Lyonesse 3 - Madouc
noch viel zu heiß für Mikelaus!«
Filemon spottete über ihre Vorsicht. »Bestimmt nicht! Mikelaus hat den Schlund eines Salamanders! Laß mich die Temperatur prüfen.« Er nahm den Napf und hob ihn an die Lippen. »Die Suppe ist ausgezeichnet, aber du hast recht; sie ist viel zu heiß für Mikelaus.«
»Jetzt ist nicht mehr viel in dem Napf«, sagte Sir Pom-Pom.
Mikelaus sagte: »Gamkarch noop. Bosumelists.«
»Du mußt nicht so gierig sein!« schalt ihn Dame Corcas. »Der junge Herr hier wird bestimmt noch mehr Suppe kochen, wenn nicht genug da ist.«
Madouc sah jetzt, woher der Wind wehte, und sagte mit einem Seufzen: »Na schön, Sir Pom-Pom. So gib denn jedem einen Napf. Ich kann nicht essen, wenn diese hungrigen Kreaturen mir jeden Bissen schier aus dem Mund gucken.«
Sir Pom-Pom knurrte: »Was ich gekocht habe, langt gerade für uns.«
»Kein Problem!« erklärte Filemon schwungvoll. »Wenn gute Kameraden sich auf der Straße begegnen, teilen sie alles brüderlich miteinander, und jeder bekommt seinen gerechten Anteil von dem, was jeder einzelne beizusteuern hat! Ich sehe dort ein feines Ende Schinken, Zwiebeln, Brot, Käse, und wenn mein Blick mich nicht trügt, sogar eine Flasche Wein! Wir werden ein rechtes Festmahl abhalten, hier auf der Straße, zu welchem jeder sein Bestes beisteuern soll! Corcas, du mußt dich nützlich machen! Geh dem jungen Herrn mit den feinen Stiefeln wacker zur Hand!«
Dame Corcas sprang auf, und so hurtig, daß Sir Pom-Pom den flinken Bewegungen ihrer Hände kaum zu folgen vermochte, warf sie große Stücke Schinken, ein halbes Dutzend Zwiebeln und drei Hände voll Hafermehl in den Topf. Während Sir Pom-Pom und Madouc noch verdutzt zuschauten, hatte Filemon schon die Flasche Wein erbrochen und sich einen kräftigen Schluck von ihrem Inhalt einverleibt.
Mikelaus sprach: »Arum. Cangel.«
»Warum nicht?« sagte Filemon. »Du bist arm, elend und ungestalt, und nur zwei Fuß groß; doch warum solltest du nicht trotzdem dann und wann einen Schluck Wein genießen können, im Verein mit dem Rest deiner lustigen Kameraden?« Er reichte die Flasche Mikelaus, der sie an den Mund setzte und hoch in die Luft neigte.
»Genug!« schrie Dame Coras. »Während ich hier stehe und die Suppe umrühre und der Rauch mir in den Augen brennt, sauft ihr zwei den ganzen Wein aus! Stellt die Flasche weg! Unterhaltet diese zwei feinen Leute mit euren fröhlichen Possen.«
»Noch einen kleinen Schluck«, bettelte Filemon. »Er wird meine Lippen für die Querpfeife ölen.«
Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck, dann holte er seine Querpfeife hervor. »Wohlan, Mikelaus! Du mußt dir deine Suppe verdienen! Zeig uns deinen besten Seemannstanz!«
Filemon stimmte eine flotte Weise an, mit perlenden Läufen und schrillen Crescendi, mit Trillern hoch und Schnörkeln tief, während Mikelaus mit schwingenden Armen und wirbelnden Beinen einen wilden Hupfauf tanzte, den er mit einem tollkühnen Salto abschloß.
»Gute Arbeit, Mikelaus!« schrie Dame Corcas. »Vielleicht werden unsere Freunde dich mit ein paar Münzen belohnen, wie es unter feinen Leuten Sitte ist!«
Sir Pom-Pom brummte: »Seid zufrieden, daß ihr unsere Suppe essen und unseren Wein saufen dürft.«
Filemon bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick aus seinen großen runden Augen. »Wir sind Kameraden der Straße – Vagabunden derselben fernen Horizonte! Heißt es nicht, teilst du mit einem, teilst du mit allen? Das sind die Regeln der braven Wandersleute!«
»Wenn das so ist, dann bin ich lieber kein braver Wandersmann«, murmelte Sir Pom-Pom.
Dame Corcas stöhnte plötzlich auf. »Ah! Wieder diese stechenden, zwackenden Schmerzen! Es ist mein Leiden; ich habe mich überanstrengt, wie es meine Gewohnheit ist! Immer tue ich zuviel für andere! Filemon, rasch, meine Arznei! Wo ist sie?«
»In deiner Tasche, meine Teure, wie immer!«
»Ah, in der Tat! Ich muß meine Anstrengungen mindern, sonst werde ich noch ganz krank!«
Sir Pom-Pom sagte: »Wir schauten Euch auf dem Jahrmarkt zu. Ihr tolltet mit großer Behendigkeit herum. Filemon warf Mikelaus hoch in die Luft, und Ihr ranntet schnell wie der Wind, ihn mit dem Netz zu erhaschen.«
»Gurgo arraska, selvo sorarsio!« ließ sich Mikelaus vernehmen.
Dame Corcas sagte: »Ja, es war ein schmählicher Fehler, an welchem wir dem Hund die Schuld geben müssen.«
»Bismal darstid: mango ki-yi-yi.«
»Wie auch immer«, sagte Dame Corcas, »das Kunststück verlangt mir viel ab!
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