Lyonesse 2 - Die grüne Perle
eingelassen haben. Ich hoffe nur, das Glück wird uns begleiten.«
»Foirry?«
»Unseren Schiffen gehört das Meer. Solange das der Fall ist, braucht Troicinet nichts zu fürchten.«
»Sir Tristano, was ist Eure Meinung?«
Tristano zögerte einen Augenblick lang. »Gestattet mir folgende Frage: Welche Folgen könnte es haben, wenn wir Kaul Bocach und Tintzin Fyral tatsächlich aufgäben und Süd-Ulfland verließen?«
»Wenn wir Süd-Ulfland verließen«, antwortete Aillas, »würde König Casmir sich kneifen, um sicherzugehen, daß er nicht träumt, und einen kurzen, aber überschwenglichen Freudentanz vollführen, und noch in derselben Stunde würde er seine Truppen im Laufschritt nach Norden marschieren lassen. Später, in aller Muße und schlagbereit mit allen seinen Armeen, würde er aus zwei Richtungen gegen Dahaut ziehen, und binnen eines Monats müßte König Audry nach Aquitanien fliehen oder sterben. Casmir würde Cairbra an Meadhan – den Tisch – und Evandig – den Thron – nach Lyonesse bringen und sich zum Königder Älteren Inseln krönen. In der Mündung des Mermeil könnte er eine Flotte bauen, mit der er seine Truppen nach Dascinet bringen könnte, und dann wären wir verloren. Indem wir Süd-Ulfland besetzten, haben wir Casmirs Pläne vereitelt und ihn genötigt, sich einen schwierigeren Weg zu suchen.«
»Das überzeugt mich durchaus«, sagte Sir Tristano. »Lord Sion-Tansifer, was ist mit Euch?«
»Mit allem schuldigen Respekt: Die Voraussetzungen stimmen nicht. Noch in diesem Augenblick könnte Casmir über die Trompada nordwärts marschieren, ohne auch nur einen Fuß nach Süd-Ulfland zu setzen.«
»Falsch«, sagte Aillas. »Er sähe sich augenblicklich im Krieg mit uns, und alle Logistik wäre ihm unmöglich. Solange wir Süd-Ulfland und den Teach tac Teach besetzt halten, wagt Casmir sich niemals auf die Trompada. Wir brauchten nur einheimische Truppen, um ihn mühelos abzufangen.«
»Warum das ganze Gerede von Bedrohung und Feindseligkeiten?« fragte Maloof beinahe weinerlich. »Haben wir keinen Friedensvertrag mit Lyonesse ratifiziert? Weshalb immer das Schlimmste annehmen? Wenn wir Casmir zeigen, daß wir wirklich Frieden wollen, wird er es uns in gleicher Münze heimzahlen, und niemand muß sich mehr aufplustern, niemand braucht mit Waffen zu klirren und zu rasseln, was die Lage ja nur verschärfen kann.«
»Denkt einmal ein paar Jahre zurück«, sagte Aillas. »Granice war König von Troicinet. Ivar Excelsus von Dascinet gedachte uns mit einem Krieg zu strafen und rief Casmir um Hilfe an. Casmir war nur allzu erpicht darauf, mit seinen Heerscharen über den Lir zu setzen, und wenn unsere Schiffe seine Armada nicht vernichtet hätten, würde heute keiner von uns zu Miraldra speisen. Hat Casmir sich aber geändert? Offensichtlich nicht.«
Maloof war nicht überzeugt. »Aber Süd-Ulfland ist nicht Dascinet.«
»Dann glaubt Ihr wohl«, bemerkte Witherwood trocken, »daß wir nur höflich gegen Casmir sein müssen, und er wird uns keine Schwierigkeiten bereiten?«
»Wir haben nichts zu verlieren«, versetzte Maloof würdevoll. »Einem Krieg ist alles vorzuziehen.«
»Nicht alles«, widersprach Langlark.
»Keiner von uns will Krieg«, stellte Aillas fest. »Nicht einmal Casmir; lieber würde er seinen Triumph auf unsere Schwäche und Torheit bauen. Solange ich König bin, wird ihm das nicht glücken; dennoch will ich mich bemühen, den Frieden zu bewahren. Es mag Euch interessieren zu erfahren, daß König Casmir und Königin Sollace zu einem Staatsbesuch nach Domreis kommen.«
»Das nenne ich eine gute Nachricht!« rief Maloof aus. »Wann soll es geschehen?«
»In etwa einem Monat.«
Foirry johlte in sardonischem Gelächter. »Welch eine Farce ist doch die Diplomatie!«
Aillas lächelte. »Als König muß ich stets ein Vorbild an Wohlerzogenheit sein, mag es in meinem Bauch auch noch so sehr kochen ... Aber ich habe schon mehr gesagt, als ich sagen wollte.«
Das Bankett neigte sich dem Ende zu. Aillas und Yane machten es sich zusammen mit Glyneth und Dhrun in einem der kleinen Gemächer vor dem Feuer bequem.
»Alsdann«, begann Aillas, »zu welcher allgemeinenÜbereinstimmung ist man gelangt?«
Yane schaute lange in die Flammen. »Es ist schwer zu beurteilen. Langlark und Foirry kommen wegen der Glashändler-Episode wahrscheinlich nicht in Frage. Sion-Transifer ist zweifellos wacker, wenn auch vielleicht ein bißchen einfältig. Ein Verräter? Unwahrscheinlich.
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