritten jetzt den Felsenhügel hinauf. Aillas spähte forschend durch die Gruppe: Wo war

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