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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Gründen.«
    »Ich werde stillschweigen«, beteuerte Madouc. »Es sei denn, die Königin versucht, mich an jemanden zu verheiraten, der ihr einen falschen Gral bringt; in dem Fall, und wenn alle Stricke reißen ...«
    Kerce wedelte mit der Hand. »Sagt nichts mehr. Ich werde eine getreue und akkurate Kopie von der Zeichnung anfertigen, welche als Attest dienen mag, sollte ein solches vonnöten sein.«
    Madouc verließ die Bibliothek und schlüpfte unbeobachtet zu den Stallungen. Sir Pom-Pom war nirgends zu sehen. Madouc schaute zu Tyfer hinein und rieb seine Nase, dann kehrte sie in die Burg zurück.
    Zu Mittag speiste Madouc mit ihren sechs Zofen im Kleinen Refektorium. Die Mädchen waren ungewöhnlich redselig, gab es doch viel zu beschwatzen. Das beherrschende Thema der Unterhaltung war naturgemäß König Casmirs Proklamation. Elissia bemerkte – vielleicht sogar in aufrichtiger Absicht –, daß Madouc fortan als eine berühmte Person anzusehen sei, deren Name gewiß noch in Jahrhunderten in aller Munde sein würde. »Denkt euch nur!« seufzte Elissia. »Hier ist der Stoff, aus dem romantische Erzählungen gesponnen werden! Legenden werden berichten, wie schöne Ritter von nah und fern Feuer, Eis, Drachen und Troll trotzten; wie sie gegen den wilden Kelten und den grimmen Goten fochten, und alles aus Liebe zu der schönen rothaarigen Prinzessin!«
    Madouc brachte eine kleine Korrektur vor. »Mein Haar ist nicht exakt rot. Es ist von einer höchst ungewöhnlichen Farbe, wie von Kupfer, vermengt mit Gold.«
    Chlodys sagte: »Nichtsdestoweniger wird man Euch um der Legende willen als rothaarig und schön beschreiben, ohne jede Rücksicht auf die Wahrheit.«
    Devonet machte einen gedankentiefen Einwand. »So wie die Dinge liegen, können wir nicht absolut sicher sein, ob es überhaupt je zu dieser Legende kommen wird.«
    »Wieso?« fragte Ydraint.
    »Viel hängt von den Umständen ab. Angenommen, irgendein tapferer und schöner Ritter bringt Königin Sollace den Heiligen Gral. König Casmir fragt ihn, was für eine Belohnung er begehrt. An diesem Punkt hängt der Fortgang der Ereignisse in der Schwebe. Ist der tapfere Ritter der Ehe abgeneigt, dann bittet er den König vielleicht um ein prächtiges Pferd oder um ein Paar tüchtiger Jagdhunde – was natürlich wenig Stoff für eine Legende böte.«
    Chlodys sagte scharfsinnig: »Das ist eine heikle Situation.«
    Felice sprach: »Und noch etwas! Es ist die beste Reliquie, die die Belohnung gewinnt – so heißt es in der Proklamation! Nun könnte es freilich sehr wohl sein, daß trotz größter Mühen und eifrigster Suche die beste Reliquie, die der Königin vorgelegt wird, sagen wir einmal, ein Haar vom Schweif des Löwen ist, der die Heilige Milicia in der römischen Arena fraß. Kümmerliches Zeug, gewiß, aber Madouc muß dennoch den Tropf freien, der einen solchen Gegenstand vorgelegt hat.«
    Madouc warf den Kopf zurück. »Ich bin nicht so fügsam, wie ihr gerne glauben möchtet.«
    Devonet sagte mit würdevoller Miene: »Ich will Euch einen Rat geben! Seid demütig, bescheiden und duldsam! Fügt Euch artig den Geboten des Königs! Es ist nicht nur Eure Pflicht; es ist auch ein Gebot der Klugheit. Das ist mein vernünftiger Rat.«
    Madouc hörte ohne große Aufmerksamkeit zu. »Du mußt selbstverständlich das tun, was du für richtig hältst.«
    »Noch etwas! Der König hat verkündet, wenn Ihr mault oder nörgelt oder versucht, Euch zu drücken oder seinem Edikt zu trotzen, dann wird er Euch schlicht in Knechtschaft weggeben!«
    Chlodys wandte sich zu Madouc, die gleichgültig ihren Rosinenpudding löffelte. »Und was sagt Ihr dazu?«
    »Nichts.«
    »Aber was werdet Ihr tun?«
    »Das werdet ihr schon sehen.«
     

7
    Am zweiten Tag des Festes wurden König Milo und Königin Caudabil früh aus dem Bett geholt und mit einem hastigen Frühstück aus Quark und Hafergrütze abgespeist, auf daß sie zeitig zur Stelle seien, um das Startkommando zum Tauziehwettkampf zwischen den Mitgliedern der Fischhändlerzunft und denen der Steinhauerzunft zu geben.
    Auch Madouc war schon früh auf den Beinen, noch bevor Lady Vosse ihr die Wünsche von Königin Sollace überbringen konnte.
    Madouc ging auf direktem Wege zu den Stallungen. Heute fand sie auch Sir Pom-Pom vor: er war damit beschäftigt, Mist aus den Ställen in eine Karre zu schippen. »Sir Pom-Pom!« rief Madouc. »Komm bitte nach draußen, wo die Luft weniger dick ist.«
    »Ihr müßt Euch gedulden«, antwortete

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