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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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erspart, von welchen ich nicht den geringsten Vorteil habe! Was kümmert es Casmir schon, was ich durchgemacht habe, um an dieses Wissen zu gelangen! Er wird mich lediglich für das Ergebnis preisen und mich vielleicht ›tüchtig‹ nennen.
    Nun denn: willst du demütig gesenkten Hauptes mit mir zur Erde zurückkehren und mir fortan zu Willen und zu Diensten sein?«
    Glyneth kämpfte verzweifelt gegen die Tränen an.
    »Ich kann Kul nicht im Stich lassen!« Sie wandte den Blick ab, um Vishbume nicht anschauen zu müssen. »Wenn du uns beide heil und wohlbehalten zur Erde zurückbringst, werde ich dir gehorchen und dir zu Willen sein.«
    Vishbume schüttelte den Kopf und wedelte mit dem Finger. »Nein! Kul muß hierbleiben! Er hat mich schnöde und schimpflich behandelt, und dafür muß er bestraft werden. Komm, Glyneth!«
    »Ich gehe nicht ohne ihn.«
    »Wie du willst! Dann bleib hier und pflege diese Bestie, die du mit solch eigentümlicher Inbrunst liebst! Und nun gib mir meinen Ranzen!«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Dann werde ich einen feinen Triller auf meiner Flöte blasen, daß dir Hören und Sehen vergeht!«
    »Und ich werde einen Marterkolben auf dich schleudern. Das hätte ich schon längst tun sollen!«
    Vishbume stieß eine Verwünschung aus, wagte aber nicht, noch länger zu verharren. »Ich begebe mich jetzt zurück zur Erde, wo Ruhm und Reichtum meiner harren. Lebe wohl, Glyneth!«
    Vishbume sprang auf die Plattform, berührte mit seinem Schlüssel den Pfahl und war gleich darauf verschwunden.
    Glyneth kniete neben Kul, der mit geschlossenen Augen dalag. Glyneth streichelte ihm die Stirn. »Kul, kannst du mich hören?«
    »Ich kann dich hören.«
    »Ich bin hier, bei dir. Ob du es schaffst, auf den Wole zu klettern? Wir schaffen dich an einen ruhigen Ort im Walde, und du wirst dich erholen, bis du wieder bei Kräften bist.«
    Kul schlug die Augen auf. »Der Wole ist eine unberechenbare Kreatur. Er hat mir schweres Leid zugefügt.«
    »Nur auf Geheiß von Vishbumes magischer Flöte. Ansonsten scheint er ein friedliches und manierliches Geschöpf zu sein – und er vermag schnell zu rennen.«
    »Das stimmt. Nun, ich will sehen, ob ich auf seinen Rücken klimmen kann.«
    »Ich helfe dir.«
    Angelockt von dem eigentümlichen Gefährt, hatte sich inzwischen eine beträchtliche Anzahl von Gaffern eingefunden, und einige von ihnen machten sich lautstark lustig über Glyneths verzweifelte Bemühungen, Kul auf den Wole zu helfen. Glyneth schenkte ihnen keine Beachtung, und schließlich schaffte Kul es, sich mit letzter Kraft auf den Rücken des Wole zu ziehen. Sofort drängte sich die Menge um den Wole, und einige besonders Kecke fingen an, die Troddeln vom Teppich abzureißen. Glyneth holte einen Marterkolben aus dem Ranzen hervor und schleuderte ihn mitten in die Menge, die sofort unter panischem Geschrei auseinanderstob, so daß der Wole nunmehr freie Bahn hatte.
    Eine Stunde später lenkte Glyneth den Wole über eine Wiese und brachte ihn hinter einem Gehölz zum Stehen. Sie warf den Anker und stellte den Kotten auf. Kul lag eine ganze Weile benommen da, und Glyneth beobachtete ihn beunruhigt. Spielte ihre Einbildungskraft ihr einen Streich, oder gingen da wirklich seltsame Veränderungen in Kul vor? Seine Züge schienen sich auf merkwürdige Weise zu wandeln, und manchmal schienen sie gar zu verschwimmen.
    Kul schlug die Augen auf und sah, daß Glyneth ihn beobachtete. Er sprach mit leiser, kraftloser Stimme. »Ich hatte seltsame Träume. Wenn ich versuche, mich daran zu erinnern, verschwimmt alles in meinem Kopf.« Er vollführte eine gereizte Bewegung und machte Anstalten, sich aufzusetzen, aber Glyneth drückte ihn sanft wieder zurück. »Bleib still liegen, Kul! Ruh dich aus, und denk nicht an die Träume!«
    Kul schloß die Augen wieder und sagte leise: »Murgen hat zu mir gesprochen. Er sagte, ich muß dich beschützen und dich heil zurück zu der Hütte bringen. Es ist natürlich und normal, daß ich dich liebe, weil das mein einziger Lebenszweck ist. Aber du darfst deine Gefühle nicht an mich verschwenden. Ich bin ein halbes Tier, und eine der Stimmen, die ich höre, ist die Stimme des Ferox. Eine andere Stimme ist rücksichtslos und grausam, und sie drängt mich zu unaussprechlichen Taten. Die dritte Stimme aber ist die stärkste, und wenn sie spricht, schweigen die anderen still.«
    Glyneth sagte: »Auch ich habe lange und tief nachgedacht. Alles, was du sagst, ist wahr. Ich bewundere deine

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