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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Wichtigkeit zu erfüllen. Ihr schwarzes Haar war in typischem Ska-Stil auf Ohrlänge gestutzt, behielt aber genug natürliche Lockigkeit, um locker zu fallen. Trotz ihrer Schlankheit waren ihre Konturen rund und weiblich, und oft, wenn Aillas sie vorüberschlendern sah, sehnte er sich danach, sie festzuhalten und an sich zu drücken. Hätte er sich zu solch einer unbedachten Handlung hinreißen lassen und hätte sie dies ihrem Vater gemeldet, wäre er mit ziemlicher Sicherheit entmannt worden, und so hatte er den Impuls tunlichst unterdrückt. Tatzel wäre jetzt bei ihrer Familie in Skaghane, eine Tatsache, die Aillas mehr als nur einen leisen Schmerz der Enttäuschung bereitete: Tatzel unter veränderten Umständen wiederzusehen, war sein lang gehegter Wunschtraum.
    Als der Mond das Firmament erklomm, setzten sich die Marschkolonnen in Bewegung. Aillas plante, bei Nacht zu marschieren; das Mondlicht würde ihnen den Weg weisen, Späher würden sie vor Sümpfen und Morasten warnen. Während der Tageslicht-stunden würden die Truppen Unterschlupf in einem Gehölz oder einem Moorbruch suchen. Wenn sie nicht abgefangen oder durch unvorhergesehene Umstände aufgehalten wurden, würden sie, so schätzte Aillas, Burg Sank in vier Nachtmärschen erreichen. Das Land war verwüstet und verheert; sie würden unterwegs niemandem begegnen, außer vielleicht vereinzelten Kätnern oder Hirten, die sich nicht darum kümmerten, wenn bei Nacht Truppen durchzogen, und Aillas hatte guten Grund zu der Hoffnung, daß seine Truppe unbemerkt Burg Sank erreichen würde.
    Kurz vor Anbruch des dritten Tages führten die Kundschafter die Marschkolonne auf die Hauptstraße, die von den alten Zinnbergwerken nach Süden führte: eine Straße, die bisweilen von den Ska bei ihren Raubzügen nach Süd-Ulfland benutzt wurde: eine Straße, die Aillas einst mit einem Strick um den Hals entlangmarschiert war.
    Die Truppen nahmen Unterschlupf und ruhten sich aus, solange es hell war; sobald die Sonne untergegangen war, setzten sie ihren Marsch fort. Noch immer waren ihnen keine Ska-Abteilungen begegnet, weder große noch kleine.
    Kurz vor dem Morgengrauen war von fern ein seltsam monotones kreischendes Geräusch zu hören, das Aillas sofort erkannte und identifizierte: es war das Geräusch der Sägemühle, in der schwere, zehn Fuß lange Stahlblätter, angetrieben von der Kraft eines Wasserrads, in rhythmischer gegenläufiger Bewegung auf und ab fuhren und Kiefern- und Zedernstämme, die aus den Höhen des Teach tac Teach von Holzfällern zu Tal gekarrt wurden, zu Planken und Brettern zersägten.
    Burg Sank war nun nicht mehr weit. Aillas wäre es lieber gewesen, er hätte seine Truppen nach dem langen Nachtmarsch ausruhen lassen können, aber es gab keinen tauglichen Unterschlupf mehr. Wenn sie jetzt weitermarschierten, würden sie Burg Sank just während jener schlaftrunkenen Stunde vor dem Sonnenaufgang erreichen, da das Blut langsam rann und die Reaktionen träge waren.
    Ganz anders war dies bei den ulfischen Truppen; mit fliegendem Puls drängten sie voran, grimmig entschlossen, eine dunkle waffenklirrende Heerschar, die durch den grauen Morgenhimmel dahinjagte.
    Schemenhaft tauchte vor ihnen die wuchtige schwarze Masse von Burg Sank auf, mit ihrem großen einzigen Turm, der aus der zentralen Zitadelle dräuend emporragte. »Vorwärts!« schrie Aillas. »Stoßt hinein, bevor sie das Außentor herunterlassen!«
    Fünfzig Reiter sprengten mit donnernden Hufen vorwärts, gefolgt von rennendem Fußvolk. In ihrem Hochmut hatten die Ska es versäumt, die schweren Eisentore in den Außenwällen zu schließen; die ulfischen Truppen brachen unangefochten in den Hof.
    Das Portal zur Zitadelle und in die innere Burg stand ebenfalls weit offen, aber die Wachtposten erholten sich rasch vom ersten Schreck, und das Fallgitter rasselte vor den anstürmenden Rittern herunter.
    Aus ihren Unterkünften kamen ein Dutzend Ska-Krieger, schlaftrunken noch und nur halb bekleidet; sie wurden niedergehauen, und die Schlacht, wenn man sie so nennen durfte, war zu Ende.
    Auf den Mauern der Zitadelle tauchten Bogenschützen auf, aber die ulfischen Bogenschützen erklommen rasch den Außenwall, nahmen sie unter Beschuß und töteten sie. Ein paar schleppten sich verwundet in Sicherheit, die anderen suchten hastig Deckung. Von der Zitadelle sprang ein Mann auf das Dach herunter, rannte geduckt zu den Ställen, schwang sich auf ein Pferd und sprengte über die Hügel davon. Aillas

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