Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Ansehen verlieren würde.
Deshalb sehe ich mich leider gezwungen, dich zu tö
ten.«
»Und was ist, wenn du als erster stirbst?«
Zaxa brüllte und schlug sich gegen die mächtige Brust. »Sobald ich Hand an dich lege, ist der Ausgang des Kampfes entschieden. Bereite dich darauf vor, die vollen Ausmaße der Unendlichkeit zu erfahren.«
Die zwei wurden handgemein. Am Ende stand Kul vor Erschöpfung keuchend, blutüberströmt und schwer am Arm verwundet, über der Leiche von Zaxa. Er schaute sich um, aber die überlebenden Dorfbewohner hatten sich, als sie sahen, wie die Schlacht ausging, hastig aus dem Staub gemacht. Kul blickte hinunter auf den großen grauen Kadaver und empfand fast ein wenig Mitleid.
Kul hob Zaxas prächtiges Schwert Zil auf, wankte zu Zaxas Renn-Wole, klomm auf den Sitz und machte sich auf die Suche nach Glyneth und Vishbume.
Nur eine Meile weiter erspähte Kul den vor Anker liegenden Teppich-Wole und den Kotten. Er ritt leise dorthin, saß ab und ging zur Tür. Von drinnen hörte er das Geräusch zerberstenden Glases.
Kul stürmte durch die Tür und blieb im Rahmen stehen. Vishbume, der gerade dabei war, der sich heftig wehrenden Glyneth die Kleider vom Leibe zu reißen, starrte ihn aus vor Panik und Entsetzen weit aufgerissenen Augen an. Eine Flasche aus grünem Glas lag zerborsten im Kamin, wohin Glyneth sie geschleudert hatte, nachdem sie sie Vishbume entrissen hatte. Kul schleuderte Vishbume mit solcher Wucht gegen die Wand, daß Vishbume besinnungslos zu Boden sackte.
Glyneth rannte schluchzend zu Kul. »Was haben sie dir angetan? Oh, dein armer Arm! Mein lieber, armer, wunderbarer Kul, du bist verwundet!«
»Nicht so schlimm«, sagte Kul. »Ich lebe, und Zaxa lernt die Längen und die Breiten der Unendlichkeit kennen.«
»Setz dich auf den Stuhl, und dann laß uns sehen, was ich für dich tun kann.«
VI
Wieder rannte der Wole gen Osten nach Asphrodiske, neben dem Weg der Runden Steine. In einem Wäscheschrank in dem Kotten hatte Glyneth Ersatz für die Kleider gefunden, die Vishbume zerrissen hatte: Bauernhosen aus grau, weiß und schwarz gestreiftem Bast und eine Bluse aus grobem blauen Linnen. Sie hatte getan, was sie konnte, um Kuls Wunden zu versorgen, hatte seine Schnitt-und Stichwunden verbunden und eine Schlinge für seinen gebrochenen Arm gefertigt. Zaxa hatte seine Fänge in Kuls Schulter gehauen und einen giftigen Speichel hineingespritzt, und die Wunde war brandig geworden. »Nimm das Messer«, sagte Kul. »Schneide tief hinein und laß das Blut fließen. Dann bestäube die Wunde mit dem Puder.«
Glyneth holte tief Luft, wartete, bis ihre Hand zu zittern aufhörte, dann öffnete sie mit einem tiefen, kräftigen Schnitt die Wunde. Stinkender Eiter quoll aus der Wunde, doch dann floß nur noch gesundes, rotes Blut. Kul stöhnte vor Erleichterung auf und strich Glyneth über das Haar, dann seufzte er erneut und wandte den Blick ab. »Mitunter habe ich seltsame Visionen«, sagte Kul. »Aber es war nicht beabsichtigt, daß ich träume, und schon gar nicht unmögliche Träume.«
»Auch mir kommen manchmal unmögliche Träume in den Sinn«, sagte Glyneth. »Sie verwirren mich und machen mir sogar Angst. Dennoch: Wie könnte ich anders als dich lieben, der du so tapfer und gütig und zärtlich bist?«
Kul lachte freudlos. »So sollte ich sein.« Er wandte den Blick ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf Vishbume. »Ich würde dich auf der Stelle töten, bräuchten wir dich nicht als Führer. Wie geht die Richtung des Mondes?«
Vishbume raffte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Boden auf. »Was geschieht, wenn ich euch richtig führe?«
»Dann werden wir dir das Leben schenken.«
Über Vishbumes Gesicht huschte das Zerrbild eines fröhlichen, zuversichtlichen Lächelns. »Ich werde die Bedingung akzeptieren. Der schwarze Mond ist schondicht bei dem rosafarbenen Stern. Ihr habt im Übermaß getrödelt.«
»Dann laßt uns sofort aufbrechen.«
Vishbume machte Anstalten, seinen Ranzen an sich zu nehmen, aber Glyneth befahl ihm, die Finger davon zu lassen. Sie ließ den Kotten auf Miniaturgröße zusammenschrumpfen und verstaute ihn in seinem hölzernen Kästchen. Die drei stiegen an Bord des Wole und fuhren einmal mehr dem rosafarbenen Stern entgegen, der jetzt schon fast den schwarzen Mond berührte.
Wie zuvor saß Glyneth auf dem hohen Sitz unter der Pergola, während Kul zwischen den Hörnern des Wole kauerte und Vishbume mit herunterbaumelnden Beinen auf
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