Lyonesse 3 - Madouc
Ich leide noch Tage danach, aber unser Publikum fordert das Spektakel; es kennt uns von altersher, und wir können es nicht enttäuschen!«
Filemon lachte leise. »Es gibt noch eine Abwandlung dieses Kunststückes, bei welcher wir so tun, als wären wir drei unfähige Narren, welche Mikelaus absichtlich fallen lassen, wenngleich wir so tun, als wollten wir ihn auffangen, was uns jedoch wegen der einen oder anderen unserer drolligen Possen mißlingt.«
»Dasa miago lou-lou. Yi. Tinka.«
»Ganz recht!« sagte Filemon. »Und die Suppe ist jetzt fertig, ganz nach Dame Corcas' anspruchsvollen Maßstäben. Ich trage sie euch mit unseren besten Komplimenten auf! Langt tüchtig zu! Auch du, Mikelaus; für einmal in deinem armseligen kleinen Leben sollst du dich so recht nach Herzenslust satt essen!«
»Arum.«
Nach dem Mahl rüsteten Madouc und Sir Pom-Pom sich zur Weiterreise. Filemon rief mit fröhlicher Stimme: »Wenn wir dürfen, ziehen wir mit euch zusammen weiter und beleben so die Reise!«
»Natürlich reisen wir gemeinsam!« verkündete Dame Corcas entschieden. »Es wäre in der Tat traurig, wenn wir jetzt voneinander Abschied nähmen, nachdem wir eine solch fröhliche Zeit miteinander verbracht haben.«
»Dann ist es so entschieden, nach mehrheitlichem Votum!« erklärte Filemon.
»Wir werden als kleine Gruppe von lustigen Kumpanen reisen«, erklärte Dame Corcas. »Wiewohl ihr zwei auf feinen Rössern reitet, während wir zu Fuß gehen – oder im Falle des armen Mikelaus: trippeln und traben – müssen. Sei tapfer, guter Mikelaus! Eines Tages wird das Schicksal sich auch für dich zum Guten wenden und dir eine feine Belohnung für alle deine großherzigen Taten spenden.«
»Yi arum bosko.«
Die Gruppe machte sich auf den Weg: Sir Pom-Pom ritt auf Fustis vorneweg; dahinter folgte Madouc auf Juno, beide in einer Gangart, die gemächlich genug war, daß Filemon und Dame Corcas, die hinter ihnen herstapften, mühelos Schritt halten konnten und selbst Mikelaus, indem er zuerst mit äußerster Geschwindigkeit vorausrannte und dann zum Verschnaufen innehielt, nur unwesentlich zurückfiel.
Der Pfad schlängelte sich über Berge und durch Täler: zwischen Hagedornhecken oder niedrigen Zäunen aus bemoostem Feldstein hindurch; vorbei an Weinbergen und Obstgärten, Gerstenfeldern und blumengsprenkelten Wiesen; in den Schatten kleiner Wälder und wieder hinaus ins offene Sonnenlicht.
Nachdem sie so zwei Stunden gereist waren, gab Dame Corcas urplötzlich einen erstickten Schrei von sich, faßte sich an die Brust und sank auf die Knie, wo sie röchelnd und schluchzend verharrte. Filemon stürzte unverzüglich zu ihr, um sie zu pflegen. »Meine teure Corcas, was ist es diesmal? Wieder einer von deinen Anfällen?«
Dame Corcas schaffte es nach einiger Mühe, zu sprechen. »Ich fürchte es. Zum Glück scheint es diesmal nicht gar so arg wie sonst, und ich brauche meine Arznei nicht. Trotzdem muß ich mich eine Weile ausruhen. Du und der liebe Mikelaus müßt ohne mich nach Biddle Bray weiterziehen und alle nötigen Vorkehrungen für die Festveranstaltung treffen. Sobald ich mich besser fühle, werde ich allein weiterkriechen, in meinem eigenen Tempo, und wenn die Parzen mir wohlgesonnen sind, werde ich noch rechtzeitig eintreffen, um meinen Part bei der Vorstellung zu erfüllen.«
»Undenkbar!« erklärte Filemon standhaft. »Bestimmt gibt es eine bessere Lösung für das Problem! Laß uns den Rat unserer Freunde einholen.« Er wandte sich an Sir Pom-Pom. »Was meint Ihr?«
»Ich möchte nicht gern einen Rat erteilen.«
Filemon hieb sich mit der Faust in die offene Hand. »Ich hab's!« Er wandte sich Madouc zu. »Vielleicht könntet Ihr so gütig sein, Dame Corcas an Eurer Statt bis nach Biddle Bray weiterreiten zu lassen. Es ist nicht mehr allzu weit bis dorthin.«
»Das wäre höchst kameradschaftlich und gütig«, schrie Dame Corcas leidenschaftlich. »Ich fürchte, daß ich sonst die ganze Nacht hier auf der Straße liegen muß, bis ich wieder bei Kräften bin.«
Madouc saß mißmutig ab. »Ich denke, es wird mir nicht allzu sehr schaden, ein wenig zu Fuß zu gehen.«
»Ich danke Euch von ganzem Herzen!« schrie Dame Corcas. Mit erstaunlicher Behendigkeit trat sie an Junos Seite und schwang sich in den Sattel. »Ah!
Schon fühle ich mich besser! Filemon, sollen wir ein flottes Liedchen singen, um unsere Lebensgeister anzufachen?«
»Gern, meine Teure! Welches soll's denn sein?« »›Das Lied von den
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