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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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mir deine Ergebenheit zu sichern. Du hast Grund, mir gut zu dienen.«
    Torqual lächelte. »Warum nicht? Was Schurkigkeit betrifft, so stehen wir einander wohl in nichts nach.«
    Die Bemerkung grenzte nach Casmirs Ansicht an Unverschämtheit, und er warf Torqual erneut einen kalten Blick zu. »Ich werde in zwei Tagen wieder mit dir verhandeln. Einstweilen wirst du weiterhin mein Gast sein.«
    »Ich zöge Haidion dem Peinhador vor.«
    »Das bezweifle ich nicht. Oldebor!«
    Oldebor kam aus dem Gang herein. »Eure Majestät?«
    »Bring Torqual zurück in den Peinhador. Laß ihn baden, gib ihm anständige Kleider, bring ihn in einer sauberen Zelle unter und gib ihm Speise nach seiner Wahl – in vernünftigem Rahmen, versteht sich.«
    Die Kerkerwärter betraten den Raum. »Sollen wir nicht die Farbe seiner Gedärme sehen? Er ist der Schlimmste der Schlimmsten!«
    »Und obendrein ein Ska!« erklärte der andere. »Ich hatte gehofft, ihm das Messer eigenhändig in den Bauch stoßen zu dürfen!«
    »Ein anderes Mal«, tröstete ihn König Casmir. »Torqual ist eine gefährliche Arbeit im Dienste des Staates übertragen worden.«
    »Sehr wohl, Eure Majestät. Komm mit, du Haufen Hundekot!«
    Torqual fixierte den Kerkerwärter mit eisigem Blick. »Hüte dich, Kerkerwärter! Bald bin ich frei und in des Königs Diensten. Wenn mir danach der Sinn steht, werde ich dich aufsuchen; dann wird sich zeigen, wer besser mit dem Messer umzugehen versteht.«
    König Casmir machte eine ungeduldige Geste.
    »Genug!« Er schaute die Kerkerwärter an, die still geworden waren und betreten dreinblickten. »Ihr habt Torquals Bemerkung gehört; wenn ich ihr wäre, würde ich ihn von nun an mit Höflichkeit behandeln.«
    »Majestät, es soll sein, wie Ihr befehlt. Komm, Torqual; es war nur ein Scherz. Heute abend sollst du Wein trinken und gebratene Hühner essen.«
    König Casmir lächelte sein kaltes Lächeln. »Oldebor, in zwei Tagen will ich Torqual erneut sehen.«
     

Kapitel 5

I
    Drei Tage nach der Abreise von König Casmir und seinem Gefolge an Bord der Karracke
Star Regulus
nahm Aillas mit einer Flottille von siebzehn Schiffen Kurs auf Süd-Ulfland.
    Zu seinem Gefolge zählten auch Lord Maloof und Lord Pirmence, die beide vor Unmut innerlich brodelten. Dhrun und Glyneth blieben in Domreis zurück, um sich dortselbst einer ihrem Rang gebührenden Ausbildung zu unterziehen. Beide sollten Latein und Griechisch lernen, ebenso wie Geographie, Naturwissenschaften, Kalligraphie, die mathematischen Lehren des Pythagoras, des Euclid und des Aristarch, ferner die neue Art der maurischen Rechenkunst. Durch die Lektüre des Herodot, des Tacitus, des Xenophon, des Clavetz von Avallon, des Dioscuros von Alexandria, der Chroniken von Ys und Khersoms
Krieg der Goten und der Hunnen
würden sie einen Überblick über die Geschichte gewinnen. Sie würden lernen, die Sterne, Planeten und Konstellationen zu benennen, und eine Anzahl kosmologischer Theorien kennenlernen. Dhrun würde eine Militärschule besuchen und dort den praktischen Umgang mit Waffen sowie die Strategien der Kriegführung erlernen. Überdies würden beide, Dhrun wie Glyneth, Unterricht in den höfischen Künsten genießen: Tanz, Deklamation, Musik und Anstandsregeln.
    Sowohl Glyneth als auch Dhrun hätten, wäre ihrem Wunsche willfahren worden, Aillas nach Süd-Ulfland begleitet. Nicht so indes die Herren Maloof und Pirmence, die sich einander darin übertroffen hatten, Gründe vorzubringen, warum sie besser nicht so jäh ihren vertrauten Alltagsgeschäften entrissen werden sollten.
    Auf Maloofs Einwände hatte Aillas erwidert: »Ich schätze Eure Sorge um die Arbeit, die unterbrochen werden wird, aber Eure Talente werden in Süd-Ulfland jetzt dringender gebraucht; dort könnt Ihr Eurem König und Eurem Land am besten dienen.«
    »Meine Talente sind vielgestalt und anspruchsvoll«, murrte Maloof. »Jeder Büttel kann Saubohnen auswiegen und Zwiebeln abzählen.«
    »Ihr habt noch immer keine rechte Vorstellung von der Größe unseres Projekts! Ich will eine Inventur von jeder einzelnen Liegenschaft im Land, damit wir seine Ausdehnung und seine Reserven kennen und – was nicht minder wichtig ist – eine Übersicht über jeglichen unbesetzten, brachliegenden oder umstrittenen Grund und Boden erlangen. Ihr werdet einen Stab von Feldmessern, Kartographen und Schreibern zur Erforschung der existierenden Register und Besitzurkunden leiten.«
    Lord Maloof sackte in sich zusammen. »Das ist

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