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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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entbieten, die uns mit guten und heiligen Reliquien ausstatten, auf daß wir unsere neue Kathedrale zu einem Bauwerk machen können, das alle andern in den Schatten stellt.
    Unsere Dankbarkeit ist abhängig von der Echtheit der beigebrachten Objekte. Ein unechter oder nachgemachter Gegenstand wird nicht nur unser königliches Mißvergnügen erregen, sondern auch die furchtbare Geißel göttlichen Zorns über den Bringer des gefälschten oder nachgemachten Gegenstandes heraufbeschwören! Daher an alle, die zu Büberei neigen, dies Wort zur Warnung: Wehe euch!
    Besonders erfreuen würde unser Herz die Beschaffung des Kreuzes des Heiligen Elric, des Talismans der Heiligen Uldine, des Heiligen Nagels und – des begehrtesten Stückes von allen – jenes Kelches, welcher bekannt ist als der Heilige Gral. Die Belohnung soll dem Wert der Reliquie in nichts nachstehen: wer immer uns den Heiligen Gral bringt, darf jede Wohltat von uns erbitten, die sein Herz begehrt, eingeschlossen den kostbarsten Schatz, den das Königreich besitzt: die Hand der Prinzessin Madouc. Sollte jedoch der Heilige Gral nicht zu erringen sein, so soll auch der, der uns das nach dem Gral nächstheilige und nächsthehre Relikt bringt, nicht ohne höchsten Lohn bleiben: auch er darf von uns fordern, was sein Herz begehrt, eingeschlossen die Hand unserer schönen und anmutigen Tochter Prinzessin Madouc, nach einer gehörigen und schicklichen Verlobung.
    Ich richte diese Proklamation an alle, die Ohren haben, zu hören, und Kraft, die Suche durchzuführen! Aus jedem Lande, gleich ob hoch oder niedrig – keiner soll aufgrund seines Ortes, seines Alters oder seines Standes abgewiesen werden. Mögen alle Menschen von Wagemut und Unternehmungsgeist ausziehen, den Gral zu suchen, oder andere heilige Objekte, die für den Erwerb verfügbar sind, zum Ruhm und zur Ehre der Kathedrale der Allerheiligsten Sollace!
    So verkünde ich, König Casmir von Lyonesse; mögen meine Worte in aller Ohren widerhallen!«
    Wieder schmetterten die Zinken; Sir Spargoy rollte das Pergament zusammen und zog sich zurück.
    Madouc vernahm die Proklamation mit Verblüffung. Was für ein Unfug war das nun wieder? Mußten ihr Name und ihre körperlichen Attribute – oder das Fehlen derselben – jetzt im Lande herumposaunt und von jedem kümmerlichen Ritter, Hohlkopf, Mondkalb, Halunken und Banditen erörtert und durchgekaut werden? Der Umfang des Erlasses machte sie sprachlos. Sie saß steif und still da, jedoch gewahr der vielen Blicke, die sie jetzt begutachteten. Ein Skandal und eine Vergewaltigung sondergleichen! dachte Madouc. Warum hatte man sie nicht zu Rate gezogen?
    Sir Spargoy hatte unterdessen damit begonnen, König Milo und Königin Caudabil vorzustellen, die er als Schirmherrn und Schirmherrin des Festes beschrieb, als Schiedsrichter aller Wettbewerbe und Stifter aller Preise. Bei dieser Information wanden sich sowohl König Milo als auch Königin Caudabil unbehaglich auf ihren Sitzen.
    Die Wettspiele begannen. König Casmir schaute ein paar Minuten zu, dann verließ er das Festzelt unauffällig über die Treppe, die hinauf zur Terrasse führte, wenig später gefolgt von Prinz Brezante. Als Madouc feststellte, daß ihr niemand Aufmerksamkeit widmete, entfernte sie sich ebenfalls. Als sie auf der Terrasse ankam, fand sie dort Prinz Brezante vor; er stand über die Balustrade gelehnt und schaute hinunter auf das Treiben auf dem Appellplatz.
    Brezante hatte in der Zwischenzeit von Madoucs Weigerung erfahren, seinem Heiratsantrag stattzugeben. Er sprach zu ihr in sanft neckendem Ton: »Je nun, Prinzessin! Wie es aussieht, werdet Ihr nun wohl doch vermählt werden! Ich beglückwünsche schon hier und jetzt diesen noch unbekannten Kämpen, wer immer er auch sein mag! Ihr werdet hinfort in köstlicher Spannung leben. Nun denn? Habe ich recht?«
    Madouc erwiderte leise: »Herr, Eure Vorstellungen sind in jeder Hinsicht unzutreffend.«
    Brezante zog die Brauen hoch. »Aber seid Ihr denn nicht erregt bei dem Gedanken, daß so viele Männer, vom edlen Ritter bis hin zum heißspornigen Junker, sich auf die Suche nach dem Gral machen werden, auf daß sie Euch zum Eheweib fordern können?«
    »Wenn ich überhaupt etwas fühle, dann ist es allenfalls Kummer darüber, daß so viele Leute sich umsonst bemühen werden.«
    Prinz Brezante fragte verdutzt: »Was hat diese Bemerkung zu bedeuten?«
    »Sie bedeutet, was sie bedeutet.«
    »Ha«, murmelte Brezante. »Irgendwo entdecke ich hier

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