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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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möchte nicht logieren und speisen wie ein Priester, um dann in Verlegenheit zu geraten, wenn es ans Bezahlen der Zeche geht.«
    Dildahl sagte: »Was dies betrifft, so bestehe ich für gewöhnlich darauf, daß Gäste, die keine Referenz haben, eine Garantieerklärung bei mir hinterlegen, um eben solche peinlichen Verlegenheiten zu vermeiden. Bitte unterzeichnet dieses Papier.« Dildahl legte Aillas ein Blatt aus feinem Pergament vor. Darauf stand mit schöner Handschrift geschrieben:
     
    Hiermit sei kundgetan, daß ich, der Unterzeichnete, die Absicht habe, Kost und Logis für mich und meine Begleitung in dem Gasthof, welcher als
Kernuuns Geweihsprosse
bekannt ist und dessen Wirt der Ehrenwerte Dildahl ist, zu nehmen. Ich erkläre mich einverstanden, die angegebenen Preise für die Beherbergung sowie für die Speisen und Getränke, die von mir und meiner Begleitung verzehrt werden, zu entrichten. Als Sicherheit für die Bezahlung meiner Zeche biete ich die in meinem Besitz befindlichen Pferde, zusammen mit ihren Sätteln, ihrem Zaumzeug und sonstigen Zubehör. Wenn ich die auf der von Dildahl vorgelegten Rechnung festgesetzten Gebühren nicht zahle, gehen besagte Pferde und Beigaben in den alleinigen und ausschließlichen Besitz von Dildahl über.
     
    Aillas runzelte die Stirn. »Diese Erklärung hat einen etwas bedrohlichen Ton.«
    »Sie kann eigentlich nur eine solche Person in Furcht setzen, die die Absicht hegt, die Bezahlung ihrer Zeche zu umgehen. Seid Ihr eine solche Person? Wenn ja, habe ich kein Interesse daran, Euch die Erzeugnisse meiner Küche und die Behaglichkeit meiner Räume darzubieten.«
    »Das ist klar ausgedrückt«, bemerkte Aillas. »Ich könnte freilich nicht ruhig schlafen, wenn ich nicht zuvor eine kleine Vorbehaltsklausel hinzufügte. Gebt mir Eure Feder.«
    »Was beabsichtigt Ihr zu schreiben?« fragte Dildahl argwöhnisch.
    »Das werdet Ihr schon sehen.« Aillas schrieb einen Nachhang unter die Erklärung:
     
    Diese Garantieerklärung erstreckt sich nicht auf die Kleider, die von Aillas und seiner Begleiterin getragen werden, noch auf ihre Waffen, ihre persönlichen Habseligkeiten, Schmucksachen, Weinschläuche, Andenken oder andere in ihrem Besitz befindliche Gegenstände.
    AILLAS VON TROICINET
     
    Dildahl prüfte den Zusatz, zuckte die Achseln und legte das Pergament hinter die Theke. »Kommt; ich zeige Euch Euer Zimmer.«
    Dildahl führte sie zu zwei großen, angenehmen Räumen mit Blick auf den See und einem separaten Badezimmer. Aillas fragte: »Für diese Räume beträgt der Preis zwei Kupferpfennige?«
    »Natürlich nicht!« erklärte Dildahl erstaunt. »Ich hatte Euch so verstanden, daß Ihr den Luxus der
Geweihsprosse
ausprobieren wolltet!«
    »Nur zum Preis von zwei Kupferpfennigen.«
    Dildahl sah ihn mit finsterem Blick an. »Die billige Kammer ist feucht; überdies ist sie nicht gerichtet.«
    »Dildahl, wenn Ihr mich auf die Bezahlung meiner Rechnung festlegen wollt, dann muß ich Euch auf die Preise festlegen, die Ihr mir angegeben habt.«
    »Pah!« murmelte Dildahl. Dabei ließ er seine schlaffe Unterlippe so weit heruntersinken, daß Aillas seinen purpurfarbenen Schlund sehen konnte. »Nun gut. Um meiner Bequemlichkeit willen überlasse ich Euch diese Räume meinethalben für drei Kupferpfennige.«
    »Gebt mir diese Zusage bitte schriftlich, hier und jetzt, um späteren Mißverständnissen vorzubeugen.« Dann, als er Dildahl beim Schreiben über die Schulter blickte: »Nein, nein! Nicht drei Kupferpfennige pro Raum! Drei Kupferpfennige für alles zusammen!«
    »Ihr seid ein unangenehmer Gast«, murmelte Dildahl. »An Leuten wie Euch verdiene ich nicht viel.«
    »Man kann nur das ausgeben, was man sich leisten kann! Wenn man sich übernimmt, ist man seine Pferde los!«
    Dildahl gab lediglich einen Grunzlaut von sich. »Wann wollt ihr essen?«
    »Sobald wir uns im Bad erfrischt haben.«
    »Für einen solch bescheidenen Preis könnt Ihr kein heißes Wasser verlangen.«
    »Nun wohl! Da wir uns Euer Mißfallen zugezogen haben, müssen wir uns eben mit kaltem Wasser begnügen!«
    Dildahl wandte sich ab. »Es ist nur Eure kleinliche Knauserigkeit, die ich verwerflich finde.«
    »Ich hoffe, Ihr werdet uns eine Lektion in wahrer Großzügigkeit erteilen, wenn wir unser Abendessen einnehmen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Dildahl.
    Zum Abendessen saßen die beiden allein im Schankraum, abgesehen von zwei braungewandeten Druiden, die tiefgebeugt über ihren Tellern in einer Ecke

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