Lyonesse 3 - Madouc
Caudabil, die ihrem Gemahl in puncto Freßlust nur unwesentlich nachstand, sich an gewaltigen Platten feiner Köstlichkeiten und beträchtlichen Mengen von Haidions besten Weinen gütlich tun würden. König Casmir ließ daher ein Fest vorbereiten, bei welchem alle Arten von Belustigungen, Spielen und Wettbewerben zu Ehren der königlichen Besucher stattfinden würden: Hochspringen, Sackhüpfen, Wettrennen, Ringkämpfe, Steinstoßen, Fechten mit abgepolsterten Stäben auf einer Planke über einer Matschgrube, welche außerdem bei Tauzieh-Wettkämpfen benützt würde. Musikanten würden zum fröhlichen Tanz aufspielen; eine Stierhetze würde zur allgemeinen Belustigung beitragen; bei Wettkämpfen im Bogenschießen und einem Turnier-spiel mit stumpfen Lanzen würde sich das Jungvolk im Wettstreit messen. Das Programm war dergestalt arrangiert, daß König Milo und Königin Caudabil unentwegt damit beschäftigt sein würden, Lobreden zu lauschen, bei Wettstreiten als Schiedsrichter zu fungieren, Preise zu verleihen, Sieger zu dekorieren und Verliererzutrösten.Bei alldiesenWettkämpfenmußten König Milo und Königin Caudabil als königliche Schirmherrn zugegen sein und all ihre Aufmerksamkeit aufbieten, so daß keine Zeit blieb für lange und üppige Bankette, bei denen König Milo seine notorische Trinkfestigkeit unter Beweis hätte stellen können. Statt dessen mußten die zwei sich mit hastigen Imbissen, bestehend aus kaltem Schinken, Brot und Käse, nähren und zum Herunterspülen dieser herzhaften und wohlfeilen Kost mit Bier vorliebnehmen.
König Casmir war hochzufrieden mit diesem seinem listigen Plan. Endlose Stunden tödlicher Langeweile würden ihm auf diese Weise erspart bleiben; darüber hinaus würde das Fest seine Umgänglichkeit und königliche Lustigkeit demonstrieren. Um das Begrüßungsbankett freilich würde er nicht herumkommen, ebensowenig wie um den Abschieds-schmaus – wenngleich das erstere, so sein Kalkül, vielleicht unter dem Vorwand gekürzt werden konnte, daß man der königlichen Familie Gelegenheit geben wolle, sich von den Strapazen der langen Reise zu erholen. Vielleicht ließ sich aus ähnlichen Gründen auch das Abschiedsbankett auf ein Minimum reduzieren, überlegte Casmir hoffnungsfroh.
Die Vorbereitungen für das Fest wurden unverzüglich zur Ausführung gebracht, mit dem Ziel, das alte graue Lyonesse in eine Kulisse für frohsinnige Vergnüglichkeit zu verwandeln. Rings um des Königs Appellplatz wurden Flaggen aufgezogen, und zur Bequemlichkeit der königlichen Familien wurde eine Tribüne errichtet. An der Seite des Gevierts, dort, wo es an den Sfer Arct grenzte, würden auf einem Gestell zwei große Fässer Bier lagern, die jeden Morgen für diejenigen angezapft würden, die entweder König Milo oder König Casmir oder beiden ihren Gruß zu entbieten wünschten.
Entlang dem Sfer Arct wurden Buden zum Verkauf von Würsten, Bratfisch, Spießbratenbrötchen, Torten und Gebäck aufgebaut. Jeder Budenbesitzer war aufgefordert, die sichtbaren Stellen seiner Bude mit bunten Tüchern und Bändern zu schmücken, und die Läden entlang der Allee waren angehalten, das gleiche zu tun.
Zur festgesetzten Stunde trafen König Milo, Königin Caudabil und Prinz Brezante auf Burg Haidion ein. Vorneweg ritten sechs Ritter in schimmernder Paraderüstung, mit schwarzen und ockerfarbenen Wimpeln an den Spitzen ihrer Lanzen. Weitere sechs Ritter, gleichermaßen ausstaffiert, bildeten die Nachhut. In einem schaukelnden, ungefederten Vehikel, das mehr Karren als Kutsche war, saßen König Milo und Königin Caudabil auf einer breiten, gepolsterten Couch, beschirmt von einem grünen, mit hundert Troddeln verzierten Baldachin. König Milo und Königin Caudabil waren beide wohlbeleibt, weißhaarig und rundgesichtig und wirkten eher wie sparsame alte Bauersleute auf dem Weg zum Markt denn wie die Herrscher eines uralten Königreiches. Neben ihnen ritt Prinz Brezante auf einem enormen Fuchswallach mit einem eigentümlich ausladenden Steiß. Wie er so dahockte auf seinem mächtigen Roß, gab Brezante, der feist und birnenförmig von Gestalt war, nicht gerade das stattlichste Bild ab. Seine Nase, die in einer schmalen, fliehenden Stirn wurzelte, krümmte sich hakenförmig über seinen vollen Mund; seine Augen waren groß, rund und von blöder Starrheit. Sein schwarzes Haupthaar war schütter; das gleiche galt für seinen Kinnbart. Trotz alledem hielt sich Brezante für einen Kavalier von romantischer
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