Lyonesse 3 - Madouc
erringe, werde ich berechtigt sein, die königliche Prinzessin zu freien!«
Madouc schürzte die Lippen, um ein Lächeln zu überspielen. »Hierzu kann ich nichts sagen. Aber bestimmt würdest du bei Hofe empfangen, wo du dir eine von meinen Zofen zum Weibe erwählen könntest.«
»Zuerst muß ich den Gral in meinen Besitz bringen«, sagte Sir Pom-Pom. »Dann werde ich meine Wahl treffen. Aber jetzt holt erst einmal das Gold, und ich kümmere mich um mein Geschäft.«
Madouc rannte geschwind zu ihren Gemächern. Sie holte die drei Goldmünzen aus einem geheimen Versteck unter ihrem Bett hervor und brachte sie zu den Stallungen. Sir Pom-Pom wog sie prüfend in der Hand, um ihr Gewicht zu ermessen, inspizierte sie auf beiden Seiten, biß auf sie und war schließlich zufrieden. »Jetzt muß ich hinunter in die Stadt laufen, um meine Stiefel zu kaufen. Wenn Ihr Euch für die Reise rüstet, kleidet Euch wie eine Bäurin. Ihr könnt nicht als die stolze Prinzessin Madouc durch das Land reiten.«
»Na schön! Wir treffen uns zur verabredeten Zeit. Paß auf, daß du nicht erwischt wirst, wenn du in die Speisekammer steigst!«
Als Madouc zu ihren Gemächern zurückkehrte, trat Lady Vosse ihr in den Weg und fragte in scharfem Ton: »Wo habt Ihr gesteckt? Seid Ihr denn bar jeden Pflichtgefühls?«
Madouc schaute verwundert auf, das Gesicht zu einer Unschuldsmiene verziehend. »Was soll ich jetzt wieder angestellt haben?«
»Ihr werdet Euch ganz gewiß erinnern! Ich habe Euch selbst instruiert! Ihr müßt Euch stets bei unseren Gästen aufhalten! Das ist ein Gebot der Etikette; auch ist es der Wunsch der Königin.«
»Die Königin hat diese Leute schließlich hierher eingeladen, nicht ich«, maulte Madouc. »Holt doch sie aus dem Bett, wenn sie so erpicht darauf ist, daß sie ständig unterhalten werden.«
Lady Vosse prallte zurück, so verdattert, daß sie vorübergehen um eine Erwiderung verlegen war. Dann, sich rasch wieder sammelnd, unterzog sie Madouc einer Musterung. Sie rümpfte angewidert die Nase. »Euer Kleid ist beschmutzt, und Ihr stinkt nach Pferd! Ich hätte mir denken können, daß Ihr Euch wieder in den Stallungen herumtreibt! Hurtig nun! Auf Euer Zimmer und geschwind frische Sachen angezogen – vielleicht Euer neues blaues Kleid. Nun macht zu, wacker! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
Zehn Minuten später trafen Madouc und Lady Vosse auf der Tribüne ein, wo König Milo und Königin Caudabil den Steinwurfbewerb verfolgten, wenn auch mit sichtlich mattem Interesse.
Als der Mittag nahte, begannen ein paar Bedienstete damit, einen Imbiß aus kaltem Rindfleisch und Käse auf einem Bock hinter der Tribüne aufzutischen, um so König Milo und Königin Caudabil die Möglichkeit zu eröffnen, dem Wettkampf ohne die störende Unterbrechung durch eine vollständige Mahlzeit beizuwohnen. Als die beiden Majestäten diese Vorbereitungen gewahrten, unterredeten sie sich kurz im Flüsterton, woraufhin Milo sich plötzlich an die Seite griff und ein hohles Stöhnen anstimmte.
Königin Caudabil rief Sir Mungo, den Majordomus, herbei:
»O weh! König Milo hat einen Anfall erlitten! Es istein altes Übel. Wir können keine Spiele und Wettstreite mehr verfolgen! Er muß sich sofort in unsere Gemächer zurückziehen, zwecks strikter Ruhe und angemessener Heilbehandlung!«
In ihrem Quartier angekommen, bestellte Königin Caudabil sogleich eine Mahlzeit von acht Gängen und eine hinreichende Menge guten Weines, welches, so versicherte sie, das bestmögliche Heilmittel für ihren siechen Gemahl wäre.
Am frühen Nachmittag überbrachte Prinz Brezante König Casmir eine Botschaft des Inhalts, daß König Milo sich so weit wiederhergestellt fühle, daß er König Casmir beim Abendbankett Gesellschaft leisten könne, und so fügte es sich denn, daß König Casmir und Königin Sollace mit einem sichtlich wiedererstarkten und kräftig zulangenden Milo und einer fröhlichen Caudabil bis spät in den Abend hinein zu Tisch zu sitzen das Vergnügen hatten.
Da König Milo sich am nächsten Morgen aus Furcht vor einem erneuten Rückfall nicht erheben mochte, fiel es König Casmir und Königin Sollace zu, stellvertretend für das blalocsche Monarchenpaar als Schiedsrichter bei den Wettrennen zu fungieren. Unterdessen sprachen König Milo und Königin Caudabil einem herzhaften Frühstück zu und waren danach wieder so weit gesundet, daß sie bekundeten, ihrer Teilnahme an einem Mittagsmahl von normalen oder gar festlichen
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