Lyonesse 3 - Madouc
Kerkerwärter kamen wieder herein. »Bringt Sir Cory zurück in den Peinhador; laßt ihn ein Bad nehmen, gebt ihm saubere Kleider, speist ihn nach seiner Wahl und bringt ihn sicher im ersten Stock unter.«
»Zu Befehl, Majestät. Los, Hundsfott, beweg dich!«
Cory sprach hochmütig: »Redet mich fortan mit ›Sir Cory‹ an, oder es wird euch leid tun!«
Der Kerkerwärter zog mit einem scharfen Ruck an dem Strick. »Wie immer du auch heißt, mach voran; wir sind nicht so gnädig wie Seine Majestät.«
Am Nachmittag des darauffolgenden Tages bestellte König Casmir Sir Cory zu einer erneuten Zusammenkunft, diesmal in den Raum der Seufzer über der Rüstkammer. Sir Cory war jetzt ordentlich gekleidet und kam ungefesselt.
König Casmir saß an seinem gewohnten Platz, neben sich den buchenhölzernen Bocksbeutel und den buchenhölzernen Weinbecher. Er bedeutete Sir Cory, auf der Bank Platz zu nehmen.
»Ich habe gewisse Vorkehrungen getroffen«, sagte Casmir. »Auf dem Tisch liegt ein Beutel mit zwanzig Silbertalern. Staffiert Euch als Händler für Heilsalben aus, mit einem Pferd, einem Packtier und angemessenem Warenvorrat. Reitet zunächst über den Sfer Arct nach Dazleby, von dort aus weiter nach Nolsby Se-van, dann auf dem Ulfenpaß nach Norden. Sobald Ihr die Tore des Zerberus und die Feste Kaul Bocach hinter Euch gelassen habt, stoßt Ihr nach etwa sechs Meilen auf einen Gasthof am Wegesrand, dessen Schild ein tanzendes Schwein zeigt. Dort werden vier Männer auf Euch warten – allesamt Schurken durch und durch wie Ihr selbst, wenn nicht gar übler. Sie sollten sich Torquals Bande anschließen, aber zuvor werden Sie Euch bei Eurem Unternehmen zur Hand gehen. Benutzt sie so, wie es Euch am richtigsten dünkt.«
Casmir schaute auf eine Liste, dann sprach er voller Abscheu: »Dies ist fürwahr eine ungewöhnliche Gruppe! Man möchte fast meinen, daß jeder einzelne von ihnen alle anderen zusammen an schierer Bösartigkeit in den Schatten stellt! Da wäre als erster Izmael der Hunne zu nennen, der aus den Wäldern des Tartarenlandes kommt. Der nächste im Bunde ist Kegan der Kelte, der so dünn wie ein Frettchen ist und nicht minder blutrünstig. Dann kommt Este der Süße mit seinem goldblonden Lockenhaar und seinem hellen Lächeln. Er ist Römer und behauptet, mit dem Hause des Dichters Ovid verwandt zu sein. Er trägt einen zierlichen Bogen, klein und zerbrechlich wie ein Spielzeug, und schießt Pfeile, die kaum größer erscheinen als ein Splitter, aber er vermag aus großer Entfernung einem Manne ein Auge damit auszuschießen. Der letzte im Bunde ist der Schwarze Galgus, der vier Messer an seinem Gürtel trägt. Das sind Eure Paladine.«
»So, wie Ihr sie schildert, möchte man sie eher für Kreaturen aus einem Alptraum halten«, sagte Cory. »Werden sie mir gehorchen?«
Casmir lächelte. »Das hoffe ich. Sie fürchten gewiß Torqual. Wenn es einen lebenden Menschen gibt, der sie schreckt, dann ist es er. Deshalb müßt Ihr in Torquals Namen handeln. Das hat noch einen Nebenvorteil: wenn Ihr erfolgreich seid, was ich hoffe, wird man Torqual die Tat anlasten und nicht mir.«
»Wie wird Torqual dieses Projekt betrachten?«
»Er wird keine Einwände erheben. Ich wiederhole: mein Name muß aus der Sache herausgehalten werden. Ist nunmehr alles klar?«
»Bis auf einen einzigen Punkt: muß ich unter Torquals Befehl arbeiten?«
»Nur, wenn es Euch die Arbeit erleichtert.«
Cory zupfte nachdenklich an seinem langen Kinn. Er fragte: »Darf ich mit aller Offenheit sprechen?«
»Bis jetzt haben wir nichts anderes getan. Sprecht!«
»Ich habe Gerüchte gehört, daß Eure geheimen Agenten selten lange genug am Leben bleiben, um die Früchte ihrer Mühen genießen zu können. Welche Garantien habe ich, daß ich meinen Erfolg auch genießen kann?«
»Ich kann darauf nur dies antworten«, sagte Casmir. »Wenn Ihr mir einmal zu meiner Zufriedenheit gedient habt, kann es durchaus sein, daß ich Euch ein weiteres Mal zu verdingen wünsche, was nicht gehen wird, wenn Ihr tot seid. Zweitens: wenn Ihr mir nicht traut, steht es Euch jederzeit frei, in den Peinhador zurückzukehren.«
Cory erhob sich lächelnd. »Eure Argumente sind überzeugend.«
Kapitel Sieben
1
Auf der Lally-Wiese, tief im Innern des Waldes von Tantrevalles, stand das Haus Trilda: ein Gebäude aus Holz und Stein, das sich just an der Stelle erhob, wo der Lillery-Bach aus dem Walde hervorsprudelte, um sich am anderen Ende der Wiese in den
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