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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Anziehungskraft und gab sich große Mühe mit seiner Kleidung. Er trug ein Wams aus rostbraunem Barchent mit Puffärmeln aus schwarzem und rotem Stoff. Eine schmucke rote Försterkappe saß schief auf seinem Kopf; anstelle des üblichen Federbuschs zierte sie eine Rabenschwinge.
    Die Kavalkade bewegte sich den Sfer Arct hinunter. Je sechs Herolde in scharlachroten Wappenröcken und enganliegenden gelben Hosen standen zu beiden Seiten der Straße. Als die Kutsche vorbeirumpelte, schwenkten sie ihre Zinken himmelwärts und bliesen eine Begrüßungsfanfare.
    Die Kutsche bog vom Sfer Arct auf des Königs Appellplatz und hielt vor Burg Haidion an. König Casmir, Königin Sollace und Prinzessin Madouc standen wartend auf der Terrasse. König Casmir hob den Arm zum freundlichen Willkommensgruß; König Milo erwiderte den Gruß in gleicher Weise wie auch – nach einem kurzen Blick zu Madouc – Prinz Brezante. Und so nahm der königliche Besuch seinen Anfang.
    Beim Abendbankett blieben Madoucs Proteste unbeachtet, und so mußte sie zwischen Prinz Brezante zu ihrer Linken und Herzog Damar von Lalanq zu ihrer Rechten sitzen. Während des Mahls starrte Madouc unverwandt auf die Obstschale in der Mitte der Tafel, so als wäre Prinz Brezante überhaupt nicht anwesend, was diesen nicht davon abhielt, sie fortwährend mit seinen großen runden Augen anzuglotzen. Madouc sprach wenig; sie reagierte auf Brezantes Versuche, sie mit spaßigen Bemerkungen aus der Reserve zu locken, mit geistesabwesender Einsilbigkeit, was dazu führte, daß Brezante sich schließlich schmollend abwandte, worauf Madouc mit heiterer Gelassenheit reagierte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, daß sowohl König Casmir als auch Königin Sollace ihr Gebaren bewußt ignorierten; offenbar hatten sie ihre Einstellung akzeptiert und würden sie, so hoffte sie, nun endlich in Frieden lassen.
    Madoucs Triumph war indes nur von kurzer Dauer. Am nächsten Morgen begaben sich die beiden königlichen Familien hinunter zum Festzelt auf des Königs Appellplatz, um dort dem Beginn der Wettspiele beizuwohnen. Einmal mehr verhallte Madoucs Begehren, man möge sie von der Teilnahme entbinden, ungehört. Lady Vosse erklärte im Namen der Königin, Madouc müsse an den Feierlichkeiten teilnehmen, und dies unbedingt. Schmollend und nörgelnd marschierte Madouc daraufhin zum Festzelt und lümmelte sich auf den Stuhl neben Königin Caudabil, der eigentlich für König Milo bestimmt war, so daß Milo genötigt war, an der anderen Seite seiner Gemahlin Platz zu nehmen und Prinz Brezante mit dem Platz am anderen Ende der Tribüne neben König Casmir vorliebnehmen mußte. Wiederum war Madouc erfreut, wenn auch ein wenig verblüfft darüber, daß König Casmir und Königin Sollace auf ihr eigensinniges Benehmen keine Reaktion zeigten. Was lag da in der Luft, daß sie sich so unheilverkündend zurückhielten?
    Die Antwort auf ihre Frage ließ nicht lange auf sich warten. Sobald die königliche Riege Platz genommen hatte, trat Spargoy, der Oberste Herold, vor die Tribüne und wandte sich der Menge zu, die das Viereck füllte. Zwei junge Herolde bliesen die Fanfare, die gemeinhin als Aufforderung zur Aufmerksamkeit bekannt war, und das Volk auf des Königs Appell-platz verstummte.
    Spargoy entrollte ein Pergament. »Ich verlese nun den exakten Wortlaut jener Proklamation, welche an diesem heutigen Tage von Seiner Königlichen Majestät, König Casmir, herausgegeben wurde. Alle sollen seinen bedeutsamen Worten mit höchster Aufmerksamkeit Gehör schenken. Ich beginne alljetzt.« Spargoy hob das Pergament an seine Augen und las:
    »Ich, König Casmir, Monarch von Lyonesse sowie seinen verschiedenen Territorien und Provinzen, tue hiermit kund:
    In der Stadt Lyonesse entsteht ein Bauwerk von erhabenem Range: die neue Kathedrale Sollace Sanctissima, welche dazu ausersehen ist, weltweiten Ruhm ob des Reichtums ihrer Pertinenzstücke zu erlangen. Auf daß es seine Funktion auf das Beste erfüllen kann, muß das Gebäude ausgestattet werden mit solchen Gegenständen, die für heilig und wohllöblich in sich selbst erachtet werden – nämlich: jene raren und köstlichen Reliquien oder andere Objekte, welche mit vergangenen Personen und Ereignissen des christlichen Glaubens in Verbindung gebracht werden können.
    Es ward uns versichert, daß diese Reliquien es wert sind, daß wir danach trachten, sie zu erlangen; aus diesem Grunde sind wir bereit, unsere königliche Dankbarkeit solchen Personen zu

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