Lyonesse 3 - Madouc
aufzubrechen – besteht nicht die Möglichkeit, daß er unbedacht oder in Hast gesprochen hat oder daß er es sich vielleicht noch einmal anders überlegt?«
»Alles ist möglich«, sagte Madouc hochmütig. »Ich kann mir nicht über jeden Schwenk des Wetterhahns den Kopf zerbrechen.«
»Was, wenn er plötzlich entdeckt, daß seine geliebte Madouc fehlt, und seine Ritter und seine Herolde ausschickt, sie zurückzubringen? Sie hätten leichtes Spiel, Euch aufzuspüren, wenn Ihr auf dem gescheckten Pony Tyfer rittet, mit dem kostbaren Sattel und dem fransenbesetzten Zaumzeug. Nein, Prinzessin! Wir müssen so reiten, wie wenn wir Bauernkinder wären; unsere Pferde dürfen keine Aufmerksamkeit erregen; sonst hat man uns schon aufgegriffen, noch ehe wir auch nur bis Froschmarschen gelangt sind.«
Madouc versuchte mit dem Argument, das Pferd Tyfer würde sich mit seinem gescheckten Fell trefflich in die Schattierungen der Landschaft einfügen und sei daher unauffällig, Sir Pom-Poms Bedenken zu zerstreuen, aber der wollte davon nichts hören. »Ich werde die geeigneten Rösser auswählen; Ihr braucht Euch über das Thema keine Gedanken mehr zu machen.«
»Wenn es denn so sein muß, dann soll es so sein«, fügte sich Madouc. »Aber versäume nicht, die Satteltaschen gut zu füllen, mit Brot, Käse, gedörrtem Fisch, Rosinen, Oliven und Wein. Du wirst diese Nahrungsmittel in der königlichen Speisekammer finden, in die du, wie du ja aus langer Erfahrung weißt, durch das rückwärtige Fenster gelangst. Bring auch Waffen oder wenigstens ein Messer zum Käseschneiden und eine Axt zum Holzhacken mit. Hast du noch irgendwelche Fragen?«
»Wie steht es mit Geld? Wir können schwerlich durch das Land ziehen, ohne einen Vorrat an guten Silbertalern im Beutel zu tragen.«
»Ich werde drei Goldstücke in meinem Ranzen mitführen. Die sollten mehr als hinreichen.«
»Das sollten sie wohl – wenn wir sie nur ausgeben könnten.«
»Das Gold ist gutes reines Gold, weich und gelb, auch wenn es von Shimrod stammt.«
»Daran habe ich keinen Zweifel; aber wie wollt Ihr solches Gold ausgeben? Um ein Büschel Heu für die Pferde zu erwerben? Oder einen Teller Bohnen für unsere eigene Beköstigung? Wer würde uns unser gebührendes Wechselgeld herausgeben? Sie würden uns vielleicht für Diebe halten und uns in den nächstbesten Kerker werfen.«
Madouc schaute nachdenklich über den Stallhof. »Dies hatte ich wirklich nicht bedacht. Was ist also zu tun?«
Sir Pom-Pom machte eine weise Gebärde. »Zum Glück weiß ich, wie man dieses Problem lösen kann. Holt rasch Eure drei Goldstücke her.«
»Oh?« Madouc zog verdutzt die Brauen hoch. »Und was dann?«
»Wie es sich so fügt, brauche ich zufällig ein Paar Stiefel, fest und dauerhaft und am Knie gebauscht, wie es jetzt Mode ist, und jeder mit einer passenden Schnalle versehen. Ich werde die Stiefel, die für die Reise nötig sind, kaufen und mit einem Goldstück bezahlen. Der Schuster muß mir das Wechselgeld in Silber und Kupfermünzen herausgeben, welche wir sodann zur Begleichung unserer Unkosten verwenden können.«
Madouc warf einen Blick auf die Halbstiefel, die Sir Pom-Pom zur Zeit trug. »Du scheinst mir angemessen beschuht.«
»Aber wir reiten weithin und müssen unsere Würde wahren!«
»Was kosten solche eleganten neuen Stiefel?«
»Einen Silbertaler!« sagte Sir Pom-Pom mit Verachtung. »Ist das wirklich so viel, wenn man sowohl Stil als auch Güte fordert?«
Madouc stieß einen Seufzer aus. »Wohl nicht. Was ist mit den zwei anderen Goldstücken?«
»Habt keine Furcht! Ich werde einen Plan ersinnen, der unseren Zwecken dienen wird! Aber Ihr müßt das Gold sofort bringen, damit ich mit den Verhandlungen beginnen kann!«
»Wie du wünschst, aber führe sie mit gutem Erfolg! Wir müssen Haidion verlassen, bevor etwas geschieht, das unsere Pläne durchkreuzt!«
Sir Pom-Pom, immer noch skeptisch bezüglich des Unternehmens, schaute sich auf dem Stallhof um. »Welches ist unser erstes Ziel?«
»Wir reiten als erstes nach Thripsey Shee, wo ich Rat von meiner Mutter einholen werde.«
Sir Pom-Pom nickte widerwillig. »Sie weiß vielleicht sogar etwas über den Heiligen Gral.«
»Das ist möglich.«
»So sei's denn!« verkündete Sir Pom-Pom mit plötzlichem Schwung. »Ich bin keiner, der den Ruf des Schicksals ignoriert!«
»Brav gesprochen, Sir Pom-Pom! Ich bin gleichen Sinns.«
Sir Pom-Pom sah Madouc mit einem schelmischen Grinsen an. »Wenn ich den Preis
Weitere Kostenlose Bücher