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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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des Raumes saßen. Sie beendeten ihre Mahlzeit und kamen zur Theke, um ihre Zeche zu bezahlen. Aillas schlenderte quer durch den Raum und stellte sich neben sie. Beide legten je einen Kupferpfennig auf die Theke und verschwanden.
    Dildahl war einigermaßen verärgert über Aillas' Neugier. »Nun also? Was wollt ihr speisen?«
    »Was habt Ihre heute abend anzubieten?«
    »Die Linsensuppe ist angebrannt, und ich mußte sie wegschütten!«
    »Die Druiden hatten, wie ich sah, eine feine, knusprig-braune Forelle. Ihr könnt uns zwei davon braten; dazu hätte ich gerne einen Salat aus Kresse und Gartenkräutern. Was hatten die Druiden als Vorspeise?«
    »Das war meine Spezialität: Krebsschwänze mit Eiern und Senf.«
    »Die gleiche Vorspeise könnt ihr uns auch servieren, mit frischem Brot und Butter und etwas eingemachtem Obst, wenn Ihr habt.«
    Dildahl verneigte sich. »Sehr wohl. Wollt Ihr Wein dazu trinken?«
    »Bringt uns eine Flasche von dem Wein, den Ihr als angemessen für den Preis erachtet, aber denkt stets an unsere Sparsamkeit! Wir sind knauserig wie Druiden.«
    Aillas und Tatzel bekamen eine Mahlzeit aufgetischt, an der sie nichts aussetzen konnten, und Dildahl behandelte sie fast zuvorkommend. Tatzel beäugte ihn skeptisch, und böse Vorahnungen beschlichen sie. »Er scheint eine große Anzahl von Kerben in sein Holz zu ritzen.«
    »Meinetwegen kann er bis zum jüngsten Tag weiterritzen. Wenn er unverschämt wird, brauchst du bloß zu erwähnen, daß du die Lady Tatzel von Burg Sank bist, und sofort wird er sein Betragen mäßigen. Ich kenne diese Sorte.«
    »Ich dachte, ich wäre jetzt Tatzel, des Sklavenmädchen.«
    Aillas schmunzelte. »Stimmt! Vielleicht hat dein Protest am Ende doch kein Gewicht.«
    Die zwei zogen sich zurück und legten sich schlafen; die Nacht verging ohne Zwischenfall.
    Am Morgen aßen sie ein Frühstück aus Hafergrütze, gebratenem Speck und Eiern. Als sie fertig waren, zählte Aillas die einzelnen Posten an den Fingern zusammen und gelangte zu einem Betrag, den er für die von Dildahl gebotene Gastlichkeit als angemessen erachtete: eine Summe von zehn Kupferpfennigen oder einem halben Silbertaler.
    Aillas ging zur Theke, um die Zeche zu bezahlen; Dildahl rieb sich die Hände und legte ihm eine Kostenrechnung vor, die sich über eine Gesamtsumme von drei Silbertalern und vier Kupferpfennigen belief.
    Aillas lachte und wies die Rechnung zurück. »Diese Rechnung ist ein schlechter Witz! Hier ist ein Silbertaler; dazu zwei Kupferpfennige extra, weil der Senf gut war. Ich biete Euch jetzt diese Summe zur Bezahlung meiner Zeche an; nehmt Ihr sie an?«
    »Keinesfalls!« erklärte Dildahl; sein Gesicht lief rot an, und seine schlaffe Unterlippe erschlaffte noch mehr.
    »Dann nehme ich das Geld wieder an mich und wünsche Euch einen guten Tag.«
    »Glaubt ihr, damit könnt Ihr mich erschrecken?« brüllte Dildahl. »Ich habe Eure Bürgschaft direkt hier vor mir liegen! Ihr habt Euch geweigert, Eure Zeche zu bezahlen; daher erhebe ich nunmehr Anspruch auf Eure Pferde!«
    Aillas und Tatzel wandten sich zum Gehen. »Erhebt meinethalben Anspruch, bis Ihr schwarz werdet«, erwiderte Aillas. »Ich besitze keine Pferde. Ich habe sie gestern, bevor wir hierherkamen, gegen ein Boot eingetauscht. Lebt wohl, Dildahl!«
     

V
    Das Boot war ein in Klinkerbauweise beplankter Kahn von fünfzehn Fuß Länge, mit kupfervernieteten Fugen, einem Sprietsegel, Seitenschwertern und einem jener neuartigen Heckspiegel-Steuerruder.
    Aillas ruderte den Kahn auf den See hinaus, hißte das Segel und steuerte das Boot unter der von Westen kommenden frischen Morgenbrise auf nördlichen Kurs. Sie machten gute Fahrt, einen gurgelnden Schweif Kielwasser hinter sich herschleppend.
    Tatzel machte es sich im Bug bequem, und Aillas hatte den Eindruck, daß sie die Frische des Morgens genoß. Nachdem sie eine Weile munter dahingeschippert waren, wandte sie den Blick nach achtern und fragte: »Und wohin geht die Reise jetzt?«
    »Nach wie vor nach Dun Cruighre in Godelia.«
    »Ist das nahe bei Xounges?«
    »Xounges liegt genau gegenüber, auf der anderen Seite der Skyre.«
    Tatzel stellte keine weiteren Fragen. Aillas wunderte sich über ihr Interesse an Xounges, verkniff es sich aber, sie danach zu fragen.
    Zwei Tage lang segelten sie so nach Norden. Sie passierten die zwölf Druideninseln, und auf einer davon entdeckten sie eine riesige, aus Flechtwerk gebaute Krähe, die Tatzels Staunen hervorrief. Aillas erklärte: »Im

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